
Das hellgelb gestrichene Bauernhaus an der Hastedter Heerstraße ist nicht zu übersehen. Es ist eines der letzten in Hastedt und stammt aus dem Jahr 1826. Früher befanden sich dort Stallungen. Der Urgroßvater von Delf Kracke hatte es einst erworben, sein Vater Rolf hat es umgebaut. 30 Jahre lang war Rolf Kracke in der Werkstatt als Tischlermeister und nebenbei aber auch als Gerüstbauer tätig. Vor 20 Jahren hat Delf Kracke, der in Brinkum wohnt, die Nachfolge angetreten. Nun kann er Firmenjubiläum feiern.
Und er hat gut zu tun, das Telefon steht nicht still, und gerade klingeln Kunden an der Tür, die einen Spezialauftrag für ihn haben. Kracke unterhält sich mit ihnen in seiner Werkstatt, in der er unterschiedliche Hölzer vorrätig hat und wo seine Maschinen stehen. Kracke ist Tischler aus Leidenschaft, das ist auf den ersten Blick zu merken. "In solch einen kleinen Betrieb muss man schon viel Zeit und Lust investieren", betont der Tischlermeister ist, der auch eine Ausbildung zum Betriebswirt absolviert hat. Der eigentliche Handwerksberuf und die Buchhaltung, da komme schon mal schnell eine tägliche Arbeitszeit von zehn Stunden zusammen.
Die Leidenschaft für das Tischlerhandwerk ist seit fünf Generationen bei den Krackes ausgeprägt. "Die Liebe zum Beruf wurde mir von meinen Eltern in die Wiege gelegt", sagt der Meister. Schon Delf Krackes Urgroßvater hatte eine Zimmerei, wenn auch nicht an der Hastedter Heerstraße. Heute beschäftigt Delf Kracke zwei Lehrlinge und einen Gesellen. Nachwuchs-Probleme, wie sie häufig von Handwerksbetrieben beklagt werden, habe er nicht, sagt der Meister. Die Vielseitigkeit des Berufes und die Aussicht, kreativ, flexibel und mit Improvisationen etwas zu produzieren und zu bauen, mache die Attraktivität des Berufes aus. Immerhin bauen Gesellen rund drei Wochen an ihrem Gesellenstück. Und solche Qualität habe eben auch ihren Preis, betont der Tischlermeister. Dafür bekommen Kunden nachhaltig produzierte, hochwertige Möbel, die eine lange Lebensdauer haben. "Und das rechnet sich durchaus. Das ist dann ganz anders, als wenn nach kurzer Zeit bereits die Spanplatten an einem Bücherregal durchhängen", sagt Delf Kracke, der auch Erbstücke wieder aufarbeitet.
Er bedauert es, dass momentan am Markt alte Möbel verramscht werden. Schmuckstücke, die eine Geschichte zu erzählen haben, kommen in den Wohnungseinrichtungen der jüngeren Generation eher punktuell als Hingucker vor. Oft sei es so, dass mit jedem Umzug die Einrichtung beim Discounter neu gekauft werde, hat Kracke beobachtet.
Das sei dem Geschmack beziehungsweise der Mode geschuldet und natürlich schade, sagt er über die Wegwerfgesellschaft. Ein 100 Jahre alter Schrank habe durchaus das Potenzial, weitere Generationen zu überdauern. "So etwas bekommt man heute nicht mehr!"
Er setzt auf Nischenlösungen und bietet als Handwerker seinen Kunden Maßanfertigungen ganz nach individuellen Wünschen. Dazu kommt ein Rundum-Service, also ein großes Spektrum. Das betrifft auch die Reparatur von Einbruchschäden oder aber das Herrichten von Stühlen oder Reparieren von Scharnieren an Küchenschränken. "Wir kommen auch mal auf ein Stündchen bei den Kunden vorbei!", betont Kracke, der auch Fenster, Türen und Haustüren tischlert.
"Gefragt sind auch Spezialanfertigungen wie altersgerechte Umbauten", sagt er. Beispielsweise, wenn es darum gehe, aus einem Doppelbett ein Einzelbett zu machen, das auch noch 15 oder 20 Zentimeter höher ist und Senioren das Schlafengehen erleichtert. "Das geht durchaus."
Dann entfalle der Ärger, den es gebe, wenn beispielsweise ein Bett, das in einem Sanitätshaus gekauft worden sei, nicht in das Schlafzimmer passe. Manchmal sei es auch so, dass Kunden ganz genaue Vorstellungen hätten, die er dann anschließend umsetze: "Beratung und die damit verbundene Kommunikationsfähigkeit sind da schon wichtig."
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