
Dabei hat sie sich auf eine Zeitreise begeben, hat versucht, ihre Erinnerung auferstehen zu lassen, um sie dann künstlerisch zu transformieren. Ihre aktuellen Arbeiten „Anamnesis II“ sind jetzt in der Produzentengalerie Kunstmix im Schnoor zu sehen.
Die Künstlerin Andrea Imwiehe, die viele Jahre in Bremen wohnte und selber zu den Produzenten der Galerie im Schnoor gehörte, ist vor wenigen Wochen nach Berlin gezogen. Zur Eröffnung ihrer Ausstellung im Kunstmix ist sie in die alte Heimat zurückgekehrt und hat sich bei Freunden im Gete-Viertel einquartiert. Ihre Reihe „Anamnesis“ ist eine stetig anwachsende Serie von mittlerweile über 75 Arbeiten. Deren erster Teil „ Anamnesis 1“ wird derzeit in der „KWS Art Lounge“ in Einbeck gezeigt.
Erinnern an Vergangenes
Das griechische Wort „Anamnesis“ dient der Künstlerin als Sprachbild dafür, wenn an Vergangenes erinnert werden soll, um Dingen oder Erklärungen auf die Spur zu kommen. Das „Erinnern“ ist seit vielen Jahren Imwiehes Thema: Wie erinnert man, was erinnert man, und wie kann man Erinnern darstellen. Die Künstlerin hat sich auf die Suche gemacht nach ihren Kindheitsräumen, die zum Teil von Industrie und Bergbau geprägt waren. Aber nicht nur von Fotos hat sie sich inspirieren lassen, sondern sie hat sich auf Spurensuche begeben und die Orte der Vergangenheit wieder aufgesucht. Dort hat sie fotografiert, um die Eindrücke dann künstlerisch weiter zu verarbeiten.
Die in Peine geborene Künstlerin, Jahrgang 1970, hat nach ihrer Ausbildung zur Bauzeichnerin Freie Kunst mit Schwerpunkt Akt- und Naturstudien in Braunschweig studiert. Daran angeschlossen hat sie in Ottersberg auch noch ein „Kunsttherapie- und Kunstpädagogik“-Studium. Sie arbeitet mit Acrylfarben auf Holz und verbindet dabei realistische Malerei mit reliefartigen Linienzeichnungen. Zuerst werden mehrere, genau aufeinander abgestimmte Farbschichten aufgetragen. Dann werden einzelne Elemente, mit der Präzision der ausgebildeten Bauzeichnerin, „grafisch“ mit Hilfe eines Linoleummessers wieder freigelegt – wie eine alte Erinnerung. Von der untersten Schicht bleibt nur ein schmaler umlaufender Streifen übrig, der das Ganze rahmt.
Hinzu fügt die Künstlerin realistische Malerei, dabei oft Naturmotive. Die Zeit in Ottersberg sei wichtig für sie als Künstlerin gewesen, sagt Andrea Imwiehe. Das Studium der Kunsttherapie wirkt nach, zum Beispiel bei den Farben, die sie ganz bewusst auswählt. Sie sagt: Es gehe darum, den richtigen Farbklang zu finden. Man könne nicht alle Dinge erinnern, sagt Imwiehe. Deshalb wirken ihre Bild-Farben mit Weißbeimischung mitunter so verblasst, wie eben Erinnerungen verblassen. Die Technik spiegelt das Thema wider. Oft habe man vergessen was war, aber dann gebe es ein Foto, einen Beweis, und das Ereignis habe also existiert, sagt Imwiehe. Manchmal benötige man dann nur den Anstoß, um Urbilder wieder in sich hervorzurufen. Ein Wechselspiel von Erinnern und Vergessen.
Die Künstlerin erklärt Weiteres zu ihrem Arbeitsansatz. Ein Foto im aktuellen Katalog zur Ausstellung zeigt das vergnügte Kleinkind Imwiehe in einer Wanne mit Wasser auf dem Baugrundstück der Familie. Jahre später wird sie mit anderen Kindern durch die dahinter gelegene Feldmark stromern. Was dem erwachsenen Betrachter sofort auffällt, ist die sich in der Ferne auftürmende Anlage der „Ilseder Schlacke-Verwertung“. Die riesige Industrielandschaft spielte im kindlichen Mikrokosmos damals aber keine Rolle. Andrea Imwiehe hat sich nun aufgemacht, diese alten Industrieorte aufzusuchen. Zum Teil ist mittlerweile daraus sogar ein öffentlich zugänglicher Industriepark mit Kulturzentrum entstanden. „Kleine Aspekte, die mich sehr interessieren“ hat Imwiehe dort aufgegriffen. Details dieser Industrielandschaft tauchen nun in zahlreichen Miniaturen der Künstlerin auf. Kombiniert mit realistischen Versatzstücken wie Bäumen oder anderen natürlichen Elementen, die es dort so aber nicht gibt, wird die monströse Industrie entschärft. Andrea Imwiehe gelingt mühelos die Verknüpfung von Brüchen, Industrie und Landschaft, und darüber hinaus lässt sie Gegenwart und Vergangenheit verschmelzen.
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