
Warum weisen Aktien unterschiedliche Preise auf? „Weil sie aufgrund von Entscheidungen zustande kommen, die letztlich auf unser Selbstbild zurückgehen“, sagt Armin Varmaz, Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Internationales Finanzmanagement an der Hochschule Bremen. „Wir glauben meist, uns rational zu verhalten, doch das ist keineswegs immer der Fall.“ Bei der Vortragsreihe „Wissen um elf“ referierte er im Haus der Wissenschaft unter dem paradoxen Titel: „Fehler richtig gemacht“. Grundsätzlich entscheiden wir uns entweder rational oder intuitiv, wobei im letzteren Fall zwischen Problem und Lösung eine Abkürzung gewählt wird. Diese Alternativen entscheiden letztlich über die Börsen, aber auch darüber, wie wir uns generell verhalten.
Der Wirtschaftswissenschaftler unterscheidet zwischen einem System 1, das schnell eine Lösung für ein Problem präsentieren will und das automatisch und mühelos arbeitet, und einem System 2, das dem rationalen Denken entspricht. Der Einsatz des vernunftgesteuerten Systems koste Anstrengung und verbrauche viel Energie, sei aber zwingend notwendig zur Lösung komplizierterer Probleme.
„Wenn Sie in einer Savanne von einem Löwen verfolgt werden, brauchen Sie System 1 und rennen weg“, sagt Varmaz. „System 1 führt schnelle Entscheidungen herbei.“ System 2 müsse hingegen ständig aktiviert werden, zum Beispiel auch, wenn wir die Steuererklärung machen müssen – und es würde insgesamt fokussierend wirken, sodass wir die Umwelt weniger umfassend wahrnehmen. Im Alltag setze sich System 1 immer wieder durch. „Wir handeln irrational, indem wir zum Beispiel zu viel essen oder das Rauchen nicht aufgeben.“
Psychologie spiele im Finanzwesen eine große Rolle, was er anhand des sogenannten Priming ausführt: „Was assoziiert man, wenn man diese vier Begriffe hört: vergesslich, Glatzkopf, grau, Falte?“ Studenten bildeten die Assoziation „alt“ und bewegten sich im Versuch anschließend deutlich langsamer von einem Raum in den anderen, weil durch den Begriff Altsein eine bestimmte Bahnung in ihrem Gehirn stattgefunden habe. „Umgekehrt wirkten sich Signalwörter wie Wettbewerb oder Leistung positiv auf die Lösung von Mathematikaufgaben aus.“
Ein weiterer psychologischer Faktor, der in der Ökonomie wie im Alltag wirksam sei, ist der Anker-Effekt: Danach beeinflussen eigentlich irrelevante Faktoren eine Entscheidung. Dies spiele an der Börse eine große Rolle, indem zum Beispiel der höchste Kurs einer Aktie im Laufe eines Jahres als Anker gewählt wird. Auch beim Verkauf von Waren werde er eingesetzt, wenn ein Verkäufer dem Kunden zunächst den teuersten Fernseher zeigt und anschließend den zweitteuersten – er werde ihn eher kaufen, weil er im Vergleich kostengünstiger ist. „Auch im Alltag laufen wir immer wieder in die Anker-Falle“, sagt Varmaz. Armin Varmaz leitet aus diesen psychologischen Tatbeständen Empfehlungen für die eigene Geldanlage ab: Man solle sich stets bewusst sein, wann System 1, also die intuitiv gesteuerte Entscheidungsfindung, arbeite. Anker gelte es zu vermeiden, und Gewinne und Verlust solle man nicht gegeneinander ausspielen. Verluste solle man nicht aussitzen, sondern versuchen, sie zu begrenzen. Es gehe letztlich darum, in Systemen zu denken und das Portfolio zu beachten, das heißt, den Gesamtbestand eines Unternehmens an Investitionen, Vermögen, Produkten, Vermögenswerten oder Wertpapieren – deren Qualität unterliege im Verlaufe der Zeit Veränderungen.
Armin Varmaz rät zur Diversifizierung und zum Kauf marktweiter Exchange-traded-Funds (ETF), also börsengehandelten Indexfonds, mit denen die Wertentwicklung eines Index wie des DAX abgebildet wird. Mit einem ETF könne man mit einem Wertpapier kostengünstig in ganze Märkte investieren.
Dennoch – Sicherheit würde es in der Finanzbranche nie geben: „Denn Ökonomen können niemals Prognosen über den Verlauf von Aktien machen, auf die man sich verlassen kann“, sagt Varmaz, der anschaulich zeigte, welche unerkannte Psychologie in Finanzmärkten wie auch in Alltagsentscheidungen steckt.
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