
Worin lag die Grundintention, als die Stiftung Haus Seefahrt vor rund 500 Jahren gegründet wurde?
Rolf Umbach: Die Gefahren der See und die sehr zahlreichen Verluste und Unfälle früherer Zeiten haben für die hinterbliebenen Familienangehörigen oftmals zu bitterer Armut geführt. Acht Schiffer erwirkten nach einer Eingabe beim Senat 1545 die Erlaubnis zur Gründung einer Versorgungseinrichtung, genannt „Arme Seefahrt“. Als die Kasse durch Spenden und zu entrichtende Reisegelder in der Lage war, in der Hutfilterstraße das erste Haus zu kaufen, führte dies zur Umbenennung in „Haus Seefahrt“ und Seefahrtshof. Die Verwaltung konnte nunmehr durch die weiterhin zur See fahrenden Schiffer allein nicht mehr bewältigt werden und wurde zu Teilen an Kaufleute übergeben. Die acht Gründungsmitglieder waren aber weiterhin als sogenannte Ober-Alte, unterstützt von 22 beratenden Schiffern, den Ältesten, für die Ordnung verantwortlich. Die Regeln und Gesetze verkündeten die Vorsteher und Oberalten für jeden Bewohner und Besucher sichtbar auf einer hölzernen Tafel in 17 Geboten und Regeln, die trotz aller Zeitströme und damit verbundener Anpassungen die Grundlage der gültigen Verfassung sind.
Wie gestaltet sich heute das Leben im Haus Seefahrt, und wie hat es sich in den vergangenen Jahren verändert?
Bis heute wird diese Verwaltungsform trotz aller äußeren Einflüsse praktiziert. Immer haben sich die aus Kaufleuten und Kapitänen zusammengesetzten Mitglieder für den Erhalt der Stiftung eingesetzt. Alle für die Verwaltung tätigen Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Ich selbst bin noch während meiner Seefahrtszeit 1973 Mitglied geworden.
Seit wann sind Sie als Archivar im Haus Seefahrt tätig?
Ab 1977 war ich bis zum Eintritt in den Ruhestand als Seelotse auf der Weser tätig und bin seit fünf Jahren als Archivar aktiv.
Ist die Grundintention der Stiftung nach fast 500 Jahren im Kern immer noch dieselbe? Wer ist Mitglied im Haus Seefahrt?
Im Jahre 2010 wurde mit einer Verfassungsänderung jungen Nautikstudentinnen und -studenten die Möglichkeit geboten, eine Wohnung auf dem Seefahrtshof, sofern verfügbar, für die Zeit ihrer Regelstudienzeit zu beziehen oder eine finanzielle Unterstützung zu erhalten. Hierbei spielt auch der Gedanke eine Rolle, die stark abnehmende Zahl der an der Seefahrt interessierten jungen Leute als Mitglieder der Stiftung zu gewinnen. Diesbezügliche Erfolge sind zu verzeichnen.
„Seefahrt ist not“ – so formulierte es einst Gorch Fock. Die Seefahrt ist ja heute wie damals ein gefährliches Berufsfeld. Worin bestehen diese Gefahren heute im Besonderen, Herr Umbach?
Heute sind Unglücke wie Strandungen oder Untergänge auch durch behördliche Überwachung selten geworden. Eine Gefahr durch Piraterie ist in wechselnder Stärke zu vermerken und in einigen Fahrtgebieten nur schwer in den Griff zu bekommen.
Das E-Mail-Interview führte Sigrid Schuer.
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