
Beton und Skulptur trifft auf Acrylglas-Malerei: Dass das sehr gut zueinander passt, zeigt die Ausstellung „(Archi)tektonisch“ der Bildhauerin und Keramikerin Ulrike Möhle und des Malers Bernd Müller-Pflug in der Villa Sponte, deren Werke noch bis zu Sonntag, 9. Juni, zu sehen sein werden.
„Klare Kuben, die Innenräume haben. Die auch Farbe haben, sich aber in der Materialität stark unterscheiden“, beschreibt Ulrike Möhle ihre Arbeiten, die an der Wand des Ausstellungsraumes hängen: Drei kleine Würfel aus Beton, die mit Lichtschlitzen versehen sind und an zwei Seiten Plexiglas in leuchtenden Farben aufweisen: „Das farbige, lichtdurchlässige Plexiglas steht im Gegensatz zum lichtundurchlässigen Beton. Das Plexiglas leuchtet durch das Neonglas, das Licht bricht sich darin.“ Es entsteht an den Rändern des Glases somit ein verblüffender Leuchteffekt – „es bringt etwas Lineares hinein.“ Zudem werde durch das Plexiglas der dahinter liegende Raum spürbar. „Und durch die Lichtschlitze entsteht Leichtigkeit, obwohl es eigentlich ein sehr schweres Material ist“, sagt die in Syke lebende Künstlerin.
„Stapeln, schieben, schichten“, nach diesem Prinzip arbeitet Ulrike Möhle: „Ich öffne Räume und gebe die Möglichkeit, das Innere wahrzunehmen. Das Ineinandergreifen ist schon lange Jahre mein Thema.“
Nicht nur die Würfel an der Wand, auch ihre skulpturalen Arbeiten, die auf einem Sockel daherkommen, zeigen diese Öffnung der Räume und ein regelrechtes Spielen mit Materialien, Farben und Oberflächen: „Die poröse Oberfläche ist von mir forciert“, erklärt sie, „damit spiele und arbeite ich, um den Beton lebendiger erscheinen zu lassen.“ Bereits seit 2009 arbeitet Ulrike Möhle mit Beton, zuvor hat sie sich lange Jahre mit Keramik beschäftigt. Das spiegelt sich auch in ihren Arbeiten wider, in denen sie beide Materialien kombiniert: „Besonders die Kombination zwischen Keramik und Beton reizt mich, weil es gegensätzliche Verfahren bei der Herstellung sind.“ Und doch stünden die Stoffe in einer Verwandtschaft zueinander: „In beiden Stoffen ist Sand, der Quarzsand enthält“, erklärt die gelernte Keramikerin. Die Skulpturen zeigen aber auch regelrecht labyrinthische Formen, „es geht immer um die Form in der Form, die zusammengefügt wieder Räume bilden und die dann durch die Lichtschlitze erhellt werden“. Eine Arbeit resultiere dabei aus der nächsten und schaffe eine große thematische Kontinuität: „Licht, Schatten, außen, innen – aber nie Wiederholung.“
Thematisch sieht sie auch Überschneidungen mit den Arbeiten Bernd Müller-Pflugs: „Bei ihm wird die Arbeit als ,tektonisch’ beschrieben, meine Arbeiten heißen ebenfalls so. Auch Bernd Müller-Pflug arbeitet mit Licht und Schatten bis hin zu einer Farbpräferenz. Wir haben Arbeiten ausgesucht, die zueinander passen.“ Bernd Müller-Pflug malt seit zehn Jahren auf transparenten Bildträgern – zuerst auf Glas, dann auf Acrylglas. „Ich beschäftige mich mit Raum“, erklärt er, „Raum ist die Gefasstheit unserer Existenz.“ Auch in den Arbeiten des im Viertel lebenden Künstlers ist eine Vorliebe für geometrische, farbige Strukturen zu erkennen, die in die Tiefe gehen: „Ich komme zu Raumkonstruktionen, die nicht mehr eindeutig zu fassen sind. Dadurch sind kaleidoskopartige Raumerfahrungen möglich – multiperspektivische Blöcke werden in eine Form eingegossen.“ Seine Werke nähmen Kontakt auf mit moderner Architektur, zu Wolkenkratzern und Glasgebäuden: „Da geht es auch um Durchlässigkeit des Raums.“ Aufgrund der hochtransparenten Oberfläche ergäben sich interessante Spiegeleffekte: „Realer Raum vermischt sich mit gemaltem Raum.“
Überwiegend seien die Bilder von hinten mit transparenten Farben auf die Acrylglasscheibe gemalt worden. „Man malt also seitenverkehrt und rückwärts. Nicht wie in der klassischen Malerei. Ich kann das nicht kalkulieren, das schätze ich. Das Bild entsteht im Malprozess.“ Seine kleineren Werke, die an florale Motive erinnern, seien dagegen eher naturnahe Prozesse: „Aber auch das ist Raum. Aus der Biologie, zellartige Strukturen.“ Müller-Pflugs Arbeiten haben eine starke Expansion nach außen, wie er sagt: „Die Arbeiten brauchen Raum, deshalb versuche ich auch, sie nicht mit einem Rahmen einzugrenzen.“
Die Ausstellung „(Archi)tektonisch“ mit Werken von Ulrike Möhle und Bernd Müller-Pflug ist bis Sonntag, 9. Juni, in der Villa Sponte,
Osterdeich 59 b, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags, sonnabends und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr. Weitere Informationen unter www.villa-sponte.de. Der Eintritt ist frei.
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