
Oberneuland. Um die Hauptrolle der Magd Grusche gab es keinen Streit, erzählen die Mädchen. Sofia lässt Antonia den Vortritt, sie selbst hat in einer früheren Inszenierung als "Momo" schon einmal im Mittelpunkt gestanden. Antonia ist also jetzt die beherzte Magd , die sich um das verlassene Kind einer Gouverneurin kümmert und es an sich nimmt. Ihre Gegenspielerin jedoch sieht sich als rechtmäßige Mutter, obwohl sie nach dessen Geburt keinerlei Interesse an ihm hatte, und fordert es zurück. Richter Azdak macht die Probe: Das Kind kommt in einen Kreidekreis, und beide Frauen müssen versuchen, es auf ihre Seite zu ziehen.
Antonia hat sich gleich in die Rolle der Grusche verliebt. Sie strahlt übers ganze Gesicht, als sie von der Liebe zu dem angenommenen Kind spricht, die sie wirklich zu empfinden scheint. Ihre Haare sind mit einem honiggelben Kopftuch aus dem Gesicht genommen, die Hände lässt sie in ihrem Schoß ruhen.
Schon im Herbst die Texte gelesen
Im letzten Herbst hat die kleine Schauspielgruppe angefangen, den kompletten Text des handlungsmäßig verschachtelten Brecht-Stückes zu lesen. Oberstufenlehrer Dieter von Glahn findet die Geschichte, die im ostasiatischen Raum angesiedelt ist, aus einem bestimmten Grund passend: Auch an der Tobias-Schule sind viele Pflege- und Adoptivkinder.
In der Schule selbst wird nach dem Waldorf-Lehrplan unterrichtet, sie ist eine der wenigen noch verbliebenen Förderzentren. Beim Theaterspielen kann sich jeder einbringen, ganz gleich, ob Förderbedarf in der geistigen Entwicklung, der Sprache, dem Lernen oder dem Verhalten besteht. Und das tun die Schüler auch, Adrian als Panzerreiter, Johanna als Bäuerin oder Paul als fetter Fürst. Hingebungsvoll proben sie in ihren dekorativen Kostümen, die zum Teil aus dem Bremer Theater stammen oder von Waldorflehrerin Bettina Schneider genäht wurden. "Auch die anderen Kollegen unterstützen uns, wo sie können", sagt von Glahn. "Sonst ist hier in der Aula Sportunterricht, der findet zurzeit auf der Wiese statt. Und der Kollege David Hodgkinson improvisiert während der Theateraufführung die Akkordeonbegleitung à la Kurt Weill."
In die Vorbereitungszeit fiel auch die laut Dieter von Glahn "sehr anregende und belebende gemeinsame Fahrt nach Berlin – zum ehemaligen Brecht-Theater am Schiffbauerdamm." Ganz preisgünstig mit der Bundesbahn und ermäßigtem Eintritt in eine Aufführung des Berliner Ensembles mit dem "kaukasischen Kreidekreis". Wenn die Aufführungen über die Bühne gegangen sind, findet noch eine Klassenfahrt statt, und zwar nach Cambridge. Darauf freuen sich die Schüler schon sehr.
Die Ballade vom kaukasischen Kreidekreis wird aufgeführt am Sonnabend, 27. April, 20 Uhr, und am Sonntag, 28. April, 16 Uhr, in der Aula der Tobias-Schule, Rockwinkeler Landstraße 41, Telefon 259884. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten
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