
Horn-Lehe. Bereits zu Beginn des Jahres hatte Ridhi Kashyap die "English Conversation Class" von Heidi Podlasli-Labrenz im Zentrum für Weiterbildung (ZWB) besucht. Nun kehrte sie zurück, um die Diskussion über Migration mit den Kursteilnehmern fortzuführen – auf Englisch. Eigentlich liegt der Forschungsschwerpunkt der Gastforscherin bei muslimischen Jugendlichen der zweiten Generation, die sie hinsichtlich bestimmter Merkmale in Europa miteinander vergleicht. Beim ZWB-Vortrag gibt sie allerdings eine allgemeine Einführung in das Thema und beleuchtet zusätzlich die in England lebenden Muslime.
Laut Definition sind Migranten Menschen, die außerhalb ihres Geburtslandes leben. Das sind mittlerweile etwa drei Prozent der Weltbevölkerung beziehungsweise rund 200 Millionen Menschen. Im Vergleich zum 19. Jahrhundert ist die Zahl zwar gesunken, trotzdem gibt es einen großen Unterschied: Menschen wechseln nicht mehr nur einmal ihren Lebensmittelpunkt, sondern häufiger.
Von Indien in die USA
Als bestes Beispiel dafür nennt sich Ridhi Kashyap selbst. In Indien geboren, lebt sie mittlerweile in den USA als Wissenschaftlerin. Um ihre Forschungsarbeit zu vertiefen, ist ihr momentaner Wohnort jedoch Deutschland.
Gründe und Formen von Migration können heute nicht mehr pauschalisiert werden. Es gibt kurze und lange Aufenthalte, Hochqualifizierte und Niedriglohnbezieher, familiäre oder berufliche Entscheidungen, die Gründe sind mannigfaltig. Ridhi Kashyap macht darauf aufmerksam, dass es eben nicht mehr nur um die "Flucht" aus armen in reiche Länder geht, sondern parallel viele Wanderungsströme stattfinden. Wenn allerdings ein gut positionierter Geschäftsmann von Deutschland nach Frankreich zieht, wird gerade diese Form von Bewegung in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, da sie nicht problematisch ist. Trotzdem handelt es sich um Migration.
Mehr Aufmerksamkeit erhalten da die kritischen Wanderungsbewegungen wie in ihrem Heimatland Indien. Dort verschlägt es etwa acht Prozent aller fertig ausgebildeten Ärzte nach Amerika, Kanada oder ins Vereinigte Königreich. Das führt dazu, dass in einigen Regionen Indiens 200000 Einwohner nur von einem Arzt versorgt werden können.
In der Wissenschaft und der Gesellschaft wird immer wieder die Frage gestellt, wer überhaupt als Migrant in Statistiken geführt werden soll. Gehören saisonale Arbeiter dazu, sind Fälle wie Ridhi Kashyap überhaupt Migranten? In diesem Zusammenhang fällt anstatt der Begriff Migrant, oft das Wort Mobilität. Was die Wissenschaftlerin daran stört ist, dass viele der Auswanderungen eben nicht aus Vergnügen am Reisen passieren, sondern unter Einsatz des jeweiligen Lebens, weil im eigenen Land eine instabile Situation herrscht.
Studie zu Muslimen
Nachdem die ZWB-Hörer untereinander diskutiert haben, was für sie Migration bedeutet und was einen Migranten ausmacht, geht Ridhi Kashyap besonders auf die Muslime in Großbritannien ein. Das geschieht mithilfe verschiedener Diagramme, die die Religions- und Lebenseinstellungen von Briten mit den dort lebenden Muslimen vergleichen. Die Ergebnisse lassen sich durchaus auch auf Deutschland beziehen. Dabei stellt sich heraus, dass Muslime im Durchschnitt religiöser in ihrem Alltagsleben sind und konservativere Ansichten hinsichtlich der Rollenverteilung zwischen Frau und Mann haben.
Die wichtigste Erkenntnis für Ridhi Kashyap ist jedoch das Ergebnis der Studie, dass diese "konservativen" Einstellungen eigentlich keine Frage der Religion sind, sondern vielmehr der Bildung und des Berufstandes. Hat man nämlich Muslime hinsichtlich von Bildung, Sprache und Berufsstand nach den gleichen Eigenschaften eingestuft wie die britischen Christen, stellt sich heraus, dass der Unterschied zwischen ihren Ansichten minimal ist.
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