
Dicht gebeugt sitzen die Jungen und Mädchen über Anja Fußbachs Künstlerbüchern. Einen hellgrünen Polyesterhasen sehen sie da und ein riesiges Ei, aus lauter Festplatten und Platinen zusammenmontiert. Die Zehntklässler des Gymnasiums Horn sind erstaunt, wie vielseitig die Bremer Künstlerin ist.
Die Idee, Anja Fußbach im Rahmen der Aktion „Klasse-Frauen: Lernen mal anders“ zum Internationalen Frauentag ins Klassenzimmer zu holen und sie von ihrem Werdegang als Frau in der Kunstszene berichten zu lassen, hatte Lehrerin Janin Dietrich, die mit der Künstlerin schon länger bekannt ist.
Von ihrer Arbeit berichtete das Allroundtalent, das in einem Atelier am Güterbahnhof bohrt, schraubt, stickt, näht – und das auf witzige, schräge und teilweise recht provokante Art, um den unverfänglichen Gegenständen des alltäglichen Konsums die scharfen Ecken zu entlocken. Dieses kompromisslose „so bin ich“, das die Künstlerin zutage legte, beeindruckte die Schülerinnen und Schüler. Aus der autonomen Punkszene kommend, hat sie als Autodidaktin keine klaren Karrierewege beschritten, keine Kunstakademie besucht und sich einfach „durchgebissen“.
Dass die Leidenschaft zur Kunst führt, „aber nicht der Wunsch, Geld zu machen – das wäre wie ein Lottogewinn“, berichtete Janin Dietrich den Schülern. Dass Anja Fußbach wie viele andere ihr kreatives Schaffen lebt und es kaum von ihrem Alltag zu trennen ist, imponierte ihnen. „Die klare Haltung zu dem, was man macht, dem eigenen Tun in der Welt“, erklärte Janin Dietrich, sei wichtig, nicht nur für freischaffende Künstler, sondern den Menschen allgemein, um authentisch zu sein.
Eine Reise nach China, bei der Anja Fußbach mit einer Freundin Drucke, Zeichnungen, einfach alle transportablen Kunstobjekte, unterwegs angeboten hat, bescherte dem Duo im Tausch vieles, was man mit Geld nicht kaufen kann: schöne Spaziergänge, Sightseeing, Einladungen zum Essen mit Menschen, die sie unter anderen Umständen nie kennengelernt hätten. „Eine richtig klasse Idee“, fanden die Jugendlichen, die das Fernweh der Künstlerin sehr gut nachvollziehen konnten.
Vor allem Männer gefragt
Der Feststellung, dass es weit weniger Künstlerinnen gäbe und auch „die meistbezahltesten Künstler eher Männer sind. Selbst wenn man sich in Bremens kleiner Kunstszene umschaut, werden mehr Männer ausgestellt“, stimmte Anja Fußbach zu. Herabgesetzt fühle sie sich durch ihr Geschlecht jedoch nicht, ihr Stand in der Szene wirke dem entgegen. Dass aber ein seit Jahrtausenden bestehendes Patriarchat nicht in wenigen Generationen aufzulösen sei, da waren Schüler, Künstlerin und Lehrerin sich einig: „Es gibt noch viel Arbeit.“
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