
Mit einer Gruppe Gleichgesinnter ein Haus bauen oder einen großen Altbau sanieren, um danach gemeinsam in dem Objekt zu wohnen – immer mehr Menschen in Bremen teilen diesen Wunsch. Daher ist vor zwei Jahren im Bauressort die Koordinierungsstelle für Baugemeinschaften / Gemeinschaftliches Wohnen eingerichtet worden, um Interessierte bei dem Vorhaben zu unterstützen.
Das gemeinschaftliche Bauen war auch Thema beim „Bremer Stadtdialog“ – und die Stühle im Roten Salon im Speicher XI reichten kaum aus: Rund 130 Besucher – Architekten, Investoren, Bauträger, bereits existierende Baugruppen und viele Neugierige – waren gekommen, um unter der Überschrift „Bremen und Baugemeinschaften? Ja, das geht!“ mitzudiskutieren und Anregungen zu geben. Beim Thema Baugemeinschaften geht es auch um „Stadt machen“, betonte Senatsbaudirektorin Iris Reuther. Was sie meinte, verdeutlichte Tübingens Baubürgermeister Cord Soelke. Die schwäbische Universitätsstadt vergibt seit den 1990er-Jahren gezielt Projekte an Baugemeinschaften. „Wir glauben, dass man mit Baugemeinschaften eine andere Art von Stadt bauen kann“, sagte Soelke und erklärte, inwiefern gemeinschaftliche Wohnprojekte zur Qualität eines Quartiers beitragen.
Platz für 1000 Wohneinheiten
Bauherren erlebten sich als Akteure, nicht als „Opfer“ von Stadtentwicklung, stellte er fest. Sie übernähmen Verantwortung für das eigene Quartier. Baugemeinschaften könnten zudem die Baupreise im Schnitt 15 bis 20 Prozent niedriger halten als große Firmen, was eine breitere soziale Mischung mit sich bringe. Ferner entwickelten sie ganz unterschiedliche, häufig ungewöhnliche und innovative architektonische Konzepte. Im Gegenzug müsse Stadtplanung aber auch gestalterische Spielräume schaffen – und Vielfalt akzeptieren beziehungsweise aushalten können, merkte er an.
Auch Bremen will gemeinsam Stadt gestalten – zum Beispiel im Hulsberg-Viertel, wo durch den mittlerweile für 2018 erwarteten Umbau des Klinikums Mitte knapp 14 Hektar Fläche frei werden. Platz für rund 1000 Wohneinheiten. Seit 2011 bereitet die Stadt die Neugestaltung des Quartiers vor.
Das öffentliche Interesse ist groß. Neben mehreren Baugruppen, die ihre Bewerbungen vorbereiten, ist eine Initiative dabei, die „Stadtteilgenossenschaft Neues Hulsberg-Viertel“ zu gründen.
Den Aktivisten geht es vor allem um die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Dafür wünschen sie sich Unterstützung, etwa durch ein spezielles Förderprogramm. „Es muss ein Impuls von der Politik kommen“, betonte Peter Bargfrede von der Initiative, der sich ausdrücklich für eine Grundstücksvergabe nach dem Erbbaurecht aussprach, um die knappen Bodenressourcen vor Spekulation zu schützen. Hinsichtlich des Klinikum-Geländes gewinne man langsam den Eindruck, dass am Ende gelte „Preis schlägt Konzept“, kritisierte Peter Böhme, Bauausschusssprecher im Beirat Östliche Vorstadt. Denn Florian Kommer, Geschäftsführer der städtischen Grundstücksentwicklungsgesellschaft, hat die Auflage, mit dem Verkauf der Flächen 54 Millionen Euro einzufahren. So wächst die Sorge, dass Baugemeinschaften auf der Strecke bleiben.
Bewerbungen im vierten Quartal
Dass auch erhaltenswerte Altbauten für Baugemeinschaften attraktiv sind, berichtete Angela Hansen von der Agentur für Baugemeinschaften aus Hamburg. Günstiger seien diese Vorhaben zwar nicht, aber Bestandsgebäude hätten Charme, sagt sie und rät auch zum Erhalt alter Gebäude.
Dass Baugemeinschaften eine realistische Alternative sein können, nahmen viele Zuhörer aus der Diskussion mit. Deutlich wurde aber auch, dass noch einiges zu klären ist. Etwa, wie Grundstücke zugeschnitten und nach welchem Prinzip sie vergeben werden, oder wie Genossenschaften gefördert werden könnten.
Mehrere aktive Gruppen stecken bereits voll im Thema. Die Spannung steigt. Denn im vierten Quartal dieses Jahres können sich Baugemeinschaften für den Wohnpark an der Schwachhauser Heerstraße 235 bewerben, ab Anfang 2016 sollen Baugrundstücke im Kaffeequartier in der Überseestadt und am Dedesdorfer Platz in Walle ausgeschrieben werden. Ab Juni 2016 soll es um Konzepte für die Gartenstadt Werdersee gehen.
Weitere Informationen zum Thema gibt es beim Bausenator auf der Internetseite www.bau.bremen.de/info/baugemeinschaften.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
Ganz ...