
Eigentlich ist der Schwachhauser Komponist. Tagsüber beschäftigt er sich mit Neuer Klaviermusik oder lehrt an der Uni. Seit einigen Jahren hat er abends eine zweite Leidenschaft. Wo immer in Bremen Stummfilme aufgeführt werden, begleitet er sie am Klavier. Zu Slapstick, Dramen und Experimentellem hat der 45-Jährige bereits gespielt. Rund 200 Filme mögen es nach seiner Schätzung im Laufe der Jahre gewesen sein.
Begonnen hat seine zweite Karriere nach einem Besuch im Kino 46. "Dort wurde ein Stummfilm gezeigt, aber der Pianist war ausgefallen, und das hat einfach nicht so gewirkt", erinnert er sich. Beim Rausgehen fragte er, ob er nicht beim nächsten Mal spielen könne. Ein paar Wochen später wurde er zum ersten Mal engagiert, und seitdem ist er zum Hauspianisten im Kino 46 geworden.
Zwölfjähriger Geschichtenerzähler
"Mein erster Film dort war Carmen mit Pola Negri", erzählt der Musiker. Seither sind viele Klassiker der Filmgeschichte dazugekommen. "Metropolis" von Fritz Lang, "Nosferatu", "Das Phantom der Oper", aber auch Komödien wie "The Navigator" mit Buster Keaton oder "Modern Times" von Charlie Chaplin.
Bereits als Kind hatte Ezzat Nashashibi eine Vorliebe für Musik, die mit anderen künstlerischen Formen verbunden war. Damals erzählte der 12-Jährige schon gerne Geschichten, die er mit Musik untermalte. Mit 15 begleitete der gebürtige Wuppertaler erstmals einen Film am Piano. In der Folgezeit spielte er Jazz, experimentierte mit anderen Geräuschquellen und setzte elektronische Musikinstrumente ein. Neben seinem Hauptinstrument, dem Klavier, spielt Nashashibi Flöte, die arabische Nay und einige Zupfinstrumente, deren Grundbegriffe er sich selbst beigebracht hat. In jüngster Zeit hat er sich für das Akkordeon interessiert. Die Freude am Experimentieren ist ihm auch bei der Stummfilmbegleitung zugute gekommen. "Man kann Motive aus der Musikgeschichte zitieren, um damit einen bestimmten Effekt zu erreichen", sagt Nashashibi, der seit 1991 in Bremen lebt.
Komposition und Improvisation
Zwar sind seine musikalischen Beiträge zu den Filmvorführungen größtenteils improvisiert. Nashashibi schätzt jedoch eine gründliche Vorbereitung. "Bestimmte Sachen funktionieren einfach besser, wenn man den Film vorher kennt", ist er überzeugt. Gerade beim Slapstick sei das Timing auch bei der Musik entscheidend. "Wenn der Held gerade auf die Nase fällt, und ich das thematisch aufnehmen möchte, muss das zeitlich genau sitzen". Insgesamt sieht er seinen Beitrag als Mischung aus Komposition und Improvisation, bei denen er das Klangspektrum des Klaviers durch zusätzliche Klangquellen und percussive Elemente erweitert. "Es geht darum, das Innenleben der Figuren deutlich zu machen und die Handlung zu kommentieren", sagt er. Dabei versucht er nicht die Illusion zu erwecken, dass musikalisch die 1920er Jahre wieder auferstanden sind. "Ich verwende auch moderne Zitate, beispielsweise aus der Filmmusik von 'Titanic'. Man muss aber immer aufpassen, dass man den Film damit nicht lächerlich macht". Immer im Dienste des Filmkunstwerks, das ist das Motto von Ezzat Nashashibi. Besonders gerne begleitet er Experimentalfilme und Slapstick.
Ein berühmtes Beispiel für Stummfilmkomik ist am Dienstag, 6. April, ab 12.30 Uhr im Theatersaal der Uni zu sehen: "Steamboat Bill jr." mit Buster Keaton. Ezzat Nashashibi spielt Klavier. Eintritt ist frei.
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