
Donnerstags und sonnabends bietet der Bio-Landwirt aus Delmenhorst hier Obst, Gemüse, Brot, Fleisch und Milchprodukte an. Allerdings hat sich die Zahl seiner Marktkollegen im Laufe der Jahre erheblich gewandelt. „Damals gab es etwa zwanzig Stände, heute sind es vier bis fünf“, berichtete er am Donnerstagabend dem Beiratsausschuss für Stadtentwicklung. Clausen findet das schade – aber auch verständlich. „Der Arbeitstag eines Marktbeschickers beginnt in der Regel um vier Uhr morgens und dauert etwa zwölf Stunden“, erklärte er. „Da muss der Umsatz stimmen, sonst bleiben die Anbieter schnell wieder weg.“
Im Ausschuss beobachtet man diese Entwicklung mit Sorge, deshalb soll nun eine Zukunftswerkstatt Aufschluss und Lösungsansätze bringen. „Wir fragen uns, wie wir den Markt wiederbeleben können“, sagte Sprecherin Catharina Hanke (SPD). Dafür gelte es zunächst, die Ursachen für den Schwund der Marktkunden, aber auch für den wenig lebendigen Gesamteindruck im Quartier auszumachen. „Der Bereich wurde in den vergangenen Jahren sehr durch Gewerbetreibende aufgewertet, außerdem haben wir dort engagierte Kitas und Schulen – trotzdem ist wenig Leben auf den Straßen“, konstatierte Hanke.
Was den Marktplatz betreffe, befand Clausen, sei einer der Gründe sicherlich die mangelhafte Aufenthaltsqualität. „Die Leute kommen, kaufen und gehen.“ Eine Gastronomin aus dem Quartier vertrat die Ansicht, dass es sich ein Teil der hier lebenden Menschen schlicht nicht leisten könne, auf dem Markt einzukaufen, während es anderen wiederum „nicht schick genug“ erscheine. „Die gehen dann lieber in die gut sortierten Supermärkte.“ Und die gebe es in der Nachbarschaft bekanntlich zuhauf, ergänzte ein Bürger – ein weiteres Problem, mit dem die Marktbeschicker hier konfrontiert seien. Ein weiterer Faktor könnte nach Meinung einer Anwohnerin auch die Tageszeit sein, zu der die Waren auf dem Markt angeboten werden. „Für Berufstätige ist es in der Regel nicht möglich, vormittags einkaufen zu gehen – vielleicht könnte man das Angebot zumindest unter der Woche auf den Nachmittag verlegen“, regte sie an.
Wie eine Wiederbelebung des Quartiers und insbesondere des Marktes funktionieren könnte, hat sich der Ausschuss von den Planern des Büros „Stadtland+“ anhand von Beispielen aus der Neustadt erklären lassen. Angela Wilhelms und Reinhard Bumann haben hier in den vergangenen Jahren unter anderem den Delmemarkt außerhalb der Wochenmarktzeiten als Treffpunkt für Jung und Alt etabliert. Um auch im Quartier an der Robert-Bunsen-Straße für mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen, müsse zunächst die soziale Situation der Bewohner erfasst werden, um bedarfsgerechte Angebote entwickeln zu können, betonte Bumann. Im weiteren Bereich um den Marktplatz lebten beispielsweise verhältnismäßig viele Alleinerziehende, Senioren und auch Hartz-IV-Empfänger. Im zweiten Schritt sei eine Analyse sinnvoll, anhand derer sich ablesen lasse, wie viel Geld die Anwohner wofür ausgeben können und wollen. Von zentraler Bedeutung sei es außerdem, den Platz grundsätzlich wieder mehr ins Bewusstsein der Anwohner zu holen. Angefangen bei einfachen Mitteln wie Bänken seien etwa Stadtteilfeste als Begegnungsangebote geeignet – idealerweise bereichert durch Auftritte und Beiträge von Bürgern, Schülern oder Chören aus dem Stadtteil. Ein Mittagstischangebot könnte zudem unter der Woche die Beschäftigten anziehen, regte Wilhelms an. Auch die Verlegung der Marktzeit am Donnerstag auf den Nachmittag sei eine Überlegung wert. Was sich konkret realisieren lasse, müsse man dann vor Ort sehen.
Für den nächsten Sitzungstermin am 9. Januar, 18.30 Uhr, im Ortsamt will der Ausschuss für Stadtentwicklung Institutionen und Vereine des Stadtteils einladen, sich an den weiteren Planungen zur Wiederbelebung zu beteiligen. Dann soll laut Sprecherin Catharina Hanke außerdem diskutiert werden, inwieweit Globalmittel oder auch Teile des Stadtteilbudgets für die Planung und Realisierung eingesetzt werden sollen. „Wenn alles so läuft, wie wir es uns vorstellen, könnte im Sommer ein Stadtteilfest auf dem Marktplatz stattfinden – sozusagen als Startschuss“, so Hanke.
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