
Ganz anders die Bremischen Goliaths. Sie waren eher schmächtig – aber unglaublich zäh. Bis 23. September läuft im Hansa-Carré, gleichsam im Schatten des Goliath-Hauses, eine kleine Goliath-Ausstellung. Man könnte fast sagen, sie sind zurückgekehrt.
Gegründet 1928 von Carl F.W. Borgward und seinem Partner Wilhelm Tecklenborg, besetzten die Goliath-Werke Borgward & Co eine interessante Nische im Automobilmarkt. Seinerzeit durften Fahrzeuge mit weniger als vier Rädern und einem Hubraum von weniger als 200 Kubikzentimetern ohne Führerschein gefahren werden. Und sie waren steuerfrei.
Der berühmte Goliath Blitzkarren hatte 2,2 PS und war nach heutigen Maßstäben alles andere als ein Blitz. Es folgte der Goliath Pionier, ein dreirädriger, zweisitziger Personenwagen mit 5,5 PS aus 198 Kubikzentimetern Hubraum. Der Pionier brachte es immerhin auf eine Höchstgeschwindigkeit von 60 Sachen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Goliath-Werk bei einem Luftangriff zerstört. 1949 folgte die Neugründung der eigenständigen Goliath-Werk GmbH als Tochterunternehmen der Borgward-Gruppe.
Wenn man das Hansa-Carré von der Malerstraße aus betritt, geht man direkt auf die Autos zu. Eine Anzahl Goliath-Fahrzeuge ist in dem Oval aufgereiht und mit roten Kordeln vom Flanierbereich abgetrennt. Die Exponate stammen aus dem Schuppen Eins, dem Zentrum für Automobilkultur im Überseehafen. In Hastedt steht nun zum Beispiel ein Goliath GP 700, eine recht zerzauste Cabrio-Limousine von 1951 mit Zweizylinder Zweitakt-Motor von 24 PS. Der nächste Wagen in der Reihe ist der GP 700 ‚Woody‘, ein dreirädriger Transporter, der auch nicht gerade übermotorisiert war. Ein älterer Ausstellungsbesucher weiß noch, dass ein voll beladener GP 700 schon bei leichten Steigungen kläglich verhungerte und man jemanden brauchte, der kräftig schieben konnte. Aber es gab damals auch kaum stärkere Fahrzeuge. Die Goliaths waren begehrte Helfer beim deutschen Wiederaufbau, den Romantiker gerne als Wirtschaftswunder verherrlichen.
Ein Goliath Pritschenwagen GV 800A von 1952 gehört ebenfalls zur Ausstellung, genau wie der Goliath Express 900 Kombi von 1957. Ein wenig sieht er aus wie ein VW Bus, der allerdings schon ab 1950 gebaut wurde. Der Goliath hatte immerhin dank Zweitakt-Frontmotor eine durchgehend ebene Ladefläche, war also etwas praktischer.
Das war es schon an reinen Goliaths. Ein Lloyd Alexander TS füllt die Reihe auf. Das war damals ein begehrtes Fahrzeug, und die Lloyd-Werke gehörten auch zur Borgward-Gruppe. Um den Alexander TS schleicht ein älterer Herr herum. Er hatte während des Studiums einen Alexander. Gemeinsam mit Kommilitonen hatte er aus mehreren Lloyds, damals Nummer drei in der Zulassungsstatistik, jeweils einen zusammengeschraubt. Nannte man die nicht Leukoplast-Bomber? „Nein, nein“, sagt er, „die waren schon aus Metall.“ In anderen Bereichen des Einkaufszentrums stehen noch zwei Varianten des Modell Hansa 1100, des Spitzenmodells von Goliath, der damals rund 7800 Mark kostete. Sicher hätte ein Exemplar des seltenen Goliath-Sport oder eines der stromlinienförmigen Rekord-Dreiräder noch mehr Publikumsinteresse geweckt. Ein Mann, Jahrgang 1936, konnte sich kaum trennen. Der gelernte Schiffbauer hatte lange als Fahrlehrer gearbeitet. „War ‘ne andere Zeit,“ sagt er wehmütig.
Oft werden die Fronten von Autos als ihre Gesichter bezeichnet. Wenn man diese Sicht auf den Pritschenwagen GV 800 A anwendet, dann denkt man an ein geschundenes Muli, das matt und grau, vom Lastenschleppen erschöpft, auf einen Schluck Wasser hofft. Keine Chance: Das Ding war luftgekühlt.
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