
Was braucht der Mensch, um glücklich zu sein? Dieser Frage spürt das russische Volksmärchen „Das Hemd des Glücklichen“ in der dramatischen Bearbeitung von James Krüss nach. Und diesem Märchen haben sich nun Schüler der achten Klasse der Tobias-Schule in Oberneuland angenommen. Das Ergebnis ist ein Theaterstück, das kürzlich zur Aufführung kam.
Die Begrüßung übernahm Anke Schultz-Wiezorrek, die Klassenlehrerin der achten Klasse. Sie zeichnet auch für die Regie und das Bühnenbild verantwortlich und übernahm während der Aufführung das Soufflieren. Die Umbaupausen könnten etwas länger dauern, warnte Schultz-Wiezorrek, weil nur wenige Personen am Stück beteiligt seien. Diese Pausen würden derweil Wolfgang Vogt mit seiner Gitarre überbrücken. Ihre Warnung, allerdings sollte sich erübrigen. Denn Wolfgang Voigt spielte Stücke des Barock-Musikers Guiseppe Antonio Brescianello, auf der klassischen Gitarre, und ausgesprochen virtuos. Die Umbaupausen schrumpften dadurch zu einem Augenblick.
Die Handlung des Stückes entspinnt sich wie folgt: Der König (Julian Schröder) eines fernen Landes ist dick, faul, jähzornig und fühlt sich schon seit Wochen krank. Keine Medizin bringt ihm Besserung. Der weise Doktor Lux (Silvan Rönner) weiß Rat. Das Hemd eines Glücklichen wird den König wieder gesund machen. Der König schickt also seine Soldaten los, ihm einen Glücklichen zu bringen. Die Soldaten finden eine alte Dame (Alizee Bockfeld), die glücklich sein könnte. Aber sie träumt von ihrer Jugend. Auf der Bühne sieht das so aus, dass sie ein paar akrobatische Übungen an den Vertikaltüchern vorführt. So war das damals, sagt sie. Heute bin ich nur noch eine alte Schachtel. Die Soldaten suchen weiter und bringen drei Menschen, die sich für glücklich halten. Der Doktor schaut sich das Glück dieser Menschen genauer an und findet, sie sind gar nicht glücklich. Die reiche Kauffrau Abramovic (Alizee Bockfeld) kann nicht gut schlafen, weil sie Angst davor hat, ihre Pferde könnten einer Seuche zum Opfer fallen, ihre Kutschen überfallen werden und ihre Schiffe könnten in einem Sturm untergehen. Glück sieht anders aus. Der Minister (Til Fangmann) glaubt, er sei glücklich, doch er hat Angst davor, bei Hofe in Ungnade zu fallen. Also fällt auch er durch. Der dritte Glückskandidat ist Küster (Eno Meko). Mehr wollte er nie werden. Er fühlt sich wohl in seiner Haut. Nur würde er gern mal ein Glas Rotwein trinken gehen, doch seine Frau erlaubt das nicht. Er ist also auch nicht glücklich. Der Doktor bleibt bei seiner Diagnose. Das Hemd eine Glücklichen würde ihn heilen – aber er müsste zu Fuß und in einfacher Kleidung sein Reich durchwandern.
Wiederstrebend macht sich der König auf den Weg. Nach einigen Wochen, kurz vor Ablauf einer selbst gewählten Frist, hat der König abgenommen. Die Zipperlein sind weg. Ein wenig Bewegung kann schon heilsam sein. Nun trifft er den Vogeljakob (Til Fangmann), einen Vagabunden, der Singvögel verkauft. Der Vogeljakob zieht unabhängig und sorgenfrei durchs Land. Er fürchtet sich vor nichts und niemandem und sagt dem König ein paar unangenehme Wahrheiten ins Gesicht. Allerdings besitzt er kein Hemd. Immerhin, die Suche selbst hat den König gesunden lassen.
Aber nicht nur die Handlung sei entscheidend dafür gewesen, dass die Wahl letztlich auf das Stück „Das Hemd des Glücklichen“ gefallen sei, berichtet Lehrerin Anke Schultz. „Ich brauchte ein Stück, das man mit fünf Schülern spielen kann. Und dieses russische märchenhafte hat mich angesprochen und, dass man die Dinge nicht konkret benennt, sondern lange in sich wirken lassen kann.“ Die Klassen in der Tobias Schule sind sehr klein gewählt, damit die Lehrer auf jeden einzelnen Schüler eingehen können. Das Ensemble stand so schon zu Beginn. Die Arbeit an dem Stück hat Anfang Dezember 2017 begonnen. „Wir haben es gelesen, haben über Wochen immer wieder Sprechübungen gemacht, damit die Schüler ihre Texte klar und deutlich artikulieren können“, sagt Anke Schultz. „Und wir haben viel darüber nachgedacht, denn es wichtig, dass jeder das Stück versteht. Nur dann kann man überzeugend spielen.“ Sie haben die Rollen verteilt und dann wurden die Texte gelernt. Ab Anfang Januar wurde dann konkret geprobt. Jeder Schüler und die Schülerin mussten mehrere Rollen spielen. Es gab also richtig viel zu lernen. Dazu kam, dass es bei der Aufführung logistische Aufgaben zu bewältigen gab.
Die Schauspieler mussten umbauen und sich in den Umbaupausen auch noch umziehen. Viel Feinarbeit war zu leisten. Die Schüler haben ihre Aufgaben nun hervorragend bewältigt. Sie waren textsicher und ausdrucksstark. Die kluge Regie hatte einige Gags eingebaut, die besonders den erwachsenen Zuschauern ausweislich ihrer Lacher viel Freude machten. Entsprechend ausdauernd und begeistert war am Ende der Aufführung dann auch der Applaus.
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