
Der Circus Belly ist ein Familienbetrieb. Nur sieben der insgesamt 25 Mitarbeiter gehören nicht zur Verwandtschaft. „Die Familie steht an erster Stelle“, sagt Orlando Köhler, der als Clown Zippogalli in der Manege steht. Doch seine Aufgaben beschränken sich nicht auf die Clownerie. „Ich helfe zum Beispiel beim Auf- und Abbau mit. Aber auch Werbeplakate hänge ich auf“, erzählt der Sohn des Zirkusdirektors.
Reich werden könne man mit einem Zirkus nicht. „Manchmal arbeite ich auch umsonst“, sagt Köhler. „Aber wenn ich den Zuschauern ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann, ist das wunderbar. Geld kommt und geht. Ein Lächeln bleibt aber für immer.“
Besonders schwierig seien die Geschäfte im Sommer. „Wenn es warm ist, gehen die Menschen lieber schwimmen als in den Zirkus. Hitzeperioden sind deshalb ein Minusgeschäft für uns“, berichtet er.
In Bremen sei das Zelt hingegen immer gut gefüllt. Auch mit der Premiere in Blumenthal am vergangenen Wochenende sei die Familie zufrieden. „In Bremen haben wir Fans, die immer wieder zu uns kommen und uns seit vielen Jahren die Treue halten“, sagt Köhler. Das sei aber nicht in allen Städten so. Früher hätten sie das Zelt sogar immer wieder wegen Überfüllung schließen müssen. So etwas käme heute gar nicht mehr vor.
Dass der Zirkus irgendwann einmal ausstirbt, glaubt Orlando Köhler aber trotzdem nicht. „Kinder lieben den Zirkus. Das ist schon seit Generationen so. Die Eltern geben diese Liebe an ihre Kinder weiter. Deshalb hat der Zirkus Zukunft“, ist sich Köhler sicher.
Sorgen bereiten ihm hingegen die Kampagnen der Tierschützer. Immer wieder prangern sie die Lebensverhältnisse von Tieren im Zirkus an insbesondere die des Menschenaffen Robby. Der Schimpanse lebt seit mehr als 40 Jahren im Circus Belly und hat bereits mehrere Gerichte beschäftigt. Im vergangenen Jahr urteilte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg, dass Robby bis an sein Lebensende im Zirkus bleiben darf. Die Tierrechtsorganisation Peta kämpft trotzdem weiter für das Tier.
„Manche Menschen lassen sich von den Tierschützern beeinflussen“, sagt Köhler. Andere würden trotzdem kommen. „Wenn die Besucher Robby dann sehen, kommen sie immer wieder zu dem gleichen Ergebnis: Dem Tier geht es bestens bei uns. Nirgendwo sonst hätte er ein so gutes Leben“, berichtet er.
Generell habe das Tierwohl für die Zirkusfamilie oberste Priorität. Deshalb gastiert der Zirkus in Bremen nicht auf der Bürgerweide. „Das Kopfsteinpflaster ist nicht gut für die Tiere. Da können sie nicht richtig grasen. Deshalb bevorzugen wir Rasenflächen wie hier in Blumenthal“, erzählt Köhler. Eine Alternative sei Oberneuland, wo der Zirkus ebenfalls auf einer großen Wiese gastieren könne.
Doch bei der Auswahl der Standorte achtet der Zirkus nicht nur auf die Beschaffenheit des Bodens, sondern auch auf andere Veranstaltungen, die zeitgleich in der Stadt sind. „Zirkus und Puppentheater oder Zirkus und Jahrmarkt zur gleichen Zeit funktionieren nicht. Da nimmt man sich gegenseitig die Besucher weg“, sagt Köhler.
Problematisch für den Zirkus sei auch, dass es heute insgesamt deutlich mehr Freizeitangebote gibt, als früher. „Außerdem können die Menschen Artisten auch regelmäßig im Fernsehen sehen, sei es bei der Übertragung des Zirkusfestivals von Monte Carlo oder beim Supertalent“, sagt Köhler. Doch einen Artisten live zu erleben, sei etwas ganz anderes. Da ist sich Köhler ganz sicher.
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