
Manchmal, wenn das Wetter schön ist, und man früh unterwegs ist, so gegen fünf Uhr morgens, dann kann man sie sehen: Ulrike Adam, wie sie andächtig vor einer schönen Blume sitzt, den Fotoapparat in der Hand hält und auf das richtige Licht wartet. Denn auch wenn das Wetter schön ist, gibt es aus ihrer Sicht für jedes Motiv nur einen kurzen Augenblick, in dem das Licht perfekt ist. Und wer perfekte Bilder will, der muss oft früh aufstehen oder den Abend am Motiv genießen. So, wie Ulrike Adam. Die 50-jährige Autodidaktin aus Osterholz-Scharmbeck hat einen anspruchsvollen Vollzeit-Beruf. Sie ist Heilerziehungspflegerin in der diakonischen Behindertenhilfe Lilienthal. Also bleiben ihr nur die Tagesrandzeiten, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Vor sechs Jahren hat mit der Fotografie begonnen und ein besonderes Interesse an der Natur- und Gartenfotografie entwickelt. Sie hat geübt, gelesen und gelernt, hat experimentiert und verworfen und schließlich Ergebnisse erzielt, die ihr gefielen. Nach etwa vier Jahren wollte sie wissen, wo sie fotografisch steht – und zwar von kritischen Profis. Sie hat ein paar Bilder beim Wettbewerb „International Garden Photographer of the Year“ eingereicht.
Das ist ein renommierter Wettbewerb, der rund 18 000 Einsendungen pro Jahr bekommt. Nach ein paar Wochen des Wartens kam das Ergebnis: Der 1. Preis in der Kategorie „European Garden Photo Award“ für das Bild „Magnolia,“ das im Rhododendron-Park entstanden ist. Ihr Foto wurde in den Royal Botanic Gardens in Kew, südwestlich von London, ausgestellt und ging dann mit den anderen Siegerfotos auf Welttournee. In nur vier Jahren von Null in die Champions Liga aufzusteigen, das ist schon eine außergewöhnliche Leistung. War das ein Glücksschuss oder hatte sie echtes Können erworben? Die Frage konnte für sie nur die erneute Teilnahme am Wettbewerb beantworten. Im nächsten Jahr kam sie mit neuen Fotos in die Endausscheidung der internationalen Kategorie. Für Adam war damit klar, sie kann was. Das motiviert natürlich.
Sie hat dann ihre Fotos einer Agentur angeboten, die sie für sie verkauft. Das war der erste Schritt in die Professionalität. Dann las sie beim Stöbern in der Website des Rhododendron-Parks zum ersten Mal die Parkordnung. Da stand ganz klar, professionelles Fotografieren bedarf einer Genehmigung. Sie rief die Parkverwaltung an und sprach mit Hartwig Schepker, dem Leiter des Botanischen Gartens und des Rhododendron-Parks.
Seine Reaktion war freundlich. Er freute sich über den Erfolg ihrer Arbeit und schlug eine Ausstellung im Botanischen Garten vor. Also ließ Ulrike Adam eine Auswahl ihrer Bilder großformatig auf ein wetterfestes Material drucken und hängte sie an ein Holzgerüst im Schmuckhof des Botanischen Gartens. Darunter sind zauberhafte Makroaufnahmen einer Sonnenbraut, Bilder von leuchtenden Edeldisteln, blühendem Borretsch oder zartem Mohn. Ihre Motive zeigen angenehme, der jeweiligen Pflanze angemessene, leuchtende Farben. Sie bleiben immer weich und warm in der Anmutung, obwohl sie die Farben in der elektronischen Nachbearbeitung der Bilder gelegentlich ein wenig intensiviert. Hartwig Schepker erzählt in seiner Eröffnungsrede der Ausstellung, als die Bilder hingen, habe Ulrike Adam gesagt: „Nun sind meine Bilder heimgekommen", und zwar zurück von der Welttournee und wieder bei ihrem Ursprung. Die meisten Aufnahmen sind nämlich im Botanischen Garten entstanden.
Ulrike Adam ist in Kuhstedt in der Gemeinde Gnarrenburg aufgewachsen. Das ländliche Leben hat ihre Liebe zur Natur geprägt und ihr Interesse für Gärten entwickelt. Wer auf ihrem Niveau Blüten und Pflanzen fotografiert, muss ein Verständnis für Gärten haben. Zu Hause pflegt sie einen Bauerngarten. In diesem Jahr hat die Fotografin erneut an einem Wettbewerb teilgenommen, den die britische Royal Horticultural Society (Königliche Gartenbau-Gesellschaft) gemeinsam mit der Londoner Sunday Times ausgeschrieben hat. Auch dieser angesehene Wettbewerb erhält regelmäßig mehr als 10 000 Bildeinsendungen und Adams Bilder sind erneut in die Endausscheidung gekommen. Sie weiß noch nicht, welchen Preis sie bekommen wird, aber sie hat schon eine Einladung zur Preisverleihung in London bekommen. So fühlt sich Erfolg an.
Inzwischen erhält sie auch Anfragen für Fotoaufträge. Die meisten muss sie allerdings ablehnen, denn sie hat einen anspruchsvollen Vollzeit-Job. Aber man darf gespannt sein, wie sich ihre fotografische Karriere weiterentwickelt. Die Ausstellung ihrer Arbeiten im Botanischen Garten ist unbedingt sehenswert.
Die Fotoausstellung „Blütenzauber“ von Ulrike Adam ist im Botanischen Garten noch bis zum 23. September 2018 zu bewundern. Der Botanische Garten liegt im Herzen des Rhododendronparks, Deliusweg 38. Öffnungszeiten von 7 Uhr bis Sonnenuntergang. Der Eintritt ist frei.
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