
Es ist seit Jahren ein fester Termin im Programm des Internationalen Literaturfestivals „Poetry on the Road“: Zeitgenössische Lyrik vorgebracht im Kippenberg-Gymnasium von hochkarätigen Poeten.
In diesem Jahr war es am Montag den 4. Juni wieder soweit, ab 10 Uhr fanden sich auf dem Podium in der Kippenberg-Aula sieben international bekannte Autoren ein. Stimme, Sprache und Sound sind die Werkzeuge, mit denen sie ihre Dichtung formen. Und das begeistert nicht nur eingefleischte Literatur-Fans, die das hochkarätige Festival seit dem 31. Mai in der Bremer Kulturszene als Publikum begleiten, sondern in Zeiten von Poetry-Slam und Rap-Kult auch Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen. Schnell waren so selbst zur eher frühen Stunde die Zuschauerreihen in der durch den Bremer Sommer gut vortemperierten Aula mit einigen hunderte Jugendlichen voll besetzt.
Direktor Hermann Pribbernow begrüßte einleitend nicht nur eigene Schulklassen zur Matinee, sondern auch Schülergruppen vom Hermann-Böse-Gymnasium sowie von der Waldorfschule Osterholz. Das Kippenberg-Gymnasium empfinde diese alljährliche Lesung mit Poeten aus aller Welt nun schon zum zehnten Mal als große Bereicherung, so der Schulleiter. Im Rahmen des Festivals gab es bereits Anfang Juni einen Literaturworkshop in der Zentralbibliothek im Wallsaal für Schülerinnen und Schüler der Oberstufen. Ebenso gibt es wie jedes Jahr eine internationale Schreibwerkstatt für Studierende der Hochschule Bremen.
Festival-Leiterin Regina Dyck von der Hochschule Bremen gab danach ohne Umschweife zu, sie sei mit ihrer diesjährigen Literatur-Karawane wieder gerne in die Schule gekommen, um neueste Werke zeitgenössischer Lyrik und andere Kunstformen hier in Auszügen vorzustellen.
Und Michael Augustin von Radio Bremen startete seine Moderation sofort mit bekannter Lässigkeit und dem Ausruf „Wir brauchen Eiswürfel!“. Die musikalische Begleitung der Lesung erfolgte ebenso locker durch die Jazz-Band des Gymnasiums unter der Leitung von Timo Marksfeld.
Literatur unterhält, fasziniert und regt zum Nachdenken an. Diese unterschiedliche Wirkkraft von Poesie durfte das junge Publikum nun selbst spüren. Zu Anfang gab es gleich Nachdenkliches zu hören von Jésus Sepúlveda (Chile/USA). Auf die Frage, ob einige Jugendliche vielleicht Spanisch verstehen, kamen allerdings nur wenige Handzeichen. So übersetzte anschließend der Kollege Arne Rautenberg auf dem Podium die Gedichtzeilen über die Sorgen benachteiligter Ureinwohner in Lateinamerika ins Deutsche.
Ein mitreißendes Highlight des Lesungsreigens war der Beitrag des bedeutenden Schweizer Kabarettisten, Liedermachers und Kinderbuchautors Franz Hohler, der sein humorvoll geschriebenes, gesellschaftskritisches Gedicht über den Klimawandel vortrug. Sein sympathischer „Schwyzer Dialekt“ begleitet von rhythmischem Klopfen unterstrich die Dramaturgie des Erzählten. Mit dem Hinweis, er hätte es bereits vor 45 Jahren geschrieben, hob er die ungebrochene Aktualität des Textes hervor, der sich auf den problematischen Umgang des Menschen mit der Natur bezieht.
Die litauische Lyrikerin Indré Valantinaité beeindruckte mit ihrem Gedicht „Ich werde eine alte dünne Frau sein“, das sie bereits als Achtzehnjährige verfasst hat. Dabei denkt sie über das Altern und die eigene Vergänglichkeit nach, über ihr Dasein, wenn sie nur noch von Erinnerungen an vergangene Liebeserlebnisse leben wird.
Ebenfalls nachdenklich stimmte ein Gedicht der ehemaligen Wanderarbeiterin Zeng Xiaoqiong, die den unteren Bevölkerungsschichten in ihrem Heimatland China eine Stimme verleihen möchte. Die 38-Jährige verarbeitet darin den Tod einer Arbeitskollegin, die mit ihrem Lastenfahrrad von einem LKW überrollt worden ist.
Des Weiteren war Lyrik von Mildred Barya (Uganda/USA), James Noël (Haiti/Frankreich) sowie von Marko Pogačar (Kroatien) zu hören.
Am Ende der Veranstaltung stand bei Arne Rautenberg aus Schleswig-Holstein in seinen Reimen „Das Krokodil aus Kiel“ und „Duden“ primär die Freude am Klang und Spiel mit der Sprache im Mittelpunkt. So entließ er das junge Publikum nach den vergangenen ernsteren Themen dann wieder fröhlich beschwingt in den Schulalltag.
Mit kurzen Musikeinlagen zwischen den einzelnen Lesungsbeiträgen war die Zeit wie im Fluge vergangen. Festival-Chefin Regina Dyck zeigte sich nach der Veranstaltung angetan davon, wie interessiert die Bremer Schüler wieder die „Poetry“ verfolgten.
Weitere Infos zum Format und zu Autoren und Vortragenden finden sich auf poetry-on-the-road.com.
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