
Die Schülerband setzt die Instrumente ab, die Töne des endenden Liedes verklingen. An das Mikrofon tritt eine grauhaarige Dame, die sich eigentlich allen Anwesenden nicht vorzustellen braucht. Sie tut es doch und resümiert kurz, wie lange sie mit dem heute zu ehrenden Mann in der ersten Reihe des Publikums beruflich verbunden gewesen ist. Doch „heute bin ich hier als Petra“, beendet sie ihre einleitenden Worte zur Verabschiedung von Jürgen Koopmann als Schulleiter der Oberschule an der Ronzelenstraße.
Petra Perplies-Voet ist Leiterin des Landesinstituts für Schule, als den Schulen übergeordnete Behörde. Sie ist eine der langjährigen Wegbegleiterinnen von Jürgen Koopmann, der vor fünf Jahren das Amt des Rektors an der Ronzelenstraße von seinem Vorgänger Malte Goosmann mit großen Zielen übernahm. „Ich habe meine Mission erfüllt“, so Jürgen Koopmann im Gespräch nach der Feier. Es stellte sich ihm zuletzt die Frage, ob er noch zwei Jahre weitermachen wolle oder lieber die Aufgabe in neue, junge Hände als Leitung eines in den vergangenen Jahren stark verjüngten Kollegiums geben solle. Er entschied sich für Letzteres. Ihm folgt in seinem Amt die derzeitige stellvertretende Rektorin und didaktische Leiterin, Hermi Auner.
Eine neue Generation
Als bis heute leidenschaftlicher Sportler hatte sich Jürgen Koopmann vorgenommen, das Konzept der sportbetonten Schule an der Ronzelenstraße auszuprobieren. Zuvor sei letzteres am Gymnasium Obervieland nicht akzeptiert worden. Er sah die Uninähe mit den kurzen Wegen auch als räumliche Gelegenheit, die man nicht außer Acht lassen dürfe. Zu Recht: Aus einst nur wenigen Sportverbänden sind inzwischen zwölf geworden, und die Schülerzahl hat sich im Laufe der Jahre verdoppelt. Und didaktisch meint er, könne seine nun bald ehemalige Schule andere im Bundesland anregen.
Die Zeit für eine neue Schulleitergeneration sei gekommen, sagt Perplies-Voet vor dem versammelten Kollegium und Gästen an der Ronzelenstraße. Die Art, wie Schulen geführt werden müssten, ändere sich zusehends. Sie spricht ihrem einstigen Kollegen großes Lob, Dank und Respekt für seine berufliche Arbeit und seine Qualitäten als Mensch aus: „Du bist einer der anständigsten Menschen, die ich kenne.“ Zusammen mit ihm habe sie unterschiedlichste Zeiten durchlebt. Sie seien "auch manchmal zusammen verzweifelt gewesen“.
Jürgen Koopmann blickt nach eigenen Worten dankbar auf viele Jahre an Erfahrung zurück, von denen aber natürlich nicht alle positiv seien. Ehe er Schulleiter wurde, war er bereits 15 Jahre als stellvertretender Schulleiter und parallel als Oberstufenleiter tätig. Man brauche für den Job als Schulleiter ein hohes Maß an Frustrationstoleranz, da man von vielem abhängig sei, auf dass man keinen Einfluss habe. „Ich bin als Schulleiter im ständigen Austausch mit 80 Kollegen, 850 Kindern und 1700 Eltern“, zählt er auf. „Das sind zusammen mit anderen Beteiligten fast 3000 Personen, die ich bei allem mitnehmen muss, und das möglichst zu ihrer aller Zufriedenheit.“ Da gerate man manchmal in eine Sackgasse und müsse umkehren, den Fehler eingestehen und daraus lernen. Dazu gehöre auch Mut, und den sieht auch seine Weggefährtin Perplies-Voet bei ihm: „Du warst unglaublich mutig, dich und deine Position zu hinterfragen.“ Er sei immer bereit gewesen, Fehler auch bei sich zu suchen. In anderen Fällen stehe man schlicht nicht ganz oben in der Prioritätenliste für die Zuteilung von Ressourcen. „Dies kann einen persönlich enttäuschen“, gibt er zu, aber dabei sei es immer wichtig, sich einen Grad an Objektivität zu bewahren und zu akzeptieren, dass die Entscheidung vonseiten der Behörde nicht zwingend falsch sein muss, nur weil sie einem gerade nicht gefalle. „Hier ist Transparenz von beiden Seiten enorm wichtig, um Verständnis zu erzeugen.“
Als Petra Perplies-Voet das Amt der Schulaufsicht 2013 übernahm, wünschte sie sich eben dies: einen Dialog auf Augenhöhe. „Fair und transparent“ sollte die Arbeit im Amt und mit den Schulen sein. So formulierte sie es damals. Diesem Ideal folgend, haben sie und Jürgen Koopmann seitdem versucht, mit vielen weiteren Beteiligten einige Dinge in Gang zu setzen, um die Schullandschaft in Bremen langfristig für alle Lehrer, Eltern und Kinder sowie Mitarbeiter der Behörden zu stärken. Hierfür wirkte er daran mit, eine kooperative Steuerung zwischen dem Landesamt für Schulen und den Schulen an sich aufzubauen. „Dieser Prozess muss mit Leben gefüllt werden“, blickt er voraus und fordert ein, dass die Schulen gehört werden müssen, denn „die Realität sind wir“. Als Sprecher der Oberschulen sei ihm diese Neu-Definition der Beziehung wichtig.
Bei allem habe immer der Schüler im Mittelpunkt gestanden, damit dieser sich am Ende seiner schulischen Ausbildung als eigenständiger Mensch in die Gesellschaft einbringen kann. Der respektvolle Umgang und die Beobachtung, dass seine einstigen Schülerinnen und Schüler einen Teil seiner Werte verinnerlicht haben, sei Grund zu großer Freude für ihn.
Für die Zukunft ist er überzeugt, dass die Leistung in den Mittelpunkt des Denkens gerückt werden müsse, nicht nur beim Sport, auch in allen anderen schulischen Bereichen. Eeine hohe Fehlertoleranz sei dabei unabdingbar gewesen, damit aus Fehlern auch gelernt werden kann. Dies wird nun künftig Hermi Auners Aufgabe sein. „Ich habe neun Jahre mit ihr zusammengearbeitet, und sie genießt mein vollstes Vertrauen“, blickt Koopmann beruhigt in die Zukunft. Am Mikrofon verabschiedet sich eine ebenfalls optimistische, auf die Jugend bauende Petra Perplies-Voet. Und doch, ein wenig Unruhe bringt jeder Wandel: „Einer der richtig Großen geht, da wird mir ein bisschen bange“, schließt sie und verbeugt sich symbolisch und wörtlich vor ihm und seiner Leistung.
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