
Trotz vieler Bemühungen zur Aufrechterhaltung des Gedenkens macht es den Anschein, dass vielen Bremerinnen und Bremern die koloniale Vergangenheit des Elefanten und damit seine Aussagekraft als Denkmal nicht klar ist. Auch die Studierenden der Universität Vechta wussten zuerst nicht viel über den Kolonialismus und mussten erst einmal recherchieren, weiß Gabriele Dürbeck zu berichten: „Ich finde es richtig, dass junge Menschen mit dem Thema Kolonialisierung in Kontakt kommen", sagt sie. Im Zuge der Recherchen hätten die Studierenden dann auch mit ihren Familien geredet und dabei Spuren von Kolonialismus in der eigenen Geschichte entdeckt.
Nach der Aufarbeitung der eigenen familiären Vergangenheit haben die Studentinnen und Studenten dann knapp fünfzig Personen in Sichtweite des Denkmals nach dem Sinn und Zweck des Elefanten befragt. Die Antworten haben sie verschriftlicht und zusammen mit Erklärungen als Ausstellung mit dem Titel „#weristderbremerelefant“ veröffentlicht. Dazu gehören: „Vielleicht ist der Bremer Elefant irgendein Kunstobjekt.“ „Vielleicht ist der Bremer Elefant ein Politiker oder Schauspieler.“ „Vielleicht ist das eine Statue von einem Elefanten als Zeichen gegen Tierquälerei wegen dem Zirkus und so.“ „Ich glaube, das ist ein Heiligtum.„ Ein anderer Passant sagte: “Vielleicht ist der da, damit man darauf reiten kann.“
Befragt wurden Männer und Frauen fast aller Altersschichten. „Zehn Personen wussten etwas über den Hintergrund, aber die Mehrheit wusste nicht, wofür der Elefant steht“, sagt Jana Trautmann, Studentin der Uni Vechta.
Bereits 1914 vom Bildhauer Fritz Behn geplant, fand der Bau des „Kolonialehrenmals“ erst 1932 statt, sodass am 6. Juli die schon zur damaligen Zeit nicht unumstrittene Einweihung gefeiert werden konnte. Der Elefant sollte die Erinnerung an die 1915 verlorenen deutschen Kolonien aufrechterhalten und den in den Kolonien gefallenen deutschen Soldaten gedenken. Im Inneren des Elefanten lag auf dem Altar mit der Inschrift „Unsern Toten“ bis 1945 ein Buch mit den Namen der 1490 gefallenen Soldaten aus. Der Blick des backsteinernen Tieres ist nach Süden gerichtet, was die Sehnsucht nach den verlorenen Kolonien symbolisieren sollte. Nicht nur für Fritz Behn war Afrika ein Sehnsuchtsort der Freiheit, auch die zunehmend nationalistische Stimmung im Lande und die Frage, ob Deutschland nicht wieder Kolonien haben sollte, ging mit dieser Sehnsucht konform.
Nach 1945 geriet diese koloniale Vergangenheit in Vergessenheit, der Elefant verfiel. Erst in den 80er-Jahren erfolgte eine Diskussion über das Denkmal, die 1990 im Rahmen eines Namibia-Freiheitsfestes in die Umbenennung in „Anti-Kolonial-Denk-Mal“ mündete. Seit 1996 erinnert zudem eine vom Präsidenten der Republik Namibia und von Bürgermeister Henning Scherf angebrachte Tafel an die Opfer des Völkermordes: die Herero und die Nama. 2009 folgte außerdem die Errichtung eines Mahnmals für die über 60 000 Opfer der beiden Ethnien.
Die Studierenden aus Vechta haben für die Ausstellung außerdem einen mehrere Minuten dauernden Film erstellt, der abwechselnd romantische Szenen von Südwest-Afrika und erschreckende Bilder der unmenschlichen Behandlung der einheimischen Bevölkerung durch die deutsch-koloniale Besatzung zeigt. Bizarr untermalt wird der Film dabei durch das von Heino gesungene „Südwesterlied“, in dem er von der Schönheit des Landes berichtet.
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung im Inneren des Elefanten betont Gudrun Eickelberg vom 2008 gegründeten Verein „Der Elefant“ die Wichtigkeit einer solchen Ausstellung: „Sie ist eine kreative Behandlung des Themas und ich hoffe, dass einige Fragen dahingehend beantwortet werden, wie die Bremerinnen und Bremer den Elefanten sehen.“ Ralf Saxe, Vorsitzender des Vereins, meint: „Die Erinnerungskultur funktioniert hier„, sagt er und betont: “Kolonialismus ist der vergessene Völkermord. Wir als Verein versuchen, das in Bremen wieder aufzunehmen und hoffen, dass der Elefant eine zentrale Rolle in der Erinnerungskultur spielen wird.“
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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