
Das Ziel der 13-Jährigen ist offenkundig: Sie möchte das Steintor-Viertel annektieren. Vor allem wegen der Geschäfte möchte sie das. Und überhaupt, im Viertel sei immer etwas los, sagt sie. „In Schwachhausen gibt es auch gute Plätze – aber die sind ziemlich ungleich verteilt“, findet Fanny. Während sie am Gete-Viertel nichts zu beanstanden hat, sei im Bereich Bürgerpark nur der Namensgeber selbst attraktiv für Jugendliche.
Erika Bernau schreibt alles mit, was Fanny an ihrem Stadtteil gut und verbesserungswürdig findet. Es ist der vierte Workshop, den sie im Auftrag des Amts für soziale Dienste (AfsD) in Schwachhausen anbietet. Die Ergebnisse der detaillierten Umfrage sollen in die Planungen für das neue Stadtteilkonzept einfließen.
Auch Clara ist der Einladung zum Workshop gefolgt. Sie verbringt viel Freizeit beim Sportverein Bremen 1860, den Emmaplatz mag sie auch. Was sie gar nicht mag, sind holprige Radwege – davon gibt es zu viele in Schwachhausen, findet sie. „Ich bin oft mit dem Fahrrad unterwegs“, erzählt sie. „Manche Radwege sind so holperig, dass man unheimlich aufpassen muss“, kritisiert sie. Zum Beispiel? „Die Uhlandstraße“, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen. „Die geht echt gar nicht.“
Claras Freundin heißt nicht nur genauso wie sie, sie hat auch denselben Lieblingsplatz in Schwachhausen. Kein Jugendtreff, kein Park oder Spielplatz, sondern das Eiscafé an der Wachmannstraße ist der Favorit der beiden 13-Jährigen. „Das Eiscafé ist in allen Workshops der Spitzenreiter gewesen“, erzählt Erika Bernau. Die Erklärung dafür hat Fanny schnell zusammengefasst. „Das Eis ist sehr lecker, nicht zu teuer – und man darf sich damit drinnen oder draußen hinsetzen.“ Darum habe sich das Eiscafé inzwischen zum Treffpunkt Nummer eins etabliert.
Überhaupt ist Bernaus Liste der Pros und Kontras im Stadtteil unterm Strich ziemlich einhellig. Der Zustand der Fahrradwege erntet viel Kritik. Auch, dass auf vielen Wiesen und in Parks das Spielen nicht erwünscht sei, wird von den meisten Jugendlichen moniert. Bemerkungen wie „zu viele alte Leute“ und „zu spießig und nix los“ finden sich ebenfalls auf der Kontra-Seite.
Was den Stadtteil attraktiver machen würde, benennen die Jugendlichen ebenfalls überwiegend unisono. Demnach sollte es unbedingt mehr geeignete Straßen zum Waveboard-Fahren geben. Auch mehr Angebote für Jugendliche auf den vorhandenen Spielplätzen im Stadtteil würden gut ankommen, etwa Basketball-Körbe, Tischtennis-Platten, Reckstangen, Kicker oder große Trampoline. so Bernau. Der Pavillon am Ullrichplatz müsste nach Ansicht vieler Befragter dringend erneuert werden. Außerdem besteht großes Interesse an einer öffentlichen Feuerstelle, überdachten Sitzgelegenheiten, einem Platz mit Kiosk, einer Stadtteil-Farm, einem Hochseilgarten, freiem WLAN im Bürgerpark, Cafés im „Viertel-Style“, einem Paintball-Platz und Treffpunkten ohne offizielle Aufsicht.
Die Workshop-Ergebnisse werden laut Dagmar Pawlik vom AfsD in Kürze im Kreise von Experten ausgewertet. Nach einer erneuten Rückkopplung mit den Jugendlichen werde man dann sehen, welche Wünsche sich realisieren lassen. „Bis zum Sommer soll das Stadtteilkonzept stehen“, erklärt Pawlik.
Laut Erika Bernau sind die meisten Jugendlichen grundsätzlich der Ansicht, dass Schwachhausen attraktiv ist – „aber in erster Linie für Kinder und Menschen ab 50 plus“. Die Workshops waren für sie in vielerlei Hinsicht aufschlussreich, sagt sie. Sie wisse jetzt nicht nur, wie Jugendliche aus Schwachhausen ihren Stadtteil sehen, sondern beispielsweise auch, welche Kommunikationswege zurzeit angesagt sind und welche nicht. Zu ihrer großen Verwunderung habe sie dabei erfahren, dass telefonieren mittlerweile völlig out ist. „Das ist den Jugendlichen viel zu intim.“
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