
Funkelnde Paillettenkleider, rosa Schirmmützen und Gespensterumhänge - die Kostümierungen der Viertklässler sind vielfältig und fantasievoll. Seit den Sommerferien haben sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Mode beschäftigt. Die Ergebnisse ihres Kreativprojekts präsentieren sie jetzt der Öffentlichkeit. Grund für die Feierlichkeiten: Die Karl-Lerbs-Straße ist seit dieser Woche offizielle 'MUS-E-Schule'.
MUS-E, das steht für 'music for schools in europe', auf Deutsch 'Künstlerisches Programm für Schulen in Europa.' Hinter diesem komplizierten Titel verbirgt sich ein recht simples Konzept, das die Yehudi- Menuhin-Stiftung ins Leben gerufen hat. Künstler kommen an die Schulen, um mit den Kindern zu arbeiten und sie so in ihrer Ausdrucksfähigkeit, Kreativität und sozialen Kompetenz zu fördern. Insbesondere Schülern in benachteiligten Stadtteilen will die Stiftung dadurch einen Zugang zur Kunst eröffnen.
Dass dieses Konzept aufgeht, zeigt sich an der Karl-Lerbs-Straße. Kaum haben die kleinen Models ihren Auftritt beendet, stürmt die nächste Klasse auf die improvisierte Turnhallenbühne. Die Jungen und Mädchen der Klasse 4b haben unter Anleitung der bildenden Künstlerin Claudia Junker Tiere aus Pappmache gebastelt. Da gibt es einen meterlangen, knallblauen Haifisch, eine Fantasiekatze mit grünem Fell oder Qualli die Qualle mit dickem Luftballonbauch. Der neunjährige Ramon hält stolz seinen Löwen mit wilder Zottelmähne ins Publikum. 'Der jagt jeden Tag Zebras und kann sehr gut klettern.'
Für Claudia Junker ist die Arbeit mit den Schülern ein voller Erfolg. Bereits seit einem Jahr arbeitet die Künstlerin an der Karl-Lerbs-Straße, hat mit ihrer Klasse Papiertheater gebaut, Wasserprojekte umgesetzt und ist begeistert. 'Ich bin das erste Mal für MUS-E tätig, aber es macht einfach riesigen Spaß und ist toll, die Euphorie der Kinder zu erleben.'
Insgesamt drei Jahre laufen MUS-E-Projekte in der Regel, doch Schulleiter Manfred Fuhrmann will sich schon jetzt für eine dauerhafte Teilnahme einsetzten, 'weil das ganz einfach eine unglaubliche Bereicherung für unsere Schule ist.' Mit ihrer Plakette ist die Grundschule eine von zehn Klassen und zwei Kindergartengruppen, die zurzeit im Land Bremen an dem Kunstprogramm teilnimmt. Da die Yehudi-Menuhin-Stiftung selber nur operativ tätig ist, kommen die finanziellen Mittel für die Projekte vom Senat. Denn auch dort ist man von der Bedeutung von Kunst für die Entwicklung von Kindern überzeugt, wie Renate Raschen aus dem Bildungsressort anlässlich der Preisverleihung betont. Damit sind die Bremer in bester Gesellschaft. 135 Schulen in acht Bundesländern tragen mittlerweile MUS-E-Titel, 'dazu Bildungseinrichtungen in zehn europäischen Ländern, Brasilien und Israel', sagt Corinna Hübner von der Menuhin-Stiftung.
Die Kinder kümmern solche Zahlen wenig - auch die letzte Gruppe drängt ungeduldig darauf, ihr Projekt vorzustellen. Handpuppen hat die Klasse 4a hergestellt, aus bunter Wolle, mit viel Kreativität. Unter großem Gelächter der Mitschüler stellen sich die lustigen Gestalten nun mit humorvollen Reimen und Gedichten vor.