
Wer wissen will, was mit den Werbeartikeln wie Plakaten oder Pappaufstellern für Kassenschlager passiert, nachdem die Streifen in den Lichtspielhäusern gelaufen sind, der fand am Sonntag im Modernes die Antwort. Dort hatte Radio Bremen Vier die Kinofreunde zum „Bremen-Vier-Cinemarkt“ eingeladen, um all die angehäuften PR-Artikel für einen guten Zweck zu verkaufen und zu versteigern – und das bereits zum 25. Mal.
Die Schlange vor dem Veranstaltungsort im Neustadtswall hielt sich eine halbe Stunde vor Eröffnung der Marktes noch in Grenzen. Ganz vorne standen Patrick Schneider und Freundin Maren Kalk, die von dem Termin über eine Facebook-Seite gehört hatten und zum ersten Mal an dem Verkauf und der Versteigerung teilnahmen. „Ich habe mich nur an den Aschenbecher gestellt, um zu Rauchen, da bildete sich hinter uns eine Schlange“, lacht die Bremerhavenerin, die selbst gar kein großer Kinofan ist, aber ihrem Freund zuliebe mit nach Bremen gekommen ist. Ihr Lebensgefährte Patrick Schneider, der im Schnitt zweimal im Monat ins Kino geht, wollte „auf gut Glück“ etwas finden, konkrete Wünsche hatte er nicht. Maximal 100 Euro wollte er ausgeben, um seine bereits bestehende Sammlung von Plakaten und Requisiten sowie 1200 DVDs aufzustocken. „Der Freundeskreis ist schon neidisch auf meine Sammlung“, meint Schneider. Seine Freundin eher weniger. „Wenn wir mal zusammenziehen, brauchen wir für die Kinosachen ein Extrazimmer“, warnt Maren Kalk ihren Freund mit einem Lächeln.
Nach der offiziellen Eröffnung der Veranstaltung durch die Radio Bremen-Moderatoren Malte Janssen und Michael Reimann füllte sich schnell der Saal, in dem groß- und kleinformatigen Plakaten auf zahlreichen Tischen lagen. Die Mitarbeiter von Radio Bremen und die Helfer des „Rat&Tat -Zentrums für Schwule und Lesben“, an das der Erlös des Tages gespendet wurde, hatten alle Hände voll zu tun. Wenn die Besucher ein Plakat gefunden hatten, wurde es eingerollt, mit einem Gummiband versehen und der Preis auf einen Zettel geschrieben, sodass beim Herausgehen an der Kasse bezahlt werden konnte. „Die Leute waren sehr spendabel und haben nicht versucht zu handeln“, erzählt Radio Bremen-Live-Reporterin Maike Evers, die für die gute Sache natürlich viel herausholen wollte. Aber bei der Preisbestimmung waren auch der Bekanntheitsgrad des Filmes sowie die Menge und die Größe der gewünschten Plakate ausschlaggebend, sodass die Preise zwischen zwei und zehn Euro lagen.
Die größeren Artikel wurden auf der Bühne von den Radio Bremen-Moderatoren versteigert. Ein Pappaufsteller des Films „Die Minions“ ging in fünf-Euro-Schritten für 50 Euro an einen neuen Besitzer. „Für die Kinder, wir waren in dem Film“ erklärt der meistbietende Torsten Marth aus Rastede, der zum ersten Mal beim Cinemarkt war. Erste Sorgen, wie er den 1,50 mal 1,30 Meter großen Aufsteller mit seinem Wagen transportieren kann, erübrigten sich, als sich der Werbeartikel als bequem auseinandernehmbar erwies und in Einzelteile zerlegen ließ, sodass auch die Kinder Henrik und Torben beim Tragen helfen konnten.
Beim Bieten musste man durchaus aufpassen. „Da hat einer seinen Kragen gerichtet, das kann gefährlich werden“, warnt Malte Janssen die Zuschauer vor unüberlegten Bewegungen, die als Gebot interpretiert werden konnten. Ganz bewusst geboten hat Patrick Eggers für den Aufsteller der „Ninja Turtles“. „Ich finden den Film cool“, meint der Bremer und hoffte, den Transport mit seinem Kleinwagen bewerkstelligen zu können.
Einfacher hatte es da Imke Kühling, die für einen Kumpel ein „Gunman“-Plakat im Format 60 mal 90 für acht Euro erwarb. Ganz leer ging hingegen Ben Illmer aus. „Die Filme waren in diesem Jahr nicht so gut“, findet der Bremer, der sich schon auf 2016 mit den Kinostreifen „James Bond“ und „Star Wars“ freut und darauf hofft, beim nächsten Cinemarkt die dazugehörigen Poster zu finden.
„Das läuft ja wie geschnitten Brot“, ruft auch Moderator Michael Reimann von der Bühne und meinte die erfolgreichen Verkäufe der Artikel, die von vielen Bremer Kinos gespendet wurden. Insgesamt kamen 9300 Euro für das „Rat&Tat-Zentrum“ zusammen. Das Geld stammt nicht nur aus dem Verkauf und der Versteigerung der Werbeartikel, sondern auch aus einer Auktion, bei der in der Bremen-Vier-Morgenshow „Vier beginnt“ eine private Kinovorstellung versteigert wurde.