
Lena Rosekeit hat im vergangenen Jahr eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin begonnen – mitten in der Pandemie. Die Corona-Zeit ist vor allem in diesem Berufsfeld herausfordernd. Dennoch sagt die 21-Jährige: „Ich habe es nicht bereut.“ Derzeit arbeitet sie in einer Wohngemeinschaft für Demenzerkrankte in der Überseestadt. Sie hilft den Bewohnern bei allem, was ihnen im Alltag schwerfällt: beim Essen, beim Anziehen, im Badezimmer oder unterwegs.
„Mein Auftrag ist es, den Menschen ein selbstständiges Leben zu ermöglichen. Dabei begleite und unterstütze ich sie“, beschreibt Rosekeit ihre Auffassung von dem Beruf. Nur ein Feld ist ihr weitestgehend noch verschlossen geblieben, doch dies soll sich im späteren Verlauf der Ausbildung ändern: die Pflege. „Das ist etwas schade, da ich diesen Teil total spannend finde“, sagt sie. Erste Erfahrungen in diesem Bereich habe sie bereits nach dem Abitur während eines Freiwilligen Sozialen Jahres bei einem anderen Träger gesammelt.
Rosekeits Antrieb, ausgerechnet in der Heilerziehungspflege zu arbeiten, geht über die helfende Arbeit am Menschen hinaus. Sie will auch Öffentlichkeit für das Thema Behinderung herstellen, denn das tue Not, meint sie. „Viele Menschen haben gar keine Berührungspunkte mit Behinderung oder Inklusion. Das will ich ändern. Ich möchte Aufklärungsarbeit leisten und ein Bewusstsein dafür vermitteln“, erklärt sie.
Auch Jessica Volk, Geschäftsleiterin des Martinsclubs, möchte hier ansetzen. Darüber hinaus verfolgt sie ebenfalls ein übergeordnetes Ziel. „Wir versuchen, Fachkräfte für morgen vorzubereiten, und natürlich streben auch wir nach einer höheren Wertschätzung der pädagogischen und pflegerischen Berufe“, stellt sie klar. Dies beginne bereits bei der Vergütung. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, qualifizierte Fachkräfte auszubilden, und dies lassen wir uns auch was kosten.“ Der Martinsclub zahle bereits im ersten Lehrjahr eine monatliche Vergütung von mehr als 900 Euro, erklärt Volk. Das sei in diesem Berufsfeld eine Ausnahme.
Lena Rosekeit meint dazu: „In Relation werden wir sehr gut bezahlt.“ Dennoch hat sie neben der Ausbildung und der Berufsschule noch einen 450-Euro-Job. Der Träger, bei dem sie das Freiwillige Soziale Jahr absolviert hat, hat ihr die Stelle angeboten.
Derweil hofft die Geschäftsführerin des Martinsclubs auf eine Verbesserung der Lage infolge der Aufmerksamkeit, die Berufe im Bereich Gesundheit und Pflege im Zuge der Corona-Pandemie erhalten haben. „Hier ist leider ablesbar, welchen Stellenwert diese Berufe derzeit haben“, sagt Jessica Volk. Die Pandemie habe auch beim Martinsclub und in der HEP-Ausbildung einige Änderungen angestoßen, die jedoch eher im Hintergrund abliefen.
Lena Rosekeit arbeitet bei ihrem Job in der Demenz-WG nicht nur in einem sensiblen Bereich hinsichtlich Corona, sie ist vor allem auch als Auszubildende von den Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie betroffen. Dennoch fühlt sie sich nicht benachteiligt. Und auch ihre Chefin meint: „Das läuft bisher sehr gut.“
Die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert auch Sören Petzold. Sein bisheriges Fazit: „Es ist interessant, aber auch herausfordernd. Kein Tag gleicht dem anderen, die Arbeit ist wirklich sehr abwechslungsreich.“ Der 27-Jährige ist in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen tätig. „Das Schönste ist, zu spüren, einen positiven Einfluss auf die Menschen zu haben“, sagt er.
Lena Rosekeit und Sören Petzold sind zwei von insgesamt zwölf Auszubildenden, die im Sommer die HEP-Ausbildung begonnen haben. Im Laufe der dreijährigen Lehrzeit werden sie mehrere Stationen beim Martinsclub durchlaufen. Etwa als Schulassistenz, bei der sie beeinträchtigte Kinder in die Klassenräume begleiten und ihnen im Unterricht zur Hand gehen. „Wir bieten unseren Auszubildenden eine große Bandbreite an Themen und Einsatzmöglichkeiten“, erklärt Volk.
Heilerziehungspflege als Beruf
Obwohl es sich um eine standardisierte Berufsausbildung mit theoretischem Teil in der Berufsschule und praktischem Teil in Einrichtungen handelt, sind die Einsatzfelder vielfältig. Laut Bundesagentur für Arbeit arbeiten Heilerziehungspfleger nach der Ausbildung in Tagesstätten, Wohn- und Pflegeeinrichtungen, in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, in Einrichtungen der Sozialpsychiatrie, in ambulanten Diensten, in Vorsorge- und Rehabilitationskliniken, in Kindertageseinrichtungen oder auch an Schulen. Die Ausbildung umfasst verschiedene Schwerpunkte wie Pädagogik oder auch pflegerische Tätigkeiten. Die genaue Gewichtung kann aber je nach Ausbildungsträger verschieden sein. Vor allem die Praxis ist je nach Ausbildungsträger unterschiedlich gelagert. Es geht im Grunde genommen darum, Menschen zu unterstützen, die, aus welchen Gründen auch immer, Hilfe im Alltag, in der Ausbildung, Erziehung oder bei der Körperpflege brauchen.
Eine Online-Informationsveranstaltung zur HEP-Ausbildung bietet der Martinsclub am Mittwoch, 27. Januar, 16.30 bis 18 Uhr, an.
Anmeldung unter Telefon 43 81 99 41 oder per E-Mail an hep@martinsclub.de.