
Der Rotdorn ist krank und nicht zu retten gewesen, das haben selbst Laien erkennen können. Und doch steht die Fällung des Baumes vor wenigen Tagen an der Delmestraße im Flüsseviertel stellvertretend für ein Problem, das der Neustädter Beirat nun angehen will:„Die Menschen im Stadtteil verstehen nicht, warum die Bäume häufig nicht nachgepflanzt werden und gefühlt immer mehr Baumscheiben an den Straßen leer bleiben“, formulierte es Beiratssprecher Ingo Mose (Grüne) während der Online-Beiratssitzung am Donnerstagabend.
Er selbst und seine Fraktionskollegen hätten sich daher die Mühe gemacht und nachgezählt. Das Ergebnis: Allein in zehn Straßenzügen seien es 64 leere Baumscheiben. Besonders starken Schwund weisen demnach die Delmestraße (18 fehlende Bäume), die Erlenstraße (zehn) und die Ortsfahrbahn an der Neuenlander Straße (13) auf. „Insgesamt dürfte der Fehlbestand in der Neustadt noch deutlich höher liegen“, sagte Mose.
Das Stadtteilparlament hat daher nun einstimmig einen Antrag der Grünen beschlossen, in dem die Umweltbehörde zur Nachpflanzung aller fehlenden Bäume an den Straßenrändern im Stadtteil bis zum Frühjahr 2021 aufgefordert wird.
Darin verlangt der Beirat auch eine Erklärung dafür, warum etliche Straßenbäume nicht ersetzt worden sind. „Wir können das teilweise vermuten, aber für einige Straßenzüge ist das nicht selbsterklärend“, so der Beiratssprecher.
Jens Oppermann (SPD) warnte davor, dem Umweltbetrieb das Misstrauen auszusprechen. „Die Fachleute kümmern sich gut um die Bäume und wir sollten den Umweltbetrieb eher stärken, damit wir gemeinsam für mehr Bäume sorgen können“, so der Sozialdemokrat. Eine Sichtweise, die auch Mose bekräftigte: „Wir wollen den Umweltbetrieb nicht an den Pranger stellen.“
Im Antrag fordert der Beirat, dass bei Nachpflanzungen Baumsorten verwendet werden, die angepasst an die veränderten Klimabedingungen sind. Außerdem sei dafür zu sorgen, dass die Bäume gut gepflegt und ausreichend gegossen werden.
Bremenweit hat die Anzahl der Straßenbäume seit 2012 kontinuierlich zugenommen, teilt der Umweltbetrieb Bremen mit. Ende 2019 habe es mit 71 168 Exemplaren insgesamt 2170 Bäume mehr gegeben als noch sieben Jahre zuvor.
Auch für die Neustadt sei die Anzahl der vorhandenen Straßenbäume von 3251 Exemplaren im Jahr 2017 auf 3276 im Jahr 2019 leicht gestiegen. Und bis zum Frühjahr sei eine Nachpflanzung von insgesamt 110 Bäumen an den Straßen und in den Grünanlagen der Neustadt geplant, kündigt der Umweltbetrieb an. Weitere würden in den kommenden Pflanzperioden folgen.
Prinzipiell werden die Bäume „sukzessive an allen Standorten nachgepflanzt und alle Standorte bleiben bestehen“, versichert Pressesprecherin Kerstin Doty. Nur an der Meyerstraße und in Teilen der Delmestraße „dürfen wir wegen der dortigen Leitungen keine Bäume mehr nachpflanzen“.