
Wie haben Soldaten aus Arsten die letzten Tage des Ersten Weltkriegs erlebt, und was hat sich nach dem Kriegsende in Bremen zugetragen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Ausstellung „100 Jahre Ende des 1. Weltkriegs – Zeit des Umbruchs 1918/1919“, die der Arbeitskreis Bremer Geschichte(n) im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Arsten-Habenhausen zeigt. Unter den zahlreichen Feldpostbriefen, Karten und historischen Fotos ist erstmals auch ein Fund zu sehen, der zufällig entdeckt wurde.
100 Jahre ist es her, dass der Erste Weltkrieg mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags endete. Wie es sich anfühlt, wochenlang unter Artilleriebeschuss in einem Schützengraben zu liegen, selbst Menschen zu töten und um sein eigenes Leben fürchten zu müssen, davon zeugen die Briefe der Soldaten an ihre Familien in Arsten.
Die Begeisterung der ersten Kriegstage, die Thema der ersten Ausstellung des Geschichtskreises vor zwei Jahren war, ist zu diesem Zeitpunkt längst verflogen. Krankheiten, Hunger, Durst, Verletzungen und Tod bestimmen den grausamen und menschenverachtenden Alltag an der Front. Eine Krankenschwester, die den Arster Karl Lahrs in den letzten Stunden seines Lebens begleitete, schreibt nach dessen Tod 1917 einen bewegenden Brief an die Mutter. „Wie sie es im einzelnen beschreibt, hat mich sehr beeindruckt“, erzählt Friedrich Greve vom Arbeitskreis Arster Geschichte(n).
Weihnachten 1915 hatte die örtliche Kirchengemeinde ihren Mitgliedern den „Deutschen Soldatenfreund“ an die Front geschickt. Das Echo kam mit der Neujahrspost. Und was die Soldaten zu sagen hatten – die einen nur kurz, die anderen ausführlich –, ist auf den zahlreich vorhandenen Feldpostkarten nachzulesen. „Diese Ausstellungsstücke, die wir in der Vitrine zeigen, wurden erst kürzlich beim Aufräumen im Pastorenhaus Habenhausen entdeckt“, berichtet Greve über den Zufallsfund. Ebenfalls zu sehen ist die erhaltene Feldkiste eines Unteroffiziers. Darin befindet sich auch sein Militärpass.
Die Ausstellung endet nicht mit dem Waffenstillstandsvertrag. Nach Kriegsende wurde es turbulent – auch in Bremen. Im Januar 1919 wurde die Räterepublik an der Weser niedergeschlagen, und auch in Arsten habe sich in diesem Zusammenhang einiges zugetragen, sagt Greve. Die Geschehnisse an Ort und Stelle sind Teil der Ausstellung. Ebenfalls eine Rolle spielt das Kriegerdenkmal, das noch heute vor der Kirche steht. Um die Errichtung entbrannte im Jahr 1921 ein verbissen ausgetragener Streit. In der Gemeindeversammlung wurde das Denkmal mehrheitlich abgelehnt. „Man wollte keine Verherrlichung des Kriegs“, erklärt Greve. Doch der 1878 gegründete Kriegerverein regelte die Sache auf seine Weise. „Sie haben Geld dafür gesammelt und das Denkmal gegen den Willen vieler Menschen einfach selbst errichtet.“ Dass es seinen Platz ausgerechnet vor der Kirche fand, hatte einen Grund, erläutert Greve: „Der damalige Pastor war Mitglied im Kriegerverein.“
Die Ausstellung „100 Jahre Ende des
1. Weltkriegs – Zeit des Umbruchs 1918/1919“, ist noch bis zum 9. Dezember im Foyer des
Gemeindehauses der Evangelischen Kirchengemeinde Arsten-Habenhausen, In der Tränke 24, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind montags von 16.30 bis 18.30 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei.