
Dort bieten Wiebke Wahl und Enya Rheinländer vom BUND die Sommerferienwoche „Im Tal der Mammuts“ an.
Die BUND-Ferienwoche, die in die Steinzeit führt, hat die Kinderwildnis verwandelt: Sie heißt nun Skelettinsel – und dieses Eiland steckt voller geheimnisvoller Orte: In dunklen Höhlen leben Bären, Mäuse und Igel oder sind Schätze versteckt, und Kinder dürfen sich ausnahmsweise über dem flammenden Holz selber Brotteig rösten. „Feuer und Stockbrot haben mir am allerbesten gefallen, aber auch das Schießen mit Pfeil und Bogen war toll“, meint die acht Jahre alte Margara.
Als die Morgenwolken der Sonne weichen, bekommen die Ferienwochenteilnehmer Besuch: Sechs Kinder von Flüchtlingen, unter anderem aus Afghanistan, Syrien und Nigeria, in Begleitung mehrerer Betreuer, rücken an: Das Übergangswohnheim Klinikum Mitte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) bietet – neben neun anderen in Bremen – Flüchtlingsfamilien nach der Erstaufnahme einen Wohnraum, wobei die Familien sich selbst verpflegen.
Ganzheitlicher Ansatz
Für die Sommerferien hat die Awo ein ganzheitliches Programm für die Kinder von Flüchtlingen zusammengestellt, zu dem die Themen Sport, Ernährung, Gesundheit und Natur gehören. „Dabei machen wir Jogging, die Kinder haben ein Plakat zu Lebensmitteln gestaltet, wir haben in die Frühstücksdosen der Kinder geschaut, und auch Gartenarbeit gehört dazu, zum Beispiel Kartoffeln pflanzen“, führt Linda Hartrampf aus, Projektkoordinatorin bei der Awo.
Wiebke Wahl fordert die Kinder der BUND-Ferienwoche auf, über das bisher Erlebte zu berichten: „Erzählt unseren Gästen doch mal, was für Tiere ihr bisher gesehen habt!“ „Bären, Mäuse, Nacktschnecken!“ Linda Hartrampf ist gespannt, ob sich die beiden Gruppen heute mischen werden.
Zunächst noch nicht. Denn nach einem ersten gemeinsamen Spiel, bei dem die Kinder sich in Vögel verwandeln und in Gras und Gebüsch Raupen in Form von Wollfäden suchen, frühstücken die beiden Kindergruppen noch getrennt. Aber als Wiebke Wahl den Kleinen mehrere Käscher in die Hand drückt und alle mit dem Netz die Wildnis durchstreifen, bilden sich erste gemeinsame Gruppen staunender Kinder.
Schließlich wollen alle die leuchtend orangen Weichkäfer unter der Lupe ansehen oder mit der Fingerkuppe sanft die Fühler der Nacktschnecke berühren. Die Schmetterlinge, die mit den ersten Sonnenstrahlen umher flattern, sind allerdings schnell genug, um den Käschern zu entkommen.
Am Tisch, wo Wildbienen und Graswanzen in Becherlupen plötzlich riesig werden, schaffen Neugier und Bewunderung ein gemeinsames Band. Flüchtlingsjunge Oni aus Albanien freut sich: „Für mich war am besten, dass ich so viele Tiere gesehen habe. Die kannte ich alle noch nicht.“
Zum Abschluss holt Wiebke Wahl eine Schubkarre, auf der lange Schilfhalme liegen und zeigt den Mädchen und Jungen, wie man sie zu Stücken zurechtschneidet und bündelt, sodass Brutkammern für Wildbienen entstehen: simple Insektenhotels aus Gruppen hohler Halme.
Für Linda Hartrampf ist der gemeinsame Vormittag in der BUND-Kinderwildnis vielversprechend: „Integration funktioniert nur, wenn sie von beiden Seiten ausgeht – von denen, die aus der Ferne angekommen sind, und von denen, die schon lange hier leben. Es muss genügend Deutsche geben, die sich auf sie einlassen.“
Die Awo-Projektkoordinatorin ist froh, dass Umweltverbände wie der BUND Flüchtlingskinder in ihrem Naturerlebnisraum in der Großstadt willkommen heißen. Dort werden im Laufe des Jahres übrigens noch weitere Flüchtlingskinder aus Awo-Übergangswohnheimen zu Gast sein: gemeinsam kochen am Lagerfeuer oder Apfelsaft pressen – das soll Gemeinschaft stiften.
Und in der BUND-Kinderwildnis werden in diesen Wochen auch noch weitere Flüchtlingskinder erste Fühlung mit der heimischen Natur aufnehmen.