
Huckelriede. Mit geschickten Fingern vernäht Magdalena Farnesi die Außenkante des weißen Stoffschlauchs. Und während neun Seniorinnen und Senioren ihr in der Atelierecke der Cafeteria des Altenheims der Inneren Mission am Kirchweg 124-128 zusehen, wie sie den Arm für einen Teddybären anfertigt, kommen sie miteinander ins Gespräch.
Die Stimmung ist gut. Christel Zimmermann ist 91 Jahre alt und lebt seit 30 Jahren in Bremen. Die Teddybären erinnern sie an ihre Kindheit in Berlin. In den Bombennächten habe sie mit den anderen Hausbewohnern ängstlich im Luftschutzkeller gesessen, dabei ihren Teddy im Arm gehalten und ganz fest gedrückt, erzählt sie. Der Teddy gab ihr Halt und Trost.
So ist das mit den kuscheligen Bären. Sie haben eine Aufgabe. Davon ist Magdalena Farnesi überzeugt. Sie hat während des Studiums damit begonnen, Teddys zu nähen. Damals habe eine Freundin eine schwere Zeit gehabt, erinnert sich die Findorfferin. Sie wollte ihr etwas Gutes tun und kam schließlich auf die Idee, ihr einen Teddy zu nähen. Das sei sehr gut angekommen, sagt sie.
Und es gab noch mehr Menschen, die einen kuscheligen Begleiter gebrauchen konnten. Deshalb hat Magdalena Farnesi weitere Teddys genäht und verschenkt. Irgendwann begann die 34-Jährige, die Unikate auch zu verkaufen. Dafür entwarf sie eigene Teddymodelle und Schnittbögen. Denn Teddy-Schnitte aus Zeitschriften oder dem Internet sind rechtlich geschützt.
Die geschickte Bärenmutter näht zunächst nach dem Schnittmuster die einzelnen Gliedmaßen: Arme, Beine, Kopf, Körper und Ohren. Dann stopft sie diese aus. Zu Hause benutzt sie dafür Holzwolle, aber das mag Magdalene Farnesi den Putzfrauen des Altenpflegeheims nicht antun und hat Bastelwolle als Alternative dabei. Als Gelenke verwendet sie Lochscheiben aus Pappe. Schließlich sollen die Bären verschiedene Haltungen einnehmen können.
Inzwischen ist Magdalena Farnesi beruflich ziemlich eingespannt. Sie übersetzt freiberuflich Kinder- und Jugendbücher aus dem Deutschen, Englischen, Polnischen, Italienischen und Jiddischen ins Tschechische. Außerdem hat sie eine 20-Stunden Stelle bei „Centropa“, das ist eine internationale jüdische Organisation, die Zeitzeugen-Gespräche sammelt und daraus Materialien für Lehrer entwickelt (www.centropa.org). Deshalb bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, um ihre kreative Ader auszuleben.
Aber der Hunde-Hausbesuchsdienst im Altenpflegeheim am Kirchweg ist für Magdalena Farnesi eine Herzensangelegenheit. Denn ihr Vierbeiner Rosi ist sehr gesellig. Die Hundedame springt den Besuchten gern auf den Schoß, lässt sich streicheln und bringt so manches Seniorenauge zum Leuchten. Bei diesen Besuchen kam die Findorfferin regelmäßig mit Christiane Pröllochs ins Gespräch, die für die Tagesprogramme des Hauses zuständig ist.
Irgendwann kam dann Farnesis Teddy-Leidenschaft zur Sprache. Daraus entstand die Idee, einen Teddy-Workshop zu veranstalten. Weil viele Seniorinnen einiges von Handarbeiten verstehen, ihre feinmotorischen Fähigkeiten und auch ihre Sehkraft aber häufig schon nachlassen, lief es darauf hinaus, dass Magdalena Farnesi in der Reihe Offenes Atelier zeigt, wie es geht und die Senioren selbst entscheiden, oft sie nur zuschauen oder auch mitmachen möchten.
Gertrud Blanke hat früher selbst viel genäht, an diesen Nachmittag erst eine Weile zugeschaut und dann eine kleine Aufgabe übernommen. Sie gesteht: „Was das werden soll, weiß ich nicht.“ Die 34-jährige Bärenmutti Magdalena Farnesi erklärt ihr daraufhin: „Das wird ein Ohr.“
Das Offene Atelier soll im Altenpflegeheim in Kattenturm übrigens als regelmäßiges Kreativangebot etabliert werden. „Dafür suchen wir Hobbykünstler und Kunsthandwerker aus Bremen, die Lust haben, ihr Schaffen bei uns öffentlich für einige Stunden zu präsentieren“, sagt Christiane Pröllochs vom Sozialen Dienst im Altenpflegeheim Kirchweg. Egal, ob sie Aquarellmalerei, Perlenstickerei oder Holzarbeiten machen.