
Die Ausgabestelle der Bremer Tafel hat die Luxemburger Straße verlassen, sie hat sich jetzt in der Obervielander Straße eingerichtet. In dem ehemaligen Gebäude der Tafel soll eine Kindertagesstätte entstehen. Immobilien Bremen (IB) unterstützte den Verein dabei, ein neues Gebäude zu finden. Das berichtet der Vereinsvorsitzende Uwe Schneider.
Unterstützung bekam die Tafel auch vom Huchtinger Beirat, und Schneider ist zufrieden: „Der Umzug ist sehr gut gelaufen. Die Kunden sind alle mitgekommen.“ Etwa 150 bis 170 Personen nutzen das Angebot jede Woche in dem Stadtteil. Gerade in Huchting gebe es viele von Armut bedrohte Familien. Die Tafel verfügt derzeit über fünf Standorte in Bremer Stadtteilen: Burg, Zentral, Obervieland, Vahr und Huchting. Seit knapp 25 Jahren gibt es den Verein bereits.
Am Vormittag des Ausgabetages fahren Ehrenamtliche des Vereins mit fünf Autos etwa 160 Adressen ab, darunter überwiegend Supermärkte. „Anschließend sortieren wir die Ware, und verderbliche Nahrungsmittel fliegen raus“, erklärt Schneider. „Beim Abholen können wir nicht immer sofort feststellen, welche Waren nicht mehr in Ordnung sind.“ Die Lebensmittel werden anschließend unter den Ausgabestellen aufgeteilt. Überwiegend gibt es bei der Tafel Obst und Gemüse, manchmal ist auch etwas Besonderes dabei wie Kaffee oder Schokolade. Ein Vollsortiment gibt es in den Bremer-Tafel-Ausgabestellen also nicht, denn die Supermärkte bestimmen, welche Waren sie abgeben. „Das sind oft Bananen, die eine andere Farbe bekommen haben, aber letztendlich noch gut sind. Die Supermärkte trennen sich aber auch von Waren, von denen sie zu viel haben. Grund dafür ist eine Überproduktion“, weiß Schneider. Das sei bei allen Supermarktketten – ob Rewe oder Edeka – gleich. Aber auch Ware mit Schönheitsmängeln, beispielsweise mit einem falschen Etikett, sortieren die Ketten konsequent aus. Natürlich gebe es auch Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Bei Konserven könne der Verbraucher da „locker drüber hinweg gehen“, bei anderen Waren könne das jeder Verbraucher selbst gut beurteilen. „Wir stellen uns dann die Frage, ob wir die Lebensmittel selbst noch verwenden würden“, erklärt Schneider.
Die Tafel nimmt außerdem unverpackte Lebensmittel an, beispielsweise von Bäckereien. „Private Spenden dürfen wir allerdings nicht annehmen. Wir haben oft Anfragen nach Partys, bei denen viele Speisen übrig geblieben sind. Weil wir die Herstellung der Produkte nicht nachvollziehen können, können wir diese Sachen nicht annehmen. Das liegt an der Lebensmittelkontrolle“, erklärt der Vorsitzende. Vor allem bei gekühlter Ware sei das wichtig. Bei privaten Haushalten könne der Verein nicht wissen, ob die Kühlkette unterbrochen wurde, beim Handel dagegen sei die Situation klar.
Kundinnen und Kunden der Tafel legen bei ihrem ersten Besuch einen Nachweis wie einen Arbeitssuchendenbescheid oder Rentenbescheid vor, um dort einkaufen zu können. Pro Einkauf zahlen sie zwischen zwei und drei Euro, je nachdem ob es sich um einzelne Personen oder größere Haushalte handelt. „In Huchting sind die Haushalte zwischen einer und elf Personen groß“, weiß Schneider. Jede Person bekommt eine Nummer von der Tafel zugewiesen, mit der dann die Reihenfolge beim Einkauf festgelegt wird. „So kommt jeder mal zuerst dran. Es kommt also nicht darauf an, wer zuerst bei uns vor dem Laden steht“, erklärt Schneider. Jede Person geht durchschnittlich mit einem tatsächlichen Warenwert von 30 bis 40 Euro nach Hause.
Rund 25 Ehrenamtliche braucht die Bremer Tafel für einen Ausgabetag. Um das Konzept einer Seniorentafel auch im Stadtteil Huchting umsetzen zu können, sucht der Verein weitere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es werden zusätzlich etwa 20 Personen gebraucht, um an einem zweiten Tag in der Woche speziell für Seniorinnen und Senioren zu öffnen. „Unsere Arbeit ist ziemlich herausfordernd, deshalb gibt es bei uns keine Doppelschichten“, stellt Vereinsvorsitzender Uwe Schneider fest.