
„Langsam bin ich verzweifelt“, seufzt Victoria Pozova. „Versprechungen hören wir schon so oft.“ Die Elternsprecherin des Kinder- und Familienzentrums Stichnathstraße verliert bald den Glauben an eine zweite Krippengruppe in der Einrichtung, so wie viele Mütter und Väter aus Kattenturm auch. Zwar stehen nach ihrem Wissen Personal und Gelder bereit, nur fehlt ein entsprechender Gruppenraum für unter Dreijährige.
Und das macht nicht nur sie wütend. Zumal für die geplante zweite Krippengruppe für eineinhalb- bis dreijährige Kinder zum laufenden Kita-Jahr nach ihrer Kenntnis eine Kindergartengruppe an der Stichnathstraße geschlossen worden ist. Das zusätzliche Betreuungsangebot für die Kleinsten gibt es trotzdem nicht. Somit hätten 20 Kindergartenkinder keinen Platz mehr in der Stichnathstraße bekommen beziehungsweise zehn Krippenkinder würden auf ihren zugesagten warten, so Pozova. „Das kann ich nicht glauben“, ereifert sich die Elternsprecherin.
Kita-Leiterin Marion Haase relativiert die Zahlen. Als Ausgleich für die Schließung der einen Kindergartengruppe in ihrem Haus sei eine neue Gruppe für Ü3-Kinder in der Kita Theodor-Billroth-Straße eröffnet worden. Und von den zehn Mädchen und Jungen unter drei Jahren, deren Eltern auf einen Krippenplatz zum laufenden Kitajahr gehofft haben und die auf einer Warteliste stünden, so Haase, hätten einige inzwischen anderswo einen Krippenplatz bekommen.
Das mildere nicht die Tatsache, dass der immer wieder aufgeschobene Umbau des vorhandenen Gruppenraums für Ü3-Jährige, der in einen Gruppenraum für Krippenkinder und einen Raum für Frühförderung unterteilt werden sollte, so weitreichende Folgen für die gesamte Kita habe, findet Victoria Pozova. Vor allem, dass Kinder noch ohne Betreuungsplatz seien.
Die Elternsprecherin beklagt ferner, dass der kleinkindgerechte Spielplatz noch immer nicht angelegt ist. Als im Januar 2017 die erste Krippengruppe eingerichtet worden sei, sollte das Außengelände altersgerecht umgestaltet werden, berichtet die Mutter. Der an den Krippenraum angrenzende Spielplatzbereich sei geräumt und vorbereitet worden. „Doch seit zwei Jahren ist weiter nichts passiert“, ärgert sich Victoria Pozova.
„Die Kleinen sehen die große Schaukel, können aber nicht schaukeln“, liefert sie ein konkretes Beispiel, das die Knirpse traurig macht. Seit Eröffnung der ersten Krippengruppe besteht nach ihrer Meinung der Bedarf für einen Spielplatz, der mit Kleinkind gerechten Geräten bestückt sein müsste. Die würden auch für manche der dreijährigen Kindergartenkinder Bewegungsanreize liefern, ist sich Victoria Pozova ob unterschiedlicher Entwicklungsstufen der Kinder und der in ihrer motorischen Entwicklung beeinträchtigten Jungen und Mädchen sicher, die diese Einrichtung besuchen. Nicht zu vergessen der fehlende Unterstand als Wetterschutz für Kinderwagen. „Wenn es regnet oder schneit, werden die nass“, so Pozova.
Kita Bremen hatte mit der Eröffnung der zweiten Krippengruppe zu Beginn dieses Kindergartenjahres gerechnet und dafür das Personal eingeplant, berichtet Petra Zschüntzsch als Abteilungsleiterin pädagogische Leitung von Kita Bremen. Diese Kräfte seien „umorientiert“ worden. Sobald sie wüssten, dass der Gruppenraumumbau beginne, „werden wir Personal anbahnen“, versichert sie. Für das Außengelände habe der Umweltbetrieb Bremen (UBB) den Auftrag zum fachgerechten Umbau erhalten. „Die Umsetzung ist noch nicht erfolgt“, stellt die Sprecherin von Kita Bremen fest.
„Es geht jetzt weiter“, kündigt UBB-Pressesprecherin Kerstin Doty an und begründet die Verzögerung mit einer Umplanung. „Ende März bringen wir die Ausschreibungen auf den Weg, sodass die Firmen im Mai anfangen könnten“, sagt sie und kalkuliert dann etwa zehn bis zwölf Wochen bis zur Fertigstellung des Spielplatzes für die Krippenkinder. Unklar sei nur, in welchen Fristen die Firmen die Spielgeräte liefern könnten.
Den Umbau des Gruppenraums in Kattenturm hat ebenso Immobilien Bremen (IB) nach wie vor auf der Agenda. Doch hinsichtlich des Baubeginns könne er auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Angabe machen, beantwortet Pressesprecher Peter Schulz die Anfrage des STADTTEIL-KURIER. Aufgrund der vielfältigen und arbeitsintensiven Aufträge, die IB erreicht hätten, sei es zu „personellen Kapazitätsengpässen“ gekommen, schreibt Schulz und verweist auf die zu errichtenden Mobilbauten für Schulen im vergangenen Jahr und Kita-Mobilbauten zuvor. Diese konnten „trotz aller Anstrengungen sowie vorgenommener Neueinstellungen nicht ausgeglichen werden“, begründet er die Verzögerungen bei dem Umbau im Kinder- und Familienzentrum an der Stichnathstraße.
Darüber hinaus führt der IB-Pressesprecher an, dass sich in einem sogenannten Startergespräch mit allen Beteiligten im vergangenen Herbst noch Klärungsbedarf ergeben hätte, sowohl bei Kita Bremen als Nutzer des geplanten Krippenraumes als auch innerhalb des eigenen Hauses. Als konkretes Beispiel nennt er brandschutztechnische Fragen. Diese Themen sind laut Peter Schulz mittlerweile aufgearbeitet.
„Aktuell wird die Kostenberechnung aufgestellt, die Mitte/Ende März vorliegen soll“, berichtet der IB-Sprecher zum derzeitigen Sachstand. Danach könnten weitere Schritte für die Umsetzung des Bauvorhabens eingeleitet werden, Ausschreibungen und deren Auswertung, Auftragsvergabe und alles weitere.
„So langsam schwindet das Vertrauen in Immobilien Bremen“, kommentiert Elternsprecherin Pozova diese Ankündigung, die sie für vage hält. Die Eltern könnten zum Start des Kindergartenjahres 2019/20 also immer noch nicht verbindlich mit dem Start der zweiten Krippengruppe rechnen, folgert sie verärgert.
Victoria Pozova betreut selber Spielkreiskinder. Sie weiß um die Probleme, die um fehlende Betreuungsplätze kreisen. Das treffe Kinder aus Migrationsfamilien besonders hart, sagt sie. Wenn sie nicht so früh wie möglich in Krippen und Kitas gefördert und auf die Schule vorbereitet würden, auch sprachlich, hätten sie kaum Perspektiven für eine gesicherte berufliche Zukunft. Und ohne Kinderbetreuungsplatz könnten Mütter weder Deutschkurse besuchen noch arbeiten gehen. So könne Integration nicht gelingen.