
Huchting. Mit steigenden Temperaturen wird das Fahrrad als Transportmittel wieder beliebter. Doch viele Drahtesel müssen nach den Wintermonaten erst einmal auf Vordermann gebracht und vor allem verkehrssicher gemacht werden. Deshalb hat die Huchtinger Stadtteilfarm ein "Bike-Bastel-Buffet" in Kooperation mit dem ADFC im Ferienprogramm angeboten. Dabei konnten sich die neun Teilnehmenden im Alter von acht bis 18 Jahren aussuchen, mit welchem Teil einer Fahrradreparatur sie sich beschäftigen wollen.
Lucas hat bereits in der Schule eine Fahrradwerkstatt kennengelernt und dabei Lust bekommen, seinen Drahtesel selbst zu reparieren. „Bislang hat das immer mein Vater gemacht“, erzählt der 18-jährige Huchtinger an der ersten Station, bei der es um das Flicken von Löchern in Fahrradreifen geht. Doch nachdem ihm Timon, der beim ADFC ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, gezeigt hätte, wie ein kaputter Schlauch repariert werden kann, könne er das auch selbst bewerkstelligen, ist sich Lucas sicher.
Für den praktischen Anschauungsunterricht werden extra Löcher mit einer Stecknadel in die Schläuche gepiekt. Um herauszufinden, wo das Loch genau ist, lernen die Teilnehmer nicht nur die altbekannte Methode mit dem Wassereimer kennen, sondern dass der Schlauch auch mit etwas Abstand zwischen die Lippen gehalten werden kann, um so das Loch durch die ausströmende Luft zu orten. „Im Notfall geht das auch“, erklärt Kursleiter Markus Hübner vom ADFC.
An der zweiten Station können die Kurteilnehmer lernen, wie ein Fahrrad auseinandergebaut wird. Dort steht Leon als Helfer zur Verfügung, der bereits mehrere Fahrradkurse auf der Stadtteilfarm besucht hat. „Ich weiß, was ich tue und kenne mich aus“, meint der 14-Jährige selbstbewusst und zeigt, wie Schraubschlüssel und Schraubenzieher richtig anzusetzen sind. Dafür untersucht die Fahrradkette, ob sie Rost aufweist oder Fett benötigt. „Nur wenn es um die Beleuchtung geht, brauche ich noch eine Werkstatt“, sagt der Jugendliche, der stolz auf seine praktischen Fähigkeiten ist.
Von diesen profitiert unter anderem Finn, der Leon über die Schulter schaut. „Ich baue zum ersten Mal ein Rad auseinander und kann es in alle Einzelteile zerlegen“, sagt der Achtjährige etwas überschwinglich. Ob er alle Teile auch wieder zusammenbauen könne, da sei er sich allerdings nicht so sicher, gesteht er. Sein Mountainbike war zwar noch nie kaputt, „aber die Radwege sind nicht so gut, da ist es besser zu wissen, wie man Reifen repariert“, erklärt Finn. „Wenn man gerne Offroad fährt, sind die Radwege in Huchting gut“, bemerkt indes Leon.
An der dritten Station des „Bike-Bastel-Buffets“ werden aus alten Reifenresten Gebrauchsartikel und Schmuck hergestellt. Dort schneidet Quentin mit einer Schere einen Schlauch auseinander, der später genietet oder genäht als Tasche für Stifte dienen soll. Andere Kursteilnehmer fertigen Schlüsselanhänger, Jonglierstäbe oder Ohranhänger aus den Gummiresten an. Dabei werden sie von Marieatou Daniels unterstützt, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr auf der Kinder- und Jugendfarm am Sodenmattsee macht. Sie zeigt den jungen Leuten kurz, was man alles mit den Abfällen noch anstellen kann, bevor sie die Kinder und Jugendlichen selbst kreativ arbeiten lässt. „Ich finde es toll, wie aus alten Materialien Neues geschaffen wird“, sagt die Mitarbeiterin, die die kleinen Reifen-Kunstwerke auch privat nutzen will. Markus Hübner, Referent für Verkehrspädagogik und Jugendarbeit beim ADFC Bremen, freut sich, dass auch die Mädchen viel technisches Interesse bei dem Kurs an den Tag gelegt hätten. „Es braucht schon etwas Mut, um an einem Fahrrad zu schrauben“, erklärt Hübner. "Das Fahrrad wird oft als Ganzes gesehen. Wir zeigen hier auf spielerische Art, wie die Einzelteile zusammen funktionieren und repariert werden“, erläutert er den Ansatz des "Bike-Bastel-Bufetts".
Als einige Schraubenschlüssel achtlos auf dem Boden herumliegen, muss Markus Hübner die Stimme doch einmal etwas anheben: „Werkzeug ist eine heilige Sache, das kann ein Leben lang halten, wenn man es sorgsam behandelt“, lautet sein Appell.