
„Ich kann da wenig Hoffnung machen“, sagt Ernst Kittlaus vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV) – und das bedeutet: Die Einrichtung von Tempo 30-Strecken in der Woltmershauser Straße vor sozialen Einrichtungen wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben.
Bereits seit einigen Jahren versucht der Beirat Woltmershausen, die Sicherheit in der Straße durch Einrichtung von Tempo-30-Strecken und zusätzliche Querungsmöglichkeiten zu erhöhen, zuletzt durch einen Beschluss im April 2019. Jedoch: „Der Gesetzgeber sagt, wenn es Nachteile für den Taktfahrplan des ÖPNV gibt, kann das nachteilig für die Einrichtung einer Tempo-30-Strecke sein“, berichtet Kittlaus während der jüngsten digitalen Sitzung des Beirates. Das Problem: Eine ganze Reihe von Bussen und Bahnen seien verspätungsanfällig und dazu gehöre die Linie 24. „Deshalb können wir auch in der Woltmershauser Straße keine Tempo 30-Strecke anordnen.“
Diese Aussage nehmen nicht nur die Beiratsmitglieder mit Enttäuschung zur Kenntnis, sondern auch verschiedene zugeschaltete Vertreter von sozialen Einrichtungen in der Woltmershauser Straße. Klaus Stockmann ist Leiter des Regionalcenters Bremen-Süd von Werkstatt Bremen. „Unsere Leute unterschätzen die Geschwindigkeit“, erzählt er. Sie würden die Verkehrslage nicht überblicken, „deshalb würde ich eine Tempo-30-Strecke sehr begrüßen.“
Ein paar Häuser weiter stadtauswärts befindet sich der „Fröbel Kindergarten Pusdorf“. Dessen Leiter Marcel Retat würde die Einrichtung einer Tempo-30-Strecke gerne sehen – „wegen des Tempos der Fahrzeuge und der Lautstärke der Lkw.“ Zudem sei eine Querung vonnöten, denn er sehe viele Familien, die Umwege in Kauf nehmen, um zum Kindergarten zu gelangen. Und auch das auf der anderen Straßenseite befindliche Kinderhaus Sterntaler ist davon betroffen. Geschäftsführerin Meike Rasch schließt sich deshalb ihrem Kollegen an und meint: „Einen Übergangsweg zu schaffen, wäre ein Highlight und eine Tempo-30-Strecke vor solchen Einrichtungen immer sehr löblich.“
Eine Anwohnerin, die in Höhe der Stromer Straße lebt, sagt: „Wir bekommen oft Situationen mit, dass Kinder über die Straße gehen und Autos bremsen müssen. Das Gleiche gilt für Erwachsene, es ist sehr gefährlich.“ Sie befürworte deshalb eine Runterregulierung der Geschwindigkeit, und außerdem: „Bei hohen Geschwindigkeiten wackeln hier die Altbremer Häuser, vor allem bei den Lkw und den Bussen. Die Substanz der Häuser leidet sehr.“ Beiratsmitglied Simon Beckmann (Grüne) erzählt: „Ich habe zwei Kinder, eines davon geht zur Kinderkrippe Kleiner Tiger. Dort ist es ähnlich prekär. Links und rechts wird ziemlich wild geparkt und es wird auch gerne mal auf 70 Stundenkilometer beschleunigt.“
Andreas Busch von der BSAG sagt, ein Gutachter habe berechnet, wie sehr die Einrichtung einer Tempo-30-Strecke die Fahrzeit der Linie 24 verlängern würde. „Die Linie 24 fährt ja nicht nur durch Woltmershausen, sondern auch durch die Neustadt und die Vahr. Wenn dann Verspätungen verschleppt werden, müssten wir einen Bus mehr einsetzen. Mit dem damaligen Senator haben wir besprochen, bei solchen Linien von der Einrichtung von Tempo-30-Strecken abzusehen. Und das ist bei der Linie 24 der Fall.“
Ole Lindemann (CDU) meint, 2019 sei von der Taktung keine Rede gewesen. „In der Verwaltungsanordnung steht, dass Tempo 30 anzuordnen ist. Wir haben hier die Grundschule, mehrere Kitas und den Martinshof. Ich habe jetzt den Eindruck, dass Woltmershausen wieder der leidtragende Stadtteil ist.“
Dem widerspricht Andreas Busch: „Wir haben nicht Woltmershausen im Blick, sondern jeden Stadtteil gleich behandelt. Bei einigen Linien funktioniert es, bei einigen nicht.“ Anja Schiemann (SPD) ist Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und verweist auf die Bündelung sozialer Einrichtungen in Woltmershausen. „Ich richte eine Bitte an das ASV, sich das dort mal anzuschauen. Wenn eine Tempo-30-Strecke notwendig ist, dann an dieser Stelle.“ Anwohnerin Lisa Tschink fragt jedoch: „Ist Taktung wichtiger als Sicherheit für drei bis vier Einrichtungen an der Strecke?“
„Wo wir tätig werden können, tun wir das auch“, entgegnet Andreas Busch. Doch solange es keine Gesetzesgrundlage im Bund für Tempo 30 gebe, könne Bremen nicht vorpreschen. „Wir müssen die gesamte Linie 24 im Auge behalten. Es herrscht Einvernehmen zwischen Verkehrsbehörde, ASV und BSAG, dass man dann kein Tempo 30 einrichtet. Wenn wir überall Tempo 30 einrichten würden, würde der ÖPNV unattraktiver, weil langsamer werden. Wir arbeiten zwar an einer Beschleunigung an Ampeln und reinen Busspuren. Es gibt aber nur einen Straßenraum.“
Simon Beckmann meint dagegen: „Ich glaube, kein Bürger hätte ein Problem, wenn der Bus nicht alle sechs, sondern alle sieben Minuten käme und dafür eine Tempo-30-Strecke eingerichtet werden würde.“