
Ein Teil des geplanten neuen Gebäudes liegt noch knapp innerhalb der Fluglärmzone, für die tagsüber Lärmwerte von bis zu 60 Dezibel im Mittelwert errechnet wurden. Jetzt ließen sich die Obervielander Stadtteilpolitiker aus den Beiratsausschüssen Bau, Umwelt und Verkehr die Pläne vorstellen. Das Echo fiel bei ihnen sehr geteilt aus.
„Wir tragen in der Stadt eine soziale Verantwortung und sind aufgrund des Mangels an Kitaplätzen in der Stadt bereit, unser Grundstück für einen Neubau zur Verfügung zu stellen“, erläuterte Volker Greulich, Vorstandsmitglied der FEBB, den Hintergrund des Bauvorhabens. Platz für 60 Kinder in zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen solle daher in einem neuen Gebäude an der Ziegelbrennerstraße entstehen.
Ein Teil der Kindertagesstätte liege allerdings in der Fluglärmzone, erklärte Architekt Stefan Feldschnieders vom Bremer Architekturbüro Felschnieders und Kister. „Wir bitten Sie daher, ein positives Votum für eine Ausnahmegenehmigung abzugeben und sich für den Kitabau starkzumachen“, sagte der Architekt. Er habe auch extra den Bau so aufgeteilt, dass nur Verwaltungsräume, Küche und ein Bewegungsraum für die Kinder innerhalb des drei Meter breiten Korridors liegen, der noch zur Fluglärmzone zählt. Alle schutzbedürftigen Bereiche wie Gruppen- und Schlafräume seien baulich davon abgegrenzt im hinteren Teil des zweigeschossigen Hauses untergebracht.
„Für uns macht der Eingang der Kita nur direkt an der Straße Sinn, so bleibt mehr Freiraum für die Kinder im Innenhof, und auf dem Grundstück können wir den Platz für eine mögliche Erweiterung des Schulstandortes erhalten“, begründete der Architekt die Lage des Hauses in der Fluglärmzone.
Grüne sehen Kinder gefährdet
„Sie haben bereits vieles bedacht, um die Kinder zu schützen, wir brauchen so eine Kita in Habenhausen und ich finde es gut, dass Sie sie bauen wollen“, lobte Volkhard Sachs (CDU) die Pläne und befürwortete, einer Ausnahmegenehmigung zuzustimmen. Sein Beiratskollege Erich Peters (SPD) forderte, dass „die Fluglärmzone, auch wenn sie eine sinnvolle Sache ist, keine Kita verhindern darf“. Ohnehin sei er sich sicher, „dass der Lärmpegel in Kitas ohnehin höher ist als 55 Dezibel“, erklärte Peters. Im Übrigen sah er auch für den Mittagsschlaf der Ein- bis Sechsjährigen durch die besondere Lage keinen Anlass zur Sorge.
Doch genau dem widersprach Hans-Jürgen Munier (Grüne) ganz entschieden: „Gerade wenn es um den Schutz der Kleinsten geht, sollten wir alternative Bauflächen prüfen, bevor wir bedenkenlos einer Ausnahme zustimmen.“ Aus seiner Sicht seien die Fluglärmzonen eher zu eng gefasst, sodass er durchaus auch direkt daneben noch das Problem sehe, dass die Kinder einer zu hohen Lärmbelastung ausgesetzt seien – besonders auf dem Außengelände.„Das ist kein relativ gleichmäßiger Geräuschpegel wie an einer Autobahn oder an einem Gewerbegebiet, sondern die einzelnen Flugzeuge sind deutlich lauter als der errechnete Mittelwert und könnten die Kinder erschrecken oder am Mittagsschlaf hindern“, mahnte Burkhard Winter (Grüne). Gisela Rabeler (CDU) wollte dieses Argument allerdings nicht gelten lassen. „Die Kinder in Habenhausen sind doch den Fluglärm gewohnt und erschrecken nicht, wenn ein Flieger über ihren Köpfen ankommt“, sagte sie.
Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es für die mittelfristige Ausbauplanung der Kitaplätze in den Bereichen Arsten und Habenhausen keine Alternative, erläuterte indes Ortsamtsleiter Michael Radolla. Die aktuellen Lärm-Messergebnisse lägen in einem akzeptablen Bereich, sodass mit entsprechendem baulichen Lärmschutz die Belastung akzeptabel sei, die zu erwarten ist – das sei zumindest die mehrheitliche Meinung der beiden Fachausschüsse zu dem Thema, die sich daher mit drei Gegenstimmen aus den Reihen der Grünen und SPD für die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung ausgesprochen haben.
Frist bis Mitte Mai
Aus der zuständigen Aufsichtsbehörde beim Wirtschaftssenator gibt es keine Auskünfte dazu, wie aussichtsreich der Antrag der FEBB ist. „Das ist ein laufendes Verfahren, das voraussichtlich im Juni abgeschlossen sein wird“, so Behördensprecherin Nadja Niestädt.Noch bis Mitte Mai müssten neben dem Beirat auch etliche weitere Beteiligte wie die Flughafenbetreiber, das Gesundheitsamt und die Bildungsbehörde eine Stellungnahme dazu abgeben. Erst danach stehe fest, ob zum ersten Mal in Bremen ein Kindergarten in der Fluglärmzone gebaut werden darf oder nicht.