
„Ich finde den Abriss schade, das Flair der alten Aula wird das neue Gebäude nicht erreichen können“, glaubt Helga Gerdes. Da das alte Gebäude den gestiegenen Anforderungen hinsichtlich des Brandschutzes und der energetischen Kosten nicht mehr entspricht, muss ein neues her. Doch bis dahin können die Freizeitkünstler ein letztes Mal ihre Bilder unter dem Sternenhimmel, der die Decke der Aula schmückt, ausstellen: Werke in Acryl, Öl, Radierungen oder Aquarellbilder.
Wilde Landschaften
Dem Schaffensdrang der 63 Mitglieder sind allem Anschein nach keine Grenzen gesetzt. Die nahezu präsentierten 100 Werke stellen einen kleinen Ausschnitt aus 43 Jahren Vereinsleben dar. Darunter sind auch die Amerika inspirierten Bilder von Günter Siemers: Cowboys, die rastend in der Prärie stehen, Büffel auf ihrer Wanderung durch die Weiten der Prärie oder Indianer vor ihrem Tipi. Siemers hat einige Jahre lang in Kanada gelebt und von dort aus ganz Nordamerika bereist. Dabei haben ihn die wilden Landschaften besonders beeindruckt.
Er hat auch ein Bild des Lakota-Häuptlings Sitting Bull gemalt. Und als Ernie LaPointe, der Urenkel von Sitting Bull, im vergangenen Jahr als Ehrengast der Eröffnung der Amerika-Ausstellung im Übersee-Museum beiwohnte, hat Siemers ihm das Gemälde kurzerhand geschenkt. „Er hat sich unheimlich gefreut“, sagt Günter Siemers. „Und das Bild hängt jetzt in South Dakota überm Kamin“, berichtet er stolz.
Stolz erfüllt ebenso Helga Gerdes, wenn sie die künstlerischen Resultate ihrer Vereinsmitglieder betrachtet. „Es ist eine Ehre für uns, wenn unsere Bilder verkauft werden. Bilder sind für den Maler wie Kinder„ sagt sie, “da tut man sich manchmal schwer, sie zu verkaufen.“
Zu den Neuzugängen der Huchtinger Freizeitkünstler gehört Uwe Mumoth aus Kirchseelte. Seit 14 Tagen ist er nun dabei, doch die Malerei begleitet ihn seit seinem sechsten Lebensjahr. „Ich habe mit Comics angefangen, und mit zwölf Jahren fing ich dann an, mit Öl zu malen„, erzählt er. “Irgendwann bin ich auch ein paar Jahre bei Aquarellen hängengeblieben, und seit ein paar Jahren male ich Acryl.“ Das Malen hat sich Uwe Mumoth selbst beigebracht. Diese Leidenschaft besteht bis heute: „Schon als Kind war für mich ein weißes Blatt Papier wie eine Tafel Schokolade“, erzählt er von der magischen Anziehungskraft.
Lange Zeit hat er in der Immobilienbranche gearbeitet. Da sei das Malen ein guter Ausgleich zum Job gewesen, findet er. „Da gab es auch viele Aufträge, das habe ich aber zum Schluss abgelehnt, die Auftragsmalerei war nicht so meins", fügt Mumoth hinzu. Seine expressionistischen Bilder seien am gefragtesten. In den Verein sei er eingetreten, um noch etwas zu lernen, sagt der Kirchseelter. „Und dann hat es mich doch überrascht, dass ich gefragt wurde, ob ich Kurse geben kann.“
Einmal im Jahr stellen die Freizeitkünstler übrigens auch in leer stehenden Läden im Roland-Center aus: in sogenannten „Bilderstübchen“. Eines hat noch bis zum 21. November in der Einkaufspassage m Roland-Center geöffnet. Es ist sozusagen nicht nur das Schaufenster der Vereinskunst, sondern trägt auch zur Mitgliederwerbung bei: Sechs neue Interessierte konnten die Freizeitkünstler dadurch gewinnen. Und die Neuzugänge können gleich in ein vielfältiges Vereinsleben eintauchen, denn nicht nur Kurse zu verschiedenen Malformen gibt es, sondern auch andere Aktivitäten, zum Beispiel Anfang Dezember der Besuch der Paula Becker-Modersohn-Ausstellung.
„Bremen ist nicht nur eine Handelsstadt, sondern auch eine Künstlerstadt", stellt die Vereinsvorsitzende Helga Gerdes aus Huchting fest.