
Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, sagt das Sprichwort. In den Krankenhäusern ist die Verköstigung ein sehr wichtiger Faktor – und sorgt für viel Gesprächsstoff. Karin Hackmann kennt den Küchen- und Cafeteria-Betrieb im Krankenhaus Links der Weser (LDW) aus dem Effeff. 42 Jahre lang hat sie bis Mitte 2013 dort gearbeitet. „Es war eine schöne Zeit“, sagt die Rentnerin rückblickend. „Natürlich gab es mal Ärger, aber wir haben auch viel gelacht, das Betriebsklima war sehr gut und ebenso das Verhältnis der verschiedenen Berufsgruppen untereinander“, sagt die Sykerin.
Im Sommer 1971, also dreieinhalb Jahre nach der Eröffnung des LDW, fing die gelernte Verkäuferin und junge Mutter als Helferin in der Küche in Teilzeit von 15.30 bis 20 Uhr an. „Damals wurde noch ganz viel selbst gemacht. Das Gemüse für das Mittagessen der einigen hundert Patienten und Krankenhausmitarbeiter wurde per Hand geputzt und zerkleinert“, erzählt Karin Hackmann. „Auch die Frikadellen haben wir noch selbst gemacht, und sie schmeckten hervorragend.“
Standen Kohlrouladen auf dem Speiseplan, hätten alle Arbeitsflächen in der Großküche im Sockelgeschoss des Hochhauses voller Kohlblätter gelegen, erinnert sie sich. Allerdings habe es Anfang der 70er-Jahre bereits eine Kartoffelschälmaschine gegeben. „Wir Frauen mussten nur noch die Augen der Kartoffeln ausstechen. Manche wollten ganz schlau sein und warfen die Kartoffeln noch mal in die Schälmaschine, das Ergebnis war erschreckend, dann blieben nur noch Minikügelchen übrig“, berichtet Karin Hackmann lachend.
Halbtagsjobs für junge Mütter
Rings um das Krankenhaus schossen immer mehr Wohnhäuser aus dem Boden. Die jungen Mütter aus Kattenturm waren froh, in der Großküche oder in einem anderen Bereich des LDW einen Teilzeitarbeitsplatz zu finden, der sich mit der Kindererziehung vereinbaren ließ. Zum Beispiel konnten die Frauen vormittags arbeiten, wenn der Nachwuchs in der Schule war. Oder auch die Schicht abends wählen, wenn der Mann wieder zu Hause war und auf die Kinder aufpassen konnte. „Es gab wenig Fluktuation, weil die Frauen mit dem Job glücklich waren“, sagt Karin Hackmann, die als junge Frau von ihrer damaligen Wohnung in Leeste meist mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr. Mit dem ersten Küchenchef Wolfgang Klausing und auch mit dessen Nachfolger Udo Fischer sei sie gut ausgekommen – „obwohl ich eine große Klappe hatte“.
Im Laufe der Zeit seien dann immer mehr vorgefertigte Zutaten beziehungsweise Tiefkühlware eingesetzt worden. Heute kommt das Mittagessen des LDW aus der Zentralküche beim Klinikum Mitte, wo es zunächst schockgekühlt und nach dem Transport zum LDW dann wieder aufgewärmt wird.
Auch der Kuchen sei in den 70er- und 80er-Jahren noch in der Zentralküche selbst gebacken worden. „Manchmal wurden auch ganz spontan Kuchenwünsche erfüllt, wenn zum Beispiel auf den Stationen jemand Geburtstag hatte und überrascht werden sollte“, so Hackmann. Gern erinnert sich die Rentnerin auch an die damaligen Betriebsfeste und Weihnachtsfeiern, die den Zusammenhalt der Belegschaft noch verstärkt hätten. Karin Hackmann: „Das schönste Betriebsfest war ein Ausflug mit dem Schiff Oceana auf der Weser nach Bremerhaven. Alle kamen mit, vom Arzt bis zur Krankenschwester, vom Büroangestellten bis zum Lagerarbeiter. Es war spitze.“
In Erinnerung geblieben ist Karin Hackmann außerdem ein stationärer Klinikaufenthalt des damaligen Bürgermeisters Hans Koschnick. „Die Presse hatte das natürlich mitbekommen und wollte alles wissen – auch, was denn der prominente Patient zu essen bekam.“ Die damalige Diätköchin habe schlagfertig geantwortet: „Das kann ich leider nicht sagen. Ich weiß nur, er hat geblümtes Toilettenpapier.“ Tatsächlich habe der Bürgermeister das gleiche Essen bekommen wie alle anderen Patienten auch.
Ab 1991 arbeitete Karin Hackmann vormittags zunächst von 8.30 Uhr, später von 6.15 Uhr bis mittags in der Cafeteria. „Dort hat es mir noch besser gefallen als in der Küche. Jeden Tag hatte ich mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus allen Abteilungen zu tun, die ich meist auch mit Namen kannte“, erzählt sie. Die Küchenchefs und die Mitarbeiterinnen hätten sich große Mühle gegeben, leckere Frühstücksbuffets zusammenzustellen. „Manchmal gab es auf Initiative von Udo Fischer sogar richtige Attraktionen wie zum Beispiel ein mexikanisches Büfett. Das sprach sich in Windeseile in der Klinik rum, und der Ansturm war riesengroß.“
Anschreiben war möglich
Obwohl Anschreiben eigentlich nicht vorgesehen war, sei immer mal wieder ein Auge zugedrückt worden und Zahlungsaufschub gewährt worden. Die Kollegialität in der Cafeteria sei vorbildlich gewesen. „Wir hatten auch eine gemeinsame Lottokasse und haben uns von den Gewinnen ein gemeinsames Jahresessen gegönnt.“
Nur die besten Erinnerungen hat Karin Hackmann an den einstigen Ärztlichen Direktor Franz Böhmert. „Er hatte immer einen guten Spruch auf den Lippen. Und wenn es Hühnerfrikassee gab, war er nicht zu halten. Das Hühnerfrikassee im LDW sei das beste auf der Welt, sagte er.“ Besonders gern erinnert sie sich ebenso an den Kardiologen Götz Buchwalsky, der immer gute Laune verbreitet habe.
Bis heute ist die Cafeteria im Sockelgeschoss für Patienten, Besucher und Personal ein beliebter Treffpunkt zum gemeinsamen Plaudern und Genießen. Morgens ab 7 Uhr gibt es eine Auswahl zwischen verschiedenen Frühstücksgedecken und frisch belegten Brötchen, mittags werden verschiedene Menüs, davon eines vegetarisch, ein Salatbüfett und Desserts angeboten. Am Nachmittag von 14 bis 17 Uhr öffnet das Café mit Kuchen und Kaffeespezialitäten.