
37 Kilogramm Plastikmüll produziert jeder Deutsche pro Jahr – so steht es in einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln. Ein großer Teil davon fällt beim Einkaufen an: Tragetaschen aus Plastik, Wurstverpackungen, Zahnpastatuben oder eingeschweißte Salatgurken. „Selbst wenn man darauf achtet, ‚zero waste‘ (übersetzt: Null Müll) zu praktizieren, ist es oft unmöglich, Nahrungsmittel ohne Verpackung zu finden“, weiß Myriam Carneva.
In Bremen sei es nicht so einfach, möglichst Müll frei einzukaufen, obwohl es bereits einen Unverpackt-Laden in der Neustadt gebe, findet die junge Frau. Viele Waren, zum Beispiel recyclebare Windeln für ihren Sohn, muss Carneva online bestellen. „Die sind dann zwar Müll frei, aber der lange Lieferweg ist auch nicht gut für die Umwelt“, räumt sie ein.
Deshalb ergreift Myriam Carneva nun selbst die Initiaive. Sie möchte im März in der Rückertstraße in der Neustadt den Unverpackt-Laden „L‘ Epicerie Bio – Unverpackt“ eröffnen. „Der französische Name bedeutet in etwa Tante Emma laden“, erzählt Myriam Carneva. „Ich weiß, dass sich viele den Namen nicht merken oder ihn nicht richtig aussprechen können. Aber das macht nichts. Auch, wenn man den Namen nicht aussprechen kann, erinnert man sich daran das mein Unverpackt-Laden der französische ist. Und der französische Tante-Emma-Laden klingt doch auch gut, oder?“
Die quirlige Neustädterin hat bereits in England und Frankreich im Verkauf gearbeitet. Vor gut drei Jahren kam Carneva die Idee, selbst einen Laden ohne Verpackungen zu eröffnen, um möglichst vielen Menschen zu zeigen, dass Müllvermeidung einfach ist. „Ich möchte eine simple Lösung anbieten, die alles unter einem Dach vereint. Bei mir kann man nicht nur verpackungsfrei einkaufen, sondern auch Tipps zu ‚zero waste‘ bekommen. Neben Lebensmitteln gibt es auch Kosmetik, Hygieneartikel und andere Alltagsgegenstände“, kündigt sie an. „Und wer seine Dose vergessen hat, findet im Laden Behältnisse in fast allen Formen und Größen.“
Beim Einkauf kurz entspannen
Zusätzlich plant Myriam Carneva eine Kaffeeecke, in der Eltern nach dem Einkauf kurz entspannen können, während sich die Kinder in der Spielecke tummeln. Eine weitere Besonderheit dürfte die Kosmetikabteilung sein, in der Kunden ihre eigenen Pflegeprodukte zusammenstellen können. „Wir haben die Inhaltsstoffe und Zutaten da und geben den Kunden gerne Rezepte an die Hand, sodass sie ihren eigenen Lippenbalsam oder ihr eigenes Waschmittel herstellen können“, so die künftige Geschäftsfrau.
Es sei anders, in einem verpackungsfreien Laden einzukaufen als in den Supermarkt zu gehen, betont Carneva. Zum Beispiel müssten sich die Kunden vorher überlegen, welche Mengen sie kaufen wollten. „Im Supermarkt gibt es zum Beispiel Reis in der 1-Kilo-Packung. Den muss ich dann nehmen, auch wenn ich eigentlich nur 250 Gramm brauche“, erzählt die zukünftige Ladenbetreiberin, „im Unverpackt können die Kunden genau die Menge kaufen, die sie brauchen.“ Das spare nicht nur Geld, sondern auch Müll. „Da ist zum Beispiel dieses Rezept, das ich an Weihnachten kochen möchte und darin gibt es eine Zutat, von der ich genau weiß: Die werde ich nur für dieses Gericht brauchen. Jetzt muss ich davon aber eine große Menge kaufen, weil es keine kleinen Packungen im Supermarkt gibt. Der Rest landet dann meistens im Müll.“
Die Freiheiten, die ein Kunde im Unverpackt-Laden hat, seien der größte Vorteil an dem ‚zero waste‘-Projekt, meint Carneva. „Ich wundere mich zum Beispiel darüber, dass jeder selbstverständlich für die Umverpackung mitbezahlt, die er nicht essen kann und die ohnehin im Müll landet. Niemand hinterfragt das.“
Doch trotz all dieser Vorteile ist der Weg zur Eröffnung beschwerlicher, als angenommen, gesteht Myriam Carneva. „Ich habe bei der Bank um einen Kredit gebeten, aber keinen bekommen. Da war ich erst einmal überrascht, enttäuscht und traurig. Die Mitarbeiter dort sagten mir, dass es keinen Markt für einen Unverpackt-Laden gibt. Bremen sei noch nicht bereit dafür.“ Stattdessen schlugen sie ihr vor, das fehlende Geld über die Crowdfunding-Plattform Startnext.com zu beschaffen.
Die Idee des Crowdfundings ist es, dass viele Menschen eine geringe Summe an Geld für ein Projekt geben, das sie unterstützen wollen. Im Idealfall steht am Ende die Gesamtsumme zur Verfügung. Wird das Funding-Ziel nicht erreicht, erhalten die Unterstützer ihr Geld zurück. Im Gegenzug gegen die Spenden bekommen die Unterstützer kleine Geschenke, beispielsweise ein ‚zero waste‘-Kit, einen Einkaufsgutschein oder Coffee-to-go-Becher. Mindestens 15.000 Euro möchte Carneva bis zum 15. Januar über die Crowdfounding-Plattform erwirtschaften. Gut ein Fünftel der Summe sind bereist zusammengekommen. Myriam Carneva sagt hoffnungsvoll: „Ich glaube, dass wir es schaffen können und einen schönen Laden im März eröffnen werden.“
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Wer für dieses Projekt Geld ausgibt hat selbst Schuld.
Angegrabbelt wird die Ware auch in den anderen Läden,wenn die Leute unbedingt aus dem unteren Karton die Ware raus angeln, und dann doch was anderes wählen.
Müllfrei einkaufen in der Bremer Neustadt
Hat sich die junge Dame mal Gedanken gemacht ob sich ihr Geschäftsmodell überhaupt rechnet?
Da alles über die Preise abgedeckt werden muss, werden die entsprechend sehr hoch sein müssen oder macht die Dame das ehrenamtlich.
In jeder Hinsicht umweltgerecht, nachahmenswert, unterstützungswürdig und ... ein ,Ziel zum Nachdenken' !
Empfehlenswert wäre doch erst einmal ein Besuch:
Möglicherweise folgen daraus mehrere.
[Eigenverpackungen nicht vergessen ;-]
Ich beglückwünsche jedenfalls die UnternehmerIn zu ihrem Entschluss, und ich hoffe, der Laden wird -nicht gerammelt-
aber erstmal ,ganz schön voll' !
Denn damit könnten alle zufrieden sein !
Gutes Gelingen also !
Preise ?
Erstmal einige Lock-Preise im Angebot ?
Auch das, was zusätzlich dann evtl. gekauft wird,
verringert im Endeffekt das Anfangsrisiko !
"No risk - no business" - Unternehmervokabeln eben.