
Rund 132 000 Kinder und Jugendliche haben dieses Angebot seit 2006 wahrgenommen. Nun gibt das Blechbläser-Ensemble „Brasserie“ auf Initiative des Solohornisten des Orchesters, Matthias Berkel, am Sonntag, 12. November, um 11 Uhr in der Bremer Shakespeare Company, Schulstraße 26, ein humoristisches Benefizkonzert zugunsten der Musikwerkstatt.
Und da es sich bei der „Brasserie“ um ein Stadtmusikanten-Quintett und nicht nur um ein Quartett wie im Original handelt, hat Berkel flugs noch ein Mitglied, nämlich das kleinste hinzuerfunden: die Hummel. „Ich bin darauf gekommen, weil mein Bruder Karl, unser Tubist, schon öfter mal den Hummel-Flug von Rimski-Korsakow gespielt hat. Und das ist ziemlich eindrucksvoll“, sagt der Hastedter. Erzählt wird die musikalische Geschichte „Die Bremer Stadtmusikanten… wie es wirklich war“.
Auch jedes andere Tier hat seine eigene Erkennungsmelodie. Der Hahn ist ein etwas blasierter Monsieur namens „Coq au vin“. Seine Erkennungsmelodie, gespielt von dem Posaunisten Konstantin Päßer, der in Personalunion auch Entertainer und Marketingmanager ist: ein Medley aus Marsaillaise und Sacha Distels Chanson „Oh, Champs-Elysées“.
Die Katze ist ein arroganter Kater aus Amerika namens Donald Trumpet. Der zweite Trompeter, der in seine Rolle schlüpft, spielt ein Jazz-Stück. „Die Erwachsenen sollen ja auch Kosten mit so manchem Gag auf ihre Kosten kommen“.
Der Hund Jamaika ist da wesentlich entspannter: Er kommt mit seiner Reggae-Melodie „Oh let the dogs out“ ganz gut durchs Leben. Bleibt noch der Esel, der ein bisschen tumb, aber herzensgut ist. Matthias Berkel hat sich diese Rolle selbst ausgesucht und spielt dazu ein Stück aus der Schulmeister-Kantate von Telemann, in dem es heißt: „Wer die Musik nicht liebt und ehret ist ein Esel“. Da ist wohl etwas dran.
Kurz: „Wir nehmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise von Barock bis Rock. Die Stücke haben wir selbst arrangiert“, erläutert der Solohornist. Und da es zum guten Schluss heißt: „Ende gut, alles gut!“, spielt das Quintett als Rausschmeißer den Song „Happy“ von Pharell Williams.
Übrigens: Anders als die Original-Stadtmusikanten schlägt sich die neue, fünfköpfige Combo tatsächlich bis nach Bremen durch und wird dort von Beethovens Gewittermusik begrüßt. Schließlich werden sie in der Hansestadt mit einem eigenen Denkmal und einer eigenen Theaterrevue geehrt. Denn die fünf Helden haben zuvor das Theater aus der Hand von Räubern befreit.
„Der historische Hintergrund der Bremer Stadtmusikanten sind tatsächlich die Blechbläser: Um das Jahr 1500 gehörten zwei Trompeter, ein Posaunist und zwei Pfeifer zu den Bremer Ratsmusikern“, erzählt Matthias Berkel. 1999 wurde übrigens sein Blechbläser-Quintett „Brasserie“ in der Pfalz gegründet und ist seitdem bei nationalen und internationalen Festivals präsent. Die Musiker haben für die Stadtmusikanten-Produktion bei der Regisseurin Angelika Baumgarten vom Mannheimer Kindertheater eigens Schauspiel- und Sprachunterricht genommen. „Sie hat uns so manche Bühnentricks verraten“, erläutert der Solohornist. Berkel, der in der elften Saison bei den Bremer Philharmonikern spielt, hat mit seinen Philharmoniker-Kollegen schon manches Musikwerkstatt-Konzert bestritten. „Wir haben quasi bei jeder Orchesterprobe Schulkinder dabei, die spannend finden, was bei uns passiert“, sagt er und fügt hinzu: „Ich freue mich, dass ich damals hier in Bremen so gut als ‚Stadtmusikant‘ aufgenommen worden bin. Ich habe dem Orchester und der Stadt viel zu verdanken. Deswegen möchte ich mit diesem Benefizkonzert ein bisschen zurückgeben.“ Im April spielte das Ensemble „Brasserie“ das Stadtmusikanten-Programm vor 600 begeisterten Kindern im ausverkauften Theater in Cottbus, wo Berkels Bruder Karl als Solotubist engagiert ist.
Die Musikwerkstatt wird auch am Sonntag in der Bremer Shakespeare Company vor Ort sein. Kinder können wieder nach Herzenslust Musikinstrumente ausprobieren. Und auch die ersten Exemplare des Hörspiel-Bilderbuches „Die Bremer Stadtmusikanten ... wie es wirklich war!“ sind dort zu haben.
Parallel läuft eine Crowdfunding-Kampagne des Bläser-Quintetts zur Produktion dieses Familienkonzertes als Hörspiel mit einem Bilderbuch. Die Brüder Berkel stammen aus einem musikalischen Elternhaus. „Meine Mutter ist Sängerin und leitet eine Musical-Schule, mein Vater ist Tonmeister und Klavierlehrer. Er hat auch eine besondere Passion für das Malen“, erzählt der Hornist. Und so hat Eugen Berkel mit seinen Aquarellen, die auch im Theater am Leibnizplatz zu sehen sein werden, das dem Hörspiel beigefügte Bilderbuch illustriert: Zu jeder Komposition gehört ein Aquarell.