
Strom/Huchting. Wenn Naturschutz und hohe Kosten einen Fahrradweg an der Brokhuchtinger Landstraße nicht zulassen, soll es nun eben ein Wanderweg sein. Mit dieser neuen Idee unternimmt der Stromer Beirat aktuell einen weiteren Vorstoß, um doch noch eine Wegeverbindung abseits der Straße für Fußgänger und Radfahrer zwischen Huchting und Strom zu bekommen.
„Es fühlt sich an wie ein Thema aus meinen Jugendtagen“, scherzt der Stromer Ortsamtsleiter Wilfried Frerichs in der jüngsten Beiratssitzungüber das Vorhaben, einen sicheren Fahrradweg an der Brokhuchtinger Landstraße zu bauen. Dass es ihn bis heute nicht gibt, findet der 68-Jährige allerdings alles andere als lustig. „Zig Anträge seit über 15 Jahren von uns und den anderen Beiräten aus Huchting und Seehausen haben nichts gebracht, aber damit wollen sich die Menschen hier nicht abfinden“, bekräftigt Frerichs den Willen der Stromer Ortspolitiker, endlich eine praktikable Lösung zu finden.
Elf Varianten für mehr Sicherheit hatten die zuständigen Behörden zuletzt geprüft. Als Ergebnis waren sie mit dem Vorschlag angetreten, mehrere Hochpflasterungen auf der Straße sollten das Tempo von Auto- und Lasterfahrern auf der schmalen Straße reduzieren und so die Sicherheit der Radfahrer gewährleisten. Die Beiräte aus Seehausen, Strom und Huchting forderten jedoch im Einklang weiterhin einen separaten Radweg von der Stadt und lehnten diesen Lösungsweg daher ab.
Nun wittern die Beiratspolitiker offenbar eine neue Chance, weil der Radverkehr in der Stadt durch aktuelle Pläne der Verkehrsbehörde neuen Aufwind erhält. In dem nun vorliegenden Antrag formulieren sie daher erneut die Gefahr, die für radelnde Kinder auf dem Schulweg und umweltbewusste Berufspendler aus Huchting in Richtung Güterverkehrszentrum bestehe: „In den Hauptverkehrszeiten kommen sich immer wieder Autofahrer und Radfahrer bedrohlich nahe, weil riskante Manöver in unübersichtlichen Bereichen der Streckenführung oder der ständige Gegenverkehr, ein Überholen nicht zulässt“, steht in dem Papier.
Außerdem verweisen die Stromer darauf, dass eine von der Baubehörde in Auftrag gegebene Studie zum Dorfentwicklungskonzept Strom bereits 2016 den Ausbau eines Fahrradweges an der Brokhuchtinger Landstraße in Betracht zog. Zusätzlich zu den bereits 2014 gezählten 3000 Fahrzeugen, die täglich über die Straße rollen würden, erwarten die Ortspolitiker eine steigende Anzahl von Verkehrsteilnehmern auf der Strecke, sobald der Wesertunnel der Autobahn 281 fertiggestellt ist. „Und auch die Menschen, die zu Fuß die schöne Natur erkunden wollen, brauchen dort einen sicheren Weg“, argumentiert Frerichs für die Wanderweg-Idee.
Im Prinzip ist der Stromer Vorstoß ein Griff in die Trickkiste, gibt der Beirat offen zu: „Wenn man den Weg als Wanderweg plant, müsste man diesen nur 1,50 Meter statt 2,50 Meter breit machen, und man könnte ihn sehr einfach und damit kostengünstiger ausstatten“, beschreibt das parteilose Beiratsmitglied Sonja Rose die erhofften Vorteile. Keine Versiegelung der Oberflächen, Verzicht auf durchgehende Beleuchtung und eine Hecke als Sichtschutz zu den Wiesen, um die Vögel nicht unnötig zu stören – das sind die Eckpunkte des geplanten Wanderwegs, der von der „Köhlerbrücke“ bis zu den Bahnschienen in Huchting verlaufen könnte.
„Auf diese Weise decken wir 85 Prozent der Wegstrecke ab und benötigen dafür nur 25 Prozent der Kosten eines regulären Fuß- und Radwegs“, berichtet Rose. Die Hoffnung dahinter: Wenn weniger Fläche der umliegenden Landschaftsschutzgebiete beansprucht wird, könnten auch die Naturschutzverbände eher dem Vorschlag zustimmen. Und durch die Kostenersparnis im Vergleich zu bisherigen Planungen könnte auch die Bauverwaltung Gefallen an dem unkonventionellen Konzept finden.
Doch bevor der Antrag an den Bausenator verschickt wird, soll er nun zunächst mit den umliegenden Stadtteilparlamenten abgestimmt werden. „Wenn es Änderungswünsche gibt, versuchen wir, die einzubinden“, verspricht Frerichs.
In Huchting fällt das Echo bereits positiv aus: „Es wäre perfekt, wenn es eine neue Alternative gibt“, zeigt sich Beiratssprecher Falko Bries (SPD) begeistert. Dennoch verweist er darauf, dass es aus Sicht des Huchtinger Beirates möglich sein müsste, einen Radweg auf dem Sommerdeich zu realisieren. „Wir müssen die Idee der Stromer genau anschauen, ob sie wirklich die Lösung ist“, sagt der Beiratssprecher auf Nachfrage. Denn eines dürfe keinesfalls passieren, gibt er zu bedenken: „Wenn wir den Wanderweg bekommen und dort ein Schild aufgestellt wird ‚Radfahren verboten‘ ist das natürlich Quatsch.“