
Die von der Umweltbehörde geplanten Veränderungen an den Recyclinghöfen in Bremen (wir berichteten im Hauptteil) treffen im Bremer Süden auf ein geteiltes Echo. Während sich an der erst kürzlich erneuerten Station im Hohentor recht wenig ändern wird, soll der Recyclinghof in Kirchhuchting noch weiter modernisiert und ausgebaut werden. Federn lassen müssen hingegen die Stationen in Huchting am Wardamm sowie in Obervieland im Gewerbegebiet Habenhausen.
Die beiden Letztgenannten sollen zu sogenannten Grün-Stationen umorganisiert werden. Das bedeutet, dass die Nutzerinnen und Nutzer dort fortan nur noch deutlich weniger Abfallsorten entsorgen können. Wer etwa leere Akkus, Papier, Altmetall, Bauschutt oder Energiesparlampen aus dem Haus schaffen möchte, muss damit ab 2022 eine andere Recyclingstation ansteuern.
Nur noch Grünschnitt, Altglas, Altkleider und kleine Elektrogeräte werden an den künftig sieben Grün-Stationen der Stadt angenommen. Dort werden auch die Öffnungszeiten eingeschränkt. Von Dezember bis März bleiben die Tore dann geschlossen, von Frühjahr bis Herbst werden sie außerdem nur noch an zwei Wochentagen und sonnabends insgesamt 15 Stunden wöchentlich anstatt bislang 44 Stunden an sechs Tagen die Woche geöffnet sein. In Kraft treten werden die Änderungen allerdings erst ab Januar 2022 nach einem Umbau der Stationen.
Am Tag nach der Verkündung dieser Einschnitte herrscht trübe Stimmung an der Recyclingstation Obervieland. Kalter Nieselregen und der bevorstehende Winteranfang sorgen dafür, dass nur wenige Auto- und Radfahrer kommen, um ihren Müll zu entladen.
„In der Hochsaison sieht das hier ganz anders aus, da stehen die Autos und Radler regelmäßig Schlange vorm Tor“, berichtet Livius Pundsack aus Kattenturm, der mit dem Fahrrad gekommen ist. Deshalb findet er auch die angekündigte Beschränkung der Öffnungszeiten „völlig unzureichend, die müssen so bleiben wie sie sind.“
Viele finden es unsinnig, dass künftig deutlich mehr Autofahrten quer durch die Stadt nötig sein werden, um Abfallsorten in anderen Stadtteilen zu entsorgen, die heute noch in Obervieland abgegeben werden können. „Das muss ein vernünftiges Angebot sein, sonst macht der Platz doch keinen Sinn“, sagt Klaus Glomb aus Habenhausen dazu. Auch die Schließzeit im Winter findet er ärgerlich, weil er jedes Jahr reichlich Eichenlaub entsorgen muss. Und das falle eben auch noch nach November.
Etliche Kunden der Station äußern auch die Sorge, dass viele Menschen ihren Müll künftig womöglich illegal in der Stadt und den Grünanlagen entsorgen werden, wenn sie ihn nicht mehr auf kurzen Wegen loswerden können. „Einige aus meiner Nachbarschaft machen sich auch zu Fuß mit der Schubkarre auf den Weg“, berichtet Jürgen Brand aus Arsten. Wer kein Auto besitze, habe es künftig unnötig schwer.
Der Obervielander Beiratssprecher Stefan Markus (SPD) findet es „überhaupt nicht witzig, dass Obervielander künftig unnötig weite Strecken zurücklegen müssen, um ihren Müll zu entsorgen“. Das durchkreuze auch die Bemühungen im Stadtteil, die Menschen dabei zu unterstützen, umwelt- und klimafreundlich zu handeln und Autofahrten zu vermeiden.
Entrüstet zeigt er sich zudem darüber, dass die Beiräte nicht vor der Entscheidung befragt worden sind, was sie von den Plänen halten. „Wir Stadtteilparlamente wehren uns gegen dieses Friss-oder-stirb-Prinzip, unser Recht auf Beteiligung ist schließlich im Beirätegesetz verankert“, so Markus. Er hofft nun allerdings auf die von der Stadtreinigung angekündigten Nachverhandlungen mit den Stadtteilparlamenten, die in den kommenden drei Monaten stattfinden werden.
Nach ersten Gesprächen mit den Beiratsfraktionen in Obervieland gehe er davon aus, „dass der Beirat sich vehement gegen die Pläne zur Wehr setzen und versuchen wird, dass es nicht zu den angekündigten Verschlechterungen kommt.“
In Kirchhuchting wird die Station modernisiert, sodass danach fast alle Abfallarten angenommen werden. Die Wege werden zudem so umorganisiert, dass Nutzer auch während der Container-Leerung ihren Abfall abgeben können. Auch eine überdachte Eingangskontrolle wird nachgerüstet.
Die Öffnungszeiten verändern sich ab dem 1. April nur leicht. Sonnabends wird die Station bis 14 Uhr und damit eine Stunde länger als bislang geöffnet sein. Donnerstags öffnet die Station erst um 11, hat dafür aber bis 19 Uhr zwei Stunden länger als an den anderen Wochentagen geöffnet.
Auch die Nachricht, dass der Recyclinghof am Wardamm als Grün-Station erhalten bleibt, ist für den Stadtteil vermutlich trotz der angekündigten Einschnitte erfreulich. Schließlich ist bis vor Kurzem unklar gewesen, ob die Station nicht sogar komplett geschlossen wird. Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann glaubt trotzdem, „dass die Änderungen nicht nur auf Begeisterung im Beirat stoßen werden, auch wenn das Konzept für Huchting positive Aspekte zu haben scheint.“
Ärgerlich findet auch er, dass die Beiräte im Vorfeld überhaupt nicht beteiligt, sondern nur die Beiratssprecher und Ortsamtsleiter am Vorabend der Entscheidung über zwei Varianten informiert worden seien. „Offiziell kannte der Beirat das beschlossene Konzept also noch gar nicht vor dem Beschluss, das ist sehr unglücklich gelaufen“, resümiert Schlesselmann.