
Im Depot sind zwei solcher Stromabnehmer zu sehen.
Ein Stromabnehmer ist eine Vorrichtung an Fahrzeugen, die elektrische Energie von einer fest montierten stromführenden Leitung zu den elektrischen Einrichtungen des Wagens transportiert. Der US-amerikanische Ingenieur Frank J. Sprague setzte die Innovation erstmals im Jahr 1889 bei der Straßenbahn in Richmond (Virginia) ein. Das Unternehmen Thomson-Houston verbesserte das System und machte es auch in Europa bekannt. Bremen war die erste europäische Stadt, die diese Technik anwendete, wie Heiner Brünjes von den Freunden der Bremer Straßenbahn erklärt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Ausbreitung der Elektromobilität dadurch verhindert, dass das Problem der Stromversorgung nicht gelöst war. Die bis dahin verwendeten Kontaktwägelchen waren den harten Anforderungen des Betriebsalltags einer Straßenbahn nicht gewachsen, der Rollenstromabnehmer brachte ab 1889 den Durchbruch. Er besteht aus einer langen Stange, die schräg auf dem Fahrzeugdach montiert ist und durch eine Feder nach oben gedrückt wird. An ihrem oberen Ende befindet sich eine (Messing-) Rolle mit einer Rille entlang des Umfanges, die von unten am Fahrdraht entlangrollt und den elektrischen Kontakt herstellt, so Brünjes.
Der neue Stangenstromabnehmer bewährte sich und die Straßenbahnen breiteten sich in den Städten aus: Diese Erfindung machte die Menschenmassen mobil. Die Straßenbahntechnik war somit bereits um 1900 technisch ausgereift – noch vor dem Auto, betont Brünjes. Und bei der Einführung der neuen Technik hatte Bremen in Europa die Nase vorne: Bereits im Jahr 1890 gab es anlässlich einer Technikausstellung im Bürgerpark (Nordwestdeutsche Industrie- und Gewerbeausstellung) einen Versuchsbetrieb nach dem System Thomson-Houston bis zur Börse (Markt).
Ab 1891 wurden nach und nach alle (Pferdebahn-) Strecken in Bremen damit ausgestattet. Ab dem Jahr 1937 wurde in Bremen dann vom Rollen- auf den leichter zu handhabenden Scherenstromabnehmer umgestellt. Die Nachbarstadt Hamburg verwendete die Stange noch bis zum Jahr 1978, weiß der Fachmann.
Zwei Stangenstromabnehmer sind im „Depot“, dem Straßenbahn-Museum in der Schlossparkstraße ausgestellt. Daneben auch viele weitere Exponate aus 140 Jahren Straßenbahngeschichte.
Mehr ist auch in dem neuen Museumsführer der Straßenbahnfreunde zu erfahren, der im Museumsladen des „Depot“ für fünf Euro zu haben ist.
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