
Weil die Russen sonst immer alles unter sich ausmachen, fasste Daria Smolowa den Entschluss, die russische Kultur einmal allen Interessierten nahezubringen. Das Kulturfest unter dem Motto „Unsere russische Seele“ lockte am Sonntag Scharen von Besuchern ins Bürgerzentrum Neue Vahr in der Berliner Freiheit.
Der Strom von Besuchern, die am Sonntagnachmittag in das Bürgerzentrum Neue Vahr in der Berliner Freiheit kamen, wollte kaum abreißen. Das erste „Russische Kulturfest“ zog sie an. Und gleich im Foyer trafen die Gäste auf ein buntes Gewusel von Sängerinnen des russischen Chores „Rodina“ in schwarz-roten Trachten und kleine Ballett-Tänzerinnen in Taft und Tüll, so dass Vielen die bunt bestückten Vitrinen am Rande meist erst später ins Auge fielen. Dort präsentierten die Organisatoren liebevoll zusammengestellte typisch russische Utensilien, vom farbenfrohen Besteck und Geschirr bis hin zu den bekannten verschachtelten Matrjoschka-Puppen.Getreu dem Motto des Nachmittages: „Unsere russische Seele“.
Es dauerte nicht lange, bis alle Plätze besetzt waren, Treppenstufen und Aufgänge in Beschlag genommen wurden und sich ein dichter Ring von stehenden Gästen im Saal bildete, als die Organisatorin und Moderatorin Daria Smolowa die Bühne betrat und die Besucher begrüßte. „Ich habe für euch eine kleine Reise nach Russland vorbereitet. Und wenn wir schon eine Reise nach Russland machen, dürfen wir natürlich auch das Essen nicht vergessen.“ Ihr zur Seite stand Alexander Maier, der alle Ansagen der Moderatorin anschließend in russischer Sprache noch einmal vortrug.
Zweisprachige Ansagen
Dass eine zweisprachige Ansage unabdingbar war, verdeutlichte Daria Smolowa, als sie ein besonders lustiges russisches Lied, „Tschastuschki“, ansagte und versuchte, den deutschen Gästen die Heiterkeit dieses Stückes zu erklären. In selbstgereimter Form nahm sie sich selbst als „die Russin in Deutschland“ ein wenig auf die Schippe und ulkte, dass sie in drei Jahren in Bremen immer noch kein Deutsch gelernt habe. Das mache aber gar nichts, denn inzwischen sprächen viele Bremer russisch…
Mit dem straffen Bühnenprogramm mit insgesamt 21 Beiträgen wollten die Organisatoren für die russischen Gäste ein wenig Heimatgefühl aufkommen lassen und den deutschen Besuchern einen Einblick in die russische Seele gewähren.
Da gab es den Gesang der Chores „Rodina“, begleitet von Akkordeonspielern, da sang Olga Iwanowa das Lied „Russische Seele“, da tanzte das Kindertanztheater „Blumen“ den auch in Deutschland sehr bekannten Tanz „Kalinka“. Ganz aus dem Häuschen waren die Zuschauer, als die ganz kleinen Mädchen der Kindergruppe „Perlenchen“ das Lied „Freundschaft“ sangen.
Dass gerade Bremen in Russland schon seit Jahrzehnten eine ganz bekannte deutsche Stadt ist, berichtete die Moderatorin, als sie einen weiteren Beitrag ansagte. Bereits im Jahre 1969 wurde in der damaligen Sowjetunion ein Trickfilm-Kindermusical über die Bremer Stadtmusikanten produziert, so dass Esel, Hund, Katze und Hahn aus der Hansestadt bis heute auch in Russland ganz bekannte Helden sind. Vielfältiges Mitsummen und etliche Kommentare bestätigten, dass die Zuhörer die Stadtmusikanten kennen.
Eines aber machte Daria Smolowa klar: Kein russisches Kulturfest ohne Peter Tschaikowski und die russischen Beiträge zur klassischen Musik. Die Mädchen Vika, Kristina und Katarina spielten ein paar kurze Stücke auf dem Klavier – bestens einstudiert und sehr exakt vorgetragen. Sie wurden mit großem Beifall belohnt. Mit der Tanzgruppe „Regenbogen“ und dem „Blumenwalzer“ aus dem „Nussknacker“ ging es nach einer guten Stunde in die Pause.
Wippende Füße, klatschende Hände
Dass das Programm bei den großen Zuhörern aller Nationalitäten bestens ankam, zeigte sich an den wippenden Füßen und dem Mitklatschen bei vielen Liedern. Dass die Musik der russischen Seele aber auch Zuhörer begeisterte, die mit dem Liedgut gewiss nicht vertraut waren, zeigte sich am Beispiel einer kleinen Tanzmaus, die es nicht mehr auf dem elterlichen Schoß hielt.
Wie mit Sprungfedern unter den Füßen hüpfte die kleine Tänzerin selig zwischen Bühne und Publikum herum und drehte sich mit ihrem Windelpopo klatschend im Rhythmus der Musik. Es gelang gerade noch, Daria Smolowa in der Pause für ein kurzes Gespräch zu erwischen. „Ich bin selbst erst seit drei Jahren in Deutschland“, sagte sie. „Deshalb ist bei mir die russische Kultur noch ganz frisch. Und deshalb war es meine Idee, der deutschen Bevölkerung zu zeigen, was russische Kultur ist. Die Russen machen nämlich sonst immer alles nur unter sich.“ Was hat es denn mit diesen verschachtelten Puppen auf sich? Daria Smolowa: „Das war eigentlich mal ein russisches Spielzeug. Inzwischen ist es ein Symbol und ein Talisman geworden, etwas, das jeder kennt.“
Noch eine Frage zum Essen. Was gibt es? „Russische Pfannkuchen mit russischen Marmeladen und Pirogi – im Ofen gebackene Teigwaren mit verschiedenen Füllungen. Und Musik mit dem Sänger Papagrek.“ Das Kulturfest war ein vorbildlicher Schritt, um Russen und Deutsche miteinander ins Gespräch zu bringen.
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