
Nur noch wenige Tage, dann ist es vollbracht: Die große Jurte im Kulturgarten Arbergen direkt am Übergangswohnheim für Flüchtlinge an der Arberger Heerstraße ist kurz vor der Vollendung und kann bei einer Doppelfeier am Sonntag, 20. September, besichtigt werden. Bis dahin ist allerdings noch einiges zu tun, aber viele freiwillige Helfer bieten Unterstützung oder auch die nötige Zerstreuung an, wie zum Beispiel die Klasse 9b der Oberschule an der Koblenzer Straße und die Bremer Klinikclowns.
Aber der Reihe nach: Seit knapp zwei Wochen werkeln – wie berichtet – an der Arberger Heerstraße Bewohner, Anwohner, Ehrenamtliche und junge Erwachsene aus dem In- und Ausland im Kulturgarten. Sie haben Hügelbeete angelegt, ein Fundament für die Jurte gesetzt und Blumen gepflanzt. Einige der Beteiligten schlafen sogar in einer eigens errichteten Schlafjurte direkt auf dem Gelände. Darunter auch Sven Schmiedt von der ION-Berckstraße (Inobhutnahme für unbegleitete jugendliche minderjährige männliche Flüchtlinge), der nicht nur erfahrener Jurtenbauer, sondern auch Betreuer in der Einrichtung ist.
„Wir haben uns überlegt, wie wir die Jungs, die bei uns sind, gesellschaftlich einbinden können“, sagt Sven Schmiedt. „Und die Jungs finden das total gut“, ergänzt der ausgebildete Erzieher. Zwei seiner „Jungs“ sind an diesem Tag in Arbergen dabei und mit Holzarbeiten an der Jurte beschäftigt. In die Zeitung wollen sie allerdings lieber nicht. „Wir haben hier durchschnittlich vier Jugendliche, die mithelfen“, sagt Sven Schmiedt.
In den Tagen zuvor haben die Jugendlichen aus der ION-Berckstraße schon eine Feuerschale gefertigt. „Das war auch eine Lektion: Feuer auf dem Boden ist in Deutschland nicht erlaubt, Feuer in einer Schale dagegen schon“, grinst Sven Schmiedt.
Möglich macht die Arbeit in Arbergen vor allem auch die Spendenbereitschaft von Bewohnern und Unternehmen. „Die Stahlscheibe für die Feuerschale haben wir zum Beispiel von Bauarbeitern gespendet bekommen, wie auch das Feuerholz von einem Unternehmen gespendet wurde“.
An diesem Morgen waren außerdem schon Schüler und Schülerinnen der Klasse 9b der Schule an der Koblenzer Straße im Kulturgarten und haben nicht nur Holz geschleppt, sondern auch viel Erde bewegt. „Außerdem haben sie noch die Holzstäbe vom Scherengitter der Jurte geschliffen“, erklärt Sven Schmiedt.
Natürlich macht das Arbeiten auch hungrig und ein Jurtenlager ohne eigene Küche wäre wohl nicht vollständig. In der Küche, ein kleineres Zelt, haben Charles Ernest Stanley und Günther Lauingar aus Arbergen das Essen für die Gruppe vorbereitet. Heute gibt es einen Eintopf mit Zucchini, Kürbis und Curry. Während Günther Lauingars Freundin ihn auf das Projekt aufmerksam gemacht hatte und er als Arberger keinen weiten Weg hat, ist Charles Stanley von etwas weiter her angereist. Der junge Mann kommt aus Virginia in den USA, ihn hat die Liebe nach Bremen und das soziale Engagement nach Arbergen geführt. Schon vor einem Jahr habe er Sven Schmiedt und Oliver Schmid kennengelernt, die ihn dann auch auf das Jurten-Projekt aufmerksam machten.
Für seinen Küchen-Kompagnon Günther Lauingar ist das Projekt vor allem ein lebendiges Beispiel für Völkerverständigung über alle Sprach- und Kulturgrenzen hinweg. „Ich finde das Projekt einfach klasse, es hilft Brücken zu den Migranten zu bauen“, ist er überzeugt. Dass die Kessel stets gut gefüllt sind, verdanken die Organisatoren und Ehrenamtlichen übrigens auch der Spendenbereitschaft einiger Unternehmen.
„Dabei es war sehr einfach die Unterstützung zu bekommen“, freut sich Oliver Schmid vom Jurtenteam. „Wir sind hingefahren, haben erklärt, was wir machen und dann waren die Unternehmen gleich dabei.“ So werde die Küche im Zeltlager von zwei Lebensmittelhändlern versorgt und auch ein Bäcker stelle Lebensmittel zur Verfügung.
Zerstreuung bringen am späten Nachmittag des Tages die Bremer Klinikclowns, die im Übergangswohnheim ihre Clownereien aufführen. Während Kinder und Jugendliche aus nächster Nähe die Aufführung verfolgen, lehnen sich andere Bewohner zunächst eher etwas skeptisch aus den Fenstern und sammeln sich nach und nach. Als dann aber der Wachmann des Übergangswohnheims auf die Bühne geführt wird, ist das Eis vollends gebrochen. Denn nicht nur Arbeit, sondern auch Lachen verbindet.
Am Sonntag, 20. September, von 15 bis 19 Uhr wird das öffentliche Richtfest der Jurte gefeiert. Gleichzeitig veranstaltet auch die Bürgerstiftung Bremen ein Kochevent unter dem Motto „Cook nicht weg“. Diese Überschneidung nutzen die Veranstalter zu einem gemeinsamen Fest.
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