
Sebaldsbrück. "Stowarzyszenie Nadzieja dla Rodziny" ist ein Danziger Verein, der seit 2005 das Ziel verfolgt, ambulante sozialpsychiatrische Hilfen einzurichten und dafür staatliche Unterstützung zu bekommen. Mit "Hoffnung für die Familie" könnte man den Vereinsnamen übersetzen. Über die Städtepartnerschaft Bremens und Danzigs ist der Kontakt mit der Abteilung für sozialpsychiatrische Hilfen des ASB zustande gekommen.
Der polnische Verein unterhält seit 2010 in Gdansk (Danzig) ein Hostel, als Pilotprojekt der EU in Polen, das die Integration der Menschen fördert, die sich mit psychischen Problemen auseinandersetzen müssen. Traditionell werden Personen mit psychischen Einschränkungen in Polen in psychiatrischen Kliniken oder in Heimen untergebracht, sodass sie kaum am sozialen Leben teilnehmen können. Mit der Demokratisierung seit etwa 20 Jahren gibt es ein gesellschaftliches Umdenken.
Über Rainer Nalazek, Bürgerschaftsmitglied, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Arbergen-Mahndorf und Präsident der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bremen, kam es zu einem ersten Kontakt der sozialpsychiatrischen Abteilung des ASB und des polnischen Vereins "Hoffnung für die Familie". Jetzt waren die Polen zu einem Gegenbesuch in Bremen zu Gast. Jobst von Schwarzkopf vom sozialpsychiatrischen Dienst des ASB Bremen dankt seinem Geschäftsführer Wolfgang Rust, dass er sich Zeit dafür nimmt, markante Punkte des Bremer sozialpsychiatrischen Dienstes mit der Delegation zu besuchen.
Dazu zählen das Wohnheim "Haus Hastedt", die Schulmensa der Gesamtschule Mitte, das Café im Landesinstitut für Schule, wie auch das Apartmenthaus Vahrer Straße für betreutes Wohnen und weitere Einrichtungen, wie die Villa Wisch des ASB in der Sebaldsbrücker Heerstraße, in der die Delegation das Mittagstischangebot der "Mitarbeiter in Teilhabe am Arbeitsleben"genießt. Das Klinikum Ost mit seiner psychiatrischen Tagesklinik steht ebenfalls auf dem Programm.
Die Delegation besteht aus Wilhelmina Grych, einer ehemaligen Krankenschwester, die durch ihren Sohn zur betroffenen Angehörigen wurde und die Delegation leitet, aus Marta Ptaszynska, einer jungen Psychotherapeutin mit dem Spezialgebiet Therapie in der Gesellschaft, und Pawel Gorn, der deutsch spricht und kombinierter Psychotherapeut, Soziologe und Bereichsleiter des Vereins ist. Die Reise zahlen sie von dem Preisgeld der Stadt Danzig für ihre Arbeit.
"Mit der Psychiatrie-Enquete von 1975 fand ein Wandel statt", sagt Jobst von Schwarzkopf. Die Enquete forderte eine bessere Integration der Psychiatrie in die allgemeine Medizin, die Verbesserung der Versorgungskontinuität, die Verkleinerung der psychiatrischen Großkrankenhäuser und die Vernetzung mit medizinischen und sozialen Einrichtungen. Vieles davon konnte in den folgenden guten Wirtschaftsjahren umgesetzt werden. Für Bremen war die Auflösung des Klosters Blankenburg 1988 ein Meilenstein. In der Langzeitklinik lebten über Jahrzehnte psychisch Kranke, geistig Behinderte und Suchtkranke unter menschenunwürdigen Bedingungen, abgeschnitten von der Umwelt. Nur 14 der 240 Ehemaligen brauchten nach der Auflösung von Kloster Blankenburg noch einmal stationäre psychiatrische Hilfe.
An diesem Punkt, vielleicht vor der Auflösung solcher Einrichtungen, steht Polen jetzt. Die Delegation findet in Bremen Anregungen. Doch der Austausch ist beidseitig. "Ich bin beeindruckt von der Pionierarbeit und davon, mit wie wenigen Mitteln etwas erreicht werden kann, und von der fachlichen Qualität," sagt Jobst von Schwarzkopf über seinen Besuch im Mai in Danzig. In Deutschland droht aktuell der Abbau kassenzugelassener psychotherapeutischer Praxen, obwohl es örtlich Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr auf einen Therapieplatz gibt. Dabei steigt gleichzeitig die Zahl der vorgezogenen Renteneintritte wegen anhaltender psychischer Probleme.
Mit knappen Mitteln gilt es in Danzig wie in Bremen zurechtzukommen. Pawel Gorn: "Wir lassen uns vom Rat der Kollegen und den Ideen inspirieren und profitieren davon, wenn wir Beispiele mitnehmen und auf unsere Landesverhältnisse übertragen können. Wir hoffen auf eine beständige kollegiale und die städtepartnerschaftliche Zusammenarbeit."
"Sie nehmen auch unsere Probleme mit und können so vielleicht bestimmte Entwicklungen vermeiden", sagt Jobst von Schwarzkopf. Vielleicht sei auch ein Austausch mit Betroffenen und Patienten möglich, wenn der fachliche Austausch sich stabil etabliert habe.
ASB Bremen Sozialtherapie, Sebaldsbrücker Heerstraße 42, Telefon 4175860, E-Mail:
sozialtherapie@asb-bremen.de
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