
Es ist Beteiligungstag im Jugendhaus Tenever.
Beteiligungstag zum Stadteilkonzept ist die behördliche Bezeichnung der Aktion des Amtes für Soziale Dienste, die einem Konzept folgt, das im Lidice-Haus mit Beteiligung der AG Jugend und des Amts für Soziale Dienste erarbeitet worden ist. Karin Lachmund vom Amt für Soziale Dienste, Fachdienst Junge Menschen, Anne Dwertmann, Geschäftsführerin des Lidice-Hauses, Zara Tolan, Pädagogin des Jugendhauses, Yasar Kocas, Pädagoge des Alkoholfreien Jugendcafés, und Mudlu Ersan, Pädagoge und Streetworker bei Vaja, sind einige Professionelle, denen die Wünsche der Jugendlichen im Bremer Osten am Herzen liegen, und die täglich professionell zwischen Wünschen der Jugendlichen und knappen Kassen jonglieren.
Dass statt der sonst 25 Jugendlichen in diesem Jahr 50 Jugendliche ins Jugendhaus Tenever gekommen sind, um ihre Wünsche und Forderungen zu benennen, liegt vielleicht am neuen funktionierenden Jugendbeirat in Osterholz mit Michael Awuah. Der Beteiligungstag ist der praktische Anteil von Jugendlichen am Fortschreiben der Stadtteiljugendarbeit und fließt jährlich in das Konzept der mit Jugendarbeit befassten Fachleute ein. Befragt wird zu allen Einrichtungen und Plätzen, die Jugendliche im Stadtteil nutzen, aber auch beispielsweise zu ihrer Mobilität.
Geht es zum Beispiel in Fragen um die Ausstattung von Einrichtungen entstehen Hitlisten durch Mehrfachnennungen, die im später folgenden Fachgespräch dazu dienen, Aktualität und Qualität der Jugendarbeit zu sichern. Die Mittel für Jugendarbeit waren jahrelang festgeschrieben und sind nun angepasst worden, was bedeutet: Der Gesamtetat ist von 820 000 Euro auf 857 000 Euro aufgestockt worden. Doch Festkosten der Einrichtungen für Heizung oder Personal sind bereits jahrelang kontinuierlich gestiegen. Ebenso die Anforderungen an die Pädagogen, die sich ohne Übersetzer teilweise kaum in der Lage sahen, jugendlichen Flüchtlingen angemessen zu begegnen und in ihren Nöten zu helfen.
Aus dem Budget werden nicht nur fünf Einrichtungen von St. Petri, das DRK-Kinder- und Jugendhaus am Hahnenkamp und der Jugendtreff Blockdiek mit ihren stets steigenden Kosten unterhalten. 11 600 Euro wurden, nach erkannten sprachlichen Schwierigkeiten, als Extraposten für Sprachmittler in den Einrichtungen bewilligt.
„Leider werden wir oft nicht richtig gesehen. Wir sind Mittler zwischen Schule und Jugendlichen. Wir sind Ansprechpartner, und Jugendliche können sich nur öffnen, wenn wir Zeit für sie haben. Unsere Arbeit ist wichtig“, erklärt Zara Tolan. „Ich bin seit 22 Jahren tätig“, bemerkt Yasar Kocas, den viele Jugendliche, ebenso wie Zara Tolan, freundschaftlich begrüßen. Tolan: „Die Jugendlichen vermissen, dass ihre Wünsche gesehen werden. Zum Beispiel werden bei Behörden ihre Unterlagen weggesteckt statt angesehen. Daher gehen wir als Vertrauenspersonen auch mit zu Behörden.“
Inzwischen sind im Saal die Ergebnisse der vier Arbeitsgruppen gut sichtbar an Stellwänden zu lesen, und nach der kurzen Pause, in der das Jugendhaus zwei Suppen anbietet, können die Jugendlichen ihre Gruppenergebnisse selbst den anderen vorstellen.
„Was ist dir im Bezug auf Jugendeinrichtungen wichtig“, „Was fehlt dir …“, „Was müsste im Stadtteil verbessert werden“, „Wenn du einen perfekten Ort für Jugendliche im Stadtteil gestalten dürftest, was wäre wichtig, wie sähe das aus“ – das sind Fragen, mit denen sich die 50 Jugendlichen intensiv beschäftigt haben. Und es wirkt wie ein Wunschkonzert, doch die Wünsche die da verkündet werden, sind viel bodenständiger, als zu erwarten gewesen wäre – vielleicht eine Reaktion auf jahrelange Kürzungen von Leistungen im Jugendbereich. W-Lan, mehr Ausflüge, Rap-AGs, Fußball spielen und als materiell größter Wunsch der Umbau eines kaum noch bespielbaren Schotterplatzes zum Kunstrasenplatz, Kino- und Schwimmbadbesuch, Theater AG, längere Öffnungszeiten und Feten mit Übernachten und Frühstück, Schmink-Workshops und Musikräume mit Instrumenten und Aufnahmemöglichkeit, bessere Beleuchtung, Austausch mit ausländischen Jugendeinrichtungen, Open-air-Kino und Sicherheitsdienste bei Veranstaltungen, all das sind Wünsche dieser Osterholzer Jugendlichen, die verlesen werden.
„Die hören uns wirklich zu. Sie versuchen, immer eine Lösung zu finden“, begeistert sich der Jugendbeiratssprecher Michael Awuah. „Ich trage jetzt als Jugendbeirat mehr Verantwortung. Mein Zeitaufwand ist sehr unterschiedlich. Ich stehe vor dem Abitur“, sagt Awuah, der sich vorstellen kann, Jugendarbeit zu seinem Beruf zu machen.
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