
Die Medienbox ist zwar kein Präsent für die Ewigkeit, aber dafür hat die Stadtteilbibliothek Vahr die Kisten mit je 44 Medieninhalten als Dauerleihgabe den Übergangswohnheimen überlassen. Jede Medienbox ist gefüllt mit Literatur zum Lesen und Sprache lernen. Darunter sogenannte Tiptoi-Bücher mit Lesestift, Wimmelbücher zum Thema Bremen, Bilderwörterbücher für Kinder und Erwachsene, aber auch spezielle Literatur zum Thema „Neu in Deutschland“ mit passenden Wörterbüchern.
„Die Medienbox kann drei Monate hier bleiben, danach werden wir fragen, ob etwas Neues gebraucht wird oder irgendwelche Inhalte ausgetauscht werden müssen“, erklärte Mareike Strechel den weiteren Ablauf. „Anschließend werden wir die Leihzeit der Box einfach wieder für drei Monate verlängern“, kündigte die 24-Jährige an. Strechel arbeitet als bibliotheks-pädagogische Mitarbeiterin in der Stadtteilbibliothek Vahr und hat eine Medienbox dem Übergangswohnheim der AWO in der Ludwig-Quidde-Straße übergeben. Das Ziel sei, den Flüchtlingen im Heim das Erlernen der deutschen Sprache mit Hilfe spezieller Literatur zu erleichtern. Nachdem die Mittel dafür vom Senator für Kultur bereitgestellt wurden, hat die Stadtbibliothek Bremen die Aufteilung der Kisten koordiniert.
Gespielt und gelesen
Weil es im Stadtteil Vahr zwei Übergangswohnheime der AWO an der Bardowickstraße und an der Ludwig-Quidde-Straße gibt, war die Stadtteilbibliothek Vahr für die Übergabe zuständig. Beiden Heimen wurde je eine Medienbox zur Verfügung gestellt. Strechel erinnerte sich auch an die Übergabe in der Bardowickstraße, die einige Tage vorher stattfand und etwas anders verlief. In den Sommerferien besuchten nämlich Mitarbeiter der Bibliothek das Heim, um dort wöchentlich für eine Stunde mit den Flüchtlingskindern zu spielen und Bücher zu lesen.
Um die Interaktion aber zu fördern, statteten die Bewohnerinnen und Bewohner im Gegenzug der Stadtteilbibliothek Vahr einen Besuch ab. Es war die passende Gelegenheit, um die erste Medienbox an das Übergangswohnheim in der Bardowickstraße zu übergeben. „Diese Literatur ist ein sehr guter Einstieg, und der Zugang zu Büchern wird gefördert. Natürlich erhoffen wir uns dadurch auch, dass die Heimbewohner öfter den Weg zu uns in die Bibliothek finden“, sagte Strechel, die selbst in der Vahr lebt. Besonders erfreut sei sie am Tag der Übergabe auch über das Interesse der Besucher gewesen. Denn von der eigens für die Heimbewohner angebotenen Möglichkeit, sich kostenlos einen Bibliotheksausweis ausstellen zu lassen, hätten gleich mehrere Besucher Gebrauch gemacht. Ein kleines Mädchen lieh sich sogar ihr erstes Buch aus. Die Gewoba unterstützte die Aktion. indem sie zwei Taxis zur Verfügung stellte, mit denen die Besucher zur Bibliothek und zurück ins Wohnheim gefahren wurden. „Sehr erfreut und sehr dankbar“ über die Medienbox war auch Moussa Dieng. Er ist der Heimleiter des Übergangswohnheims in der Ludwig-Quidde-Straße und weiß solche Momente zu schätzen, denn sie seien selten.
Der 31-Jährige aus Findorff ist für das größte Wohnheim der AWO in Bremen zuständig. Mehr als 260 Menschen würden derzeit in der Einrichtung in der Ludwig-Quidde-Straße betreut. Die meisten seien Kriegsflüchtlinge aus Syrien, viele würden aber auch aus Afrika und anderen arabischen Ländern stammen. „Es passiert leider nicht mehr oft, dass Leute auch auf uns zukommen, die Haltung gegenüber Flüchtlingen ist derzeit einfach zu negativ geprägt“, sagte Dieng. „Egal, wo wir die Heimbewohner anmelden wollen, wir werden leider oft einfach ungerne gesehen,“ sagte Dieng, „deshalb sind wir besonders erfreut über diese Aktion, bei der die Leute einfach auf uns zukommen.“
Mit nur zwei Sprachvermittlern, also Übersetzern, die die meistgesprochenen Sprachen in den Heimen beherrschen, müssten die Übergangsheime die bürokratischen Aufgaben der Flüchtlinge bewältigen. Da Russisch beispielsweise nicht hinreichend bedient werden könne, würden oft die russisch sprechenden Hausmeister aushelfen.
Dieng weiß, dass viele der untergebrachten Flüchtlinge Analphabeten sind. Trotzdem bekräftigte er den Nutzen der Medienbox. Vor allem bei der täglichen Betreuung würde die spezielle Lektüre Lernprozesse fördern. „Wir haben eine Mitarbeiterin, die sich im Heim um die Mal-, Sport- und Kindergruppen kümmert, alleine ihr wird die Medienbox mit Sicherheit sehr bei ihrer Arbeit helfen“, glaubt Dieng.
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