
Bereits am Sonnabendmittag kann Nachbarschaftsmanagerin und Organisatorin Beate Pellegrino ein positives Zwischenfazit zum Sommerfest Vahradies ziehen: „Ich bin angenehm überrascht, es ist jetzt schon besser als im vergangenen Jahr.“ Der langgezogene Aufbau mit dem Markt der Besonderheiten und der lebendigen Spielpassage sowie den Verpflegungsständen am Bispi-Nachbarschaftstreff ginge gut auf, sagt die Gewoba-Mitarbeiterin aus Walle. „Es gibt wenig, was für das nächste Mal zu verändern wäre.“ Die erfreuliche Bewertung zu diesem Zeitpunkt liegt auch daran, dass sich das Wetter bis auf kleinere Ausnahmen wohlwollend zeigt. Bereits am Morgen hatte sich Beate Pellegrino als eine der ersten einen Überblick über den Markt verschafft, auf dem Hobbykünstler aus Bremen und Umgebung erstmals ihre Produkte anbieten. Neben ihrem persönlichem Höhepunkt, dem Netzwerken, findet sie dabei besonderen Gefallen an selbstgemachten Postkarten, Anhängern und Marmelade. Für letztere ist Lilo Sathoff-Gröhe verantwortlich, ebenso wie für flauschige Stricksocken. Sie ist es auch, über die ihre Freundin Monika Brinkmann zum Vahradies gekommen ist. Gleich nebenan bietet die Rentnerin selbstgenähte und mit Raps gefüllte Kühl-Mäuse an. „Gegen Insektenstiche, Zahnschmerzen und Beulen. Und zum Trösten“, sagt sie. „Gerade für kleine Kinder sind Kühlpakete aus dem Eisfach nämlich oft zu stark.“ Seit April ist Monika Brinkmann aus Obervieland im Ruhestand. Vorher hat sie an der Grundschule in Grolland unterrichtet und viel mit den Kindern gebastelt. Das hat sie beibehalten und vor drei Jahren die patenten Kühl-Mäuse entwickelt. „Handarbeit macht mich einfach glücklich, besonders das Falten von Papiersternen ganz ohne Klebstoff“, sagt sie und strahlt. Die Sterne bietet sie in grün-weißer Werder- oder roter Weihnachtsoptik an. Das Sommerfest gefällt ihr sehr gut. Viel größer als sonst sei es und habe mit all den Kreativen einen anderen Touch im Vergleich zum Flohmarkt der Vergangenheit. Besonders kann sie die sehr aufwendig und frisch produzierte Rosenblütenmarmelade ihrer Freundin empfehlen.
Ein anderes kulinarisches Highlight findet sich am Paella-Stand in der Verpflegungsecke. Schon mittags ist die zweite große Pfanne geleert, von den 200 vorbereiteten Portionen also schon knapp die Hälfte verputzt. „Bei dem Tempo wird es nicht bis zum Abend reichen, befürchtet Andrea Michaelis vom Familien und Quartierszentrum und Förderwerk Bremen. Dort steht die spanische Delikatesse immer wieder auf dem Speiseplan und wurde aufgrund ihrer Beliebtheit kurzerhand fürs Vahradies angeworben. Die Projektleiterin ist begeistert vom Sommerfest: „Besonders für die Gegend der Gartenstadt Vahr ist es toll. Hier passiert sonst meist eher wenig.“ Auch im Hinblick auf die in der Bardowickstraße untergebrachten Flüchtlinge formuliert sie die Ziele des Fests: „Wir wollen die Leute mischen und Anonymität abbauen. Alle sollen hier richtig ankommen und Nachbarn werden.“
Im Gepäck haben Michaelis und ihre Kollegen zur Unterstützung einen Anhänger mit Zelt, Hüpfburg, Minigolfanlage und Trimmgeräten. Andrea Michaelis selbst kommt aus Habenhausen, identifiziert sich aber mit der Vahr und ist glücklich hier zu arbeiten. Besonders freut sie sich auf die für später angekündigte Seniorentrommelgruppe und ihr ältestes Mitglied: eine 95-jährige Dame. Bei der Gruppe geht es auch darum, ältere Menschen vor der Einsamkeit zu bewahren. Wie überhaupt viele der mitwirkenden Initiativen das Gute für die Menschen in der Vahr im Sinn haben.
Der Vorlauf zum Vahradies war lang. Schon beim letzten Durchgang stand das aktuelle Datum fest, intensiv laufen die Vorbereitungen seit März. „DJ Toddy muss früh gebucht werden“, erklärt Beate Pellegrino. Der Alleinunterhalter und Animateur hat neben seiner Stimmungsmusik über 2000 Lollies mitgebracht. Die will er nun loswerden und versammelt etliche kleine Besucher vor der Bühne. Für die Nachbarschaftsmanagerin selbst ist in dem Moment Entspannung angesagt. Sie nutzt die Gelegenheit zum Runterfahren und Genießen, wie sie sagt.
Alle Beteiligten sind gleichzeitig auch Besucher des Fests und haben viel zu entdecken. Die Gäste tauschen sich an den Markt- oder auch Grill- und Eisständen gut gelaunt aus. Auf den umliegenden Balkonen sitzen Anwohner und beobachten das bunte Treiben. Vielleicht gesellen sich später einige mehr von ihnen dazu, Platz wäre jedenfalls noch zur Mittagszeit. „Dies ist keine Massenveranstaltung“, betont Beate Pellegrino und verweist zufrieden auf das ständige Kommen und Gehen von Jung und Alt. Es sei immer Bewegung im Vahradies und eine richtig schöne Volksfeststimmung.
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