
Arbergen. "Bremer Architekten sind es nicht gewohnt, am Hang zu bauen", sagt Ulrich Tilgner aus Findorff. Doch bei ihrem Bauprojekt in Arbergen mussten der Architekt und seine Kollegen von der Ulrich Tilgner Thomas Grotz Architekten GmbH dann doch einmal in dieser Dimension denken. Denn am Hang des sogenannten Mühlenberges entstand im vergangenen Jahr das Stiftungsdorf Arberger Mühle.
Zum Tag der Architektur am vergangenen Sonntag präsentierten mehrere Bremer Architekten zwölf Gebäude in den Bremer Stadtteilen. Im Bremer Südosten wurde neben dem kirchlichen Gemeindezentrum samt Kita in Blockdiek auch das Stiftungsdorf Arberger Mühle vorgestellt. Bauherrin ist die Bremer Heimstiftung.
"Als erstes sieht man die Mühle", sagt Tilgner und verweist dabei auf eines von zwei Wahrzeichen des Stadtteils. Ein weiteres sei der Kirchturm. Direkt neben der Mühle und zwischen den Einfamilienhäusern eine Wohnanlage für Senioren bauen zu wollen, war also alles andere als einfach. Auf dem Grundstück des Eigentümers Werner Möller standen zuvor Obstbäume und weideten Schafe. Das sei alles zusammen mit der denkmalgeschützten Mühle mehr oder weniger heiliges Land gewesen, sagt Tilgner.
Bevor also irgendein Grundstein gelegt werden konnte, nahm Werner Möller den Architekten mit auf eine Radtour durch den Stadtteil. Dabei bekam er ein Gespür dafür, wie sensibel und behutsam er mit dem Bauvorhaben an diesem besonderen Ort umgehen musste. Bis ins kleinste Detail wurde alles gezeichnet. Bei einem Makel müsse der Fehler in der Zeichnung gesucht werden oder beim Bau selbst. "Wir sind für alles verantwortlich", sagt Ulrich Tilgner.
Wichtig war ihm dabei, dass sich die Wohnanlage in die Landschaft einfügen lässt. "Die Mühle soll Teil der Wohnanlage werden", sagt Tilgner. Daher entwarfen sie unter anderem ein Gebäude, dessen Struktur an ein Mühlenblatt erinnern soll. Auch erwecken die grauweißen Bausteine den Eindruck von Mehl.
Doch nicht nur die Mühle stehe im Mittelpunkt der architektonischen Schöpfungskraft. Denn immerhin sollte an diesem Standort eine altersgerechte und barrierefreie Wohnanlage entstehen. Neben der perfekten Anpassung an die Umgebung war es Tilgners Traum, dass ein Betrachter immer wieder neue Blickwinkel erkennt und ein Urlaubsgefühl aufkommt. Daher gebe es auch kein großes Eingangstor, stattdessen allerdings einen großen Platz. Dieser diene auch als Symbol der Heimstiftung, nämlich als Zeichen für Kommunikation und als Treffpunkt.
Petra Augustin aus Findorff nutzte den Tag der Architektur, das Stiftungsdorf näher unter die Lupe zu nehmen. Aus ihrer Sicht als Psychologin wurde bei der Umsetzung des Projektes gut in die Zukunft gedacht. "Ich bin beeindruckt, welche technischen Möglichkeiten an alte Menschen herangetragen werden", sagt Augustin. Denn im Rahmen eines Projektes zwischen der Bremer Heimstiftung, dem Studiengang kognitive Neuroinformatik der Universität und der Kommunalpolitischen Arbeitsgemeinschaft Arbergen soll älteren Menschen das Leben mit technischen Dingen erleichtert werden, wie zum Beispiel steuerbare Rollläden durch ein Tablet-PC.
Kita integriert
Ihre Freundin Bärbel Munk aus der Vahr ist selbst Architektin und daher interessiert an dem Arberger Bauprojekt. Vor allem, dass eine Kita in der Anlage integriert wurde, gefällt ihr sehr gut. Dadurch würden ältere Menschen nicht isoliert werden, und auch die Kinder profitieren von dem Umgang mit den Senioren.
Zu guter Letzt wurde auch die Außenanlage durch Landschaftsarchitekten gestaltet. "Es gibt viele Gebäude, wo Außenanlagen als Überbleibsel gesehen werden", sagt Landschaftsarchitekt Christoph Theiling aus dem Peterswerder. Daher sei das eine weitere Besonderheit der Wohnanlage.
"Die Außenanlage ist das Kleid des Hauses", betont Ulrich Tilgner. So kam es, dass Christoph Theiling und seine Partner von der Protze & Theiling GbR es sich zur Aufgabe machten, aus dem Mühlenberg mit der Mühle, dem alten Bauernhaus und der neuen Anlage ein Ganzes zu machen.
Die Grundstücksgrenze sei fließend, und die umliegende Vegetation wurde mit integriert. Sie wollten Orte anbieten, die nicht von vornherein überladen sind, sondern nach und nach von den Bewohnern in Besitz genommen werden. "Man muss etwas Geduld haben", sagt Theiling. Außerdem sei nichts statisch, sondern alles verändert sich. Langfristig solle es so aussehen, als wenn die Wohnanlage fließend in das Gebiet hineingesetzt worden wäre.
Zur Zeit wird die Mühle noch restauriert und soll künftig für die Mieter des Stiftungsdorfes sowie für Außenstehende zugänglich gemacht werden. Heimleiterin Sabine Bonjer könne sich vorstellen, dass die Verwaltung dorthin umzieht oder auch ein Café in der Mühle eröffnet wird. "Hier soll ein gemeinsames Leben stattfinden", sagt Bonjer.
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