
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Gewerbepark Hansalinie an der Autobahn A1 entstehen in der Hemelinger Marsch derzeit vier Siemens-Windkraftanlagen mit einem Rotordurchmesser von 113 Metern und einer Gesamtleistung von 12,8 Megawatt. Der jährliche Ertrag des Windparks soll ausreichen, um rechnerisch mehr als 8000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Doch damit Lastwagen die Standorte für die neuen Windkraftanlagen erreichen können, mussten neue Wege gebaut werden. Denn um die langen Rotorblätter, die Masten und das Material für die massiven Betonfundamente im Boden zu transportieren, reichte das bestehende Straßen- und Wegenetz nicht aus. Als Material für die neu angelegten Wege kamen sogenannte LD-Schlacken auf den Boden, die aus den Stahlwerken Bremen stammen.
Die Frage nach der Giftigkeit dieser Schlacken und einer damit möglichen Umweltbelastung stand im Mittelpunkt der Sitzung des Fachausschusses „Umwelt und Lärm im Ortsamt Hemelingen. Zwar hatte der Fachausschuss dem Bau der neuen Windkraftanlagen zugestimmt, er sei aber über die notwendige neue Zuwegung nur unzureichend informiert gewesen, kritisierte Ralf Bohr (Grüne). Als Experten für die umstrittene Zuwegung waren Rainer Bewer vom Senator für Umwelt, Bau und Verkehr und Michael Hilsmann von der Firma Energiekontor eingeladen, die die Windkraftanlagen in der Hemelinger Marsch errichtet.
Die Sorge des Fachausschusses, die LD-Schlacke als Material für die Wege enthalte Umweltgifte, versuchte Rainer Bewer zu entkräften: Es handele es sich um einen vielfach verwendeten Baustoff, der ungefährlich sei. Die Grenzwerte für Schadstoffe wie das giftige Chrom seien bei der LD-Schlacke deutlich unterschritten, wie zahlreiche Überprüfungen ergeben hätten. Der Gehalt an Chrom sei geringer als der in Zement, sagte Bewer. Allerdings müsse bei der Verwendung der LD-Schlacken für den Wegebau ein Mindestabstand von einem Meter zum Grundwasser eingehalten werden.
Auch Michael Hilsmann von Energiekontor betonte, dass die LD-Schlacke überall im Straßenbau eingesetzt werde, und bisher habe es nie Probleme damit gegeben, auch nicht mit der Staubentwicklung. Eine Material-Alternative für die Wege wäre zwar zum Beispiel auch Naturstein, doch der sei in seiner Kohlendioxid-Bilanz deutlich schlechter, da man lange Transportwege aus Norwegen hätte in Kauf nehmen müssen.
Ein Diskussionsteilnehmer weist jedoch darauf hin, dass nach Erfahrungen der niedersächsischen Landesforsten entlang von Waldwegen, die mit LD-Schlacke bestückt wurden, Bäume und Vegetation komplett abgestorben seien. Mehrere Landkreise in Niedersachsen hätten die Verwendung dieser Schlacke bereits verboten.
Eine weiterer Teilnehmer hinterfragt, ob der notwendige Abstand zum Grundwasser, der in der Hemelinger Marsch derzeit bei durchschnittlich 1,20 Meter liege, langfristig eingehalten werden könne – angesichts der Tatsache, dass der Grundwasserspiegel stetig steige. Auch, dass für den Transport der langen Rotorblätter auf Transportern die Hecken entlang der Zuwegungen bis auf den Stock heruntergeschnitten wurden, bildete einen Kritikpunkt.
Der Beirat beschäftigte sich zudem mit der Lärmbelästigung im Gewerbegebiet Funkschneise 10. Rund zehn Unternehmen, zum Beispiel aus der Automobilindustrie und dem papierverarbeitenden Gewerbe, sind dort inzwischen ansässig. Bei der Beseitigung von Bahnschienen war es nachts zu erheblichem Lärm gekommen. Dabei wurde vor allem die zu kurzfristige Mitteilung seitens der Behörde über die anstehende Lärmbelastung kritisiert. Eine Anwohnerin beschwerte sich auch über die erhebliche Lärmbelastung durch die Firma Hirsch, die im Gewerbegebiet Metallverwertung und -handel betreibt.
Hohe Temperaturen lassen Metalle wie Eisen oder Kupfer aus dem Erz herausfließen. Zurück bleiben die sogenannten Schlacken – Gestein als Abfallprodukt. Im Sinne der Ressourcenschonung werden diese Schmelzrückstände inzwischen meist wiederverwertet, als sekundäre Rohstoffe kommen sie vor allem im Bauwesen und im Straßen-und Wegebau zum Einsatz. Die sogenannten LD-Schlacken entstehen in Stahlwerken und werden außer als Straßenbaustoff auch als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt. Wegen ihrer möglichen Rückstände an Schwermetallen gerieten die LD-Schlacken zunächst in Verdacht, giftig für die Umwelt zu sein. Mehrere Studien, darunter auch eine von Greenpeace in Österreich, haben jedoch die Unbedenklichkeit der LD-Schlacken nachgewiesen. Vor allem das krebserregende Chrom ist in diesen Schlacken in geringerer Konzentration enthalten als in anderen Baumaterialien.
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