
Das Dauergrinsen von Joker, dem Erzfeind des Filmhelden Batman, wird einem Gesicht aufgeschminkt, Jacketts werden mit schwarzer Farbe bestrichen, und ballonartige, furchterregende Köpfe entstehen aus Pappmaché – es soll alles so gruselig wie möglich sein, denn das Thema der Stadteil-Oper in diesem Jahr heißt „Albträume“.
An einem Tag des offenen Ateliers bot die Gesamtschule Bremen-Ost (GSO) allen Interessierten im Stadtteil die Gelegenheit, aktiv an den Vorbereitungen teilzunehmen. Und dies bedeutet: Kostüme aussuchen, sie bemalen und zusammennähen, zeichnen oder sich an einer Schminkstation das Gesicht so zu bemalen, dass man auf der Bühne als Zombie durchgeht. Mit rund 8000 Euro aus Mitteln des Förderprogramm Wohnen in Nachhbarschaften werden allein die Werkstätten für die Kostüme und Masken der Aufführung bezuschusst.
Denn Albträume sind meist mit wenig erfreulichen Gestalten bevölkert und durchziehen nicht nur den Schlaf von jedermann, sondern flossen auch in die Bildende Kunst ein, sei es bei Francisco de Goya (1746 bis 1828), bei dem der Schlaf Ungeheuer gebiert oder bei den Traumgesichtern von Johann Heinrich Füssli (1741 bis 1825). Kunst, Musik und Theater fließen in der Stadtteil-Oper zusammen, einem Projekt des Zukunftslabors der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, das in Kooperation mit der Gesamtschule Bremen-Ost (GSO) läuft. „Dabei kommt es zu einem engen Miteinander von rund 450 Beteiligten, vor allem Schülern der GSO mit der Kammerphilharmonie, aber auch Leute aus dem Stadtteil werden ausdrücklich einbezogen“, sagt Mona Heiler, Projektleiterin der Stadtteil-Oper. Die Aufführung Anfang Oktober wird der große Höhepunkt des Vorhabens sein.
Eine Besonderheit des Projekts ist seine Offenheit: Denn alle Bewohner von Tenever können am Tag des offenen Ateliers bei den Vorbereitungen helfen – Kunst für alle, und zwar nicht nur passiv konsumiert, sondern aktiv mitgestaltet. „Alle Interessierten sollen partizipieren können, und für die Schüler der GSO bietet das Projekt ein nachhaltiges Angebot kulturellen Schaffens“, sagt Mona Heiler, „denn nach der Aufführung der Stadtteil-Oper wird gleich die nächste Oper in Angriff genommen. Und das Zukunftslabor bietet den GSO-Schülern noch weitere Projekte an, in denen sie künstlerisch-musikalisch wirken können.“
In der Gesamtschule Bremen-Ost nehmen ganze Klassen am Projekt Stadtteil-Oper teil, die sich für den Musik-, Theater- oder Kunstbereich entscheiden. Ein halbes Jahr lang werden einmal monatlich intensive Vorbereitungen getroffen, von Solo-Theaterproben bis zum Einstudieren der Musikstücke.
Die Musik stellt in der diesjährigen Aufführung besondere Ansprüche, denn es werden impressionistische Stücke, zum Beispiel von Maurice Ravel, Claude Debussy oder Francis Poulenc gespielt, bei der die Streicher- und die Bläsergruppe an der Schule und auch die Big Band gefordert sind. Ein Dirigent der Deutschen Kammerphilharmonie wird die Musik anleiten und die Schüler gemeinsam mit dem Orchester spielen lassen. Mit dabei sind auch zwei ausgebildete Opernsänger, von denen der eine den Zirkusdirektor, der andere die Scheherazade, eine Figur aus den Geschichten aus 1001 Nacht, singen wird.
Bei der Stadtteil-Oper gibt es jedes Mal einen Länderschwerpunkt, der diesmal in Tunesien liegt: „Im September werden tunesische Musiker nach Bremen kommen und Teile ihrer eigenen Stadtteil-Oper in unsere einbauen“, sagt Projektleiterin Mona Heiler, „und im Gegenzug werden im November Schüler der GSO nach Tunesien fliegen und dort etwas aus der Oper `Albträume´ im Koffer haben.“
Die Stadtteil-Oper ist ganz und gar von den Kindern und Jugendlichen selbst gemacht: Sogar die Libretti der Oper werden von Schülern geschrieben, das Werk erfordert also einen enormen Aufwand und Einsatz. Deshalb dauert ein Projekt der Stadtteil-Oper, das sich aus verschiedensten Quellen finanziert, auch etwa anderthalb Jahre, mit einer halbjährigen Intensivphase.
An den Tagen der Aufführung bietet ein großes Zirkuszelt auf dem „Grünen Hügel“ in Tenever Platz für etwa 1000 Leute, die dann mit Genuss und wohl auch leichtem Schrecken in die Welt der Albträume einsteigen können.
Stadtteil-Oper Tenever
Seit 2009 gehört die Stadtteil-Oper regelmäßig als festes Kulturprojekt zum Unterricht an der GSO, und das mit einem äußerst positiven Effekt. Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer stehen gemeinsam mit einem Orchester von Weltrang auf der Bühne. „Der soziale Aspekt ist einmalig, wenn hier die Menschen aus unserem multikulturellen Quartier miteinander zum Erfolg beitragen“, sagt die frühere Schuldirektorin Annette Rüggeberg aus langjähriger Erfahrung. Angefangen hat alles mit der Entscheidung des Orchesters, die Aula der Gesamtschule Bremen-Ost als Probendomizil zu mieten. Mit großem persönlichem Engagement widmen sich die Orchestermitglieder seitdem den gemeinsamen Projekten mit der GSO, die das Ziel haben, individuelles Wachstum und Selbstbewusstsein mittels Musik zu fördern – in einem benachteiligten Stadtteil mit großen sozialen Herausforderungen. Die Zusammenarbeit von Schule und Orchester wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, unter anderem 2007 mit dem Zukunftsaward als beste soziale Innovation. 2009 wurde das Zukunftslabor vom Staatsminister für Kultur zum Modellprojekt ernannt.
Die Stadtteil-Oper 2019 wird am Dienstag, 1. Oktober, und Mittwoch, 2. Oktober, auf dem „Grünen Hügel“, Neuwieder Straße/ Otto-Brenner-Allee, aufgeführt. Ab diesen Montag, 2. September sind Karten im Vorverkauf erhältlich
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