
Es drohte Ungemach durch kleine Scherben: Auf der Baustelle auf dem Ellener Hof haben Archäologen Spuren einer vergangenen Besiedlung gefunden – oft bedeutet das erst mal Baustopp. Doch ein paar Meter weiter von der Stelle, in der die Archäologen noch nach Überresten suchten, stand diesmal einem ersten Spatenstich für ein siebenstöckiges Studentenwohnheim aus Holz nichts im Weg. Dieser Spatenstich ist zugleich der Beginn der Hochbauphase auf dem Ellener Hof.
Obwohl die Funde eher eine Randnotiz darstellten, griffen die Gäste und Redner diesen Zufallsfund doch gerne auf. So Alexander Künzel, Seniorvorsitzender der Bremer Heimstiftung: „Bisher haben wir immer gesagt, dass der Ellener Hof auf eine 150-jährige Geschichte zurückblickt, nun wissen wir aber, dass die Gegend eine 2500-jährige Geschichte hat“, sagte er mit Blick auf Dieter Bischop von der Bremer Landesarchäologie. Dieser sprach von einem „regen Leben“ im und um den heutigen Ellener Hof in alten Zeiten. „Wir haben in den letzten Wochen Keramikscherben, Abfallgruben und Grundrisse von Häusern gefunden“, berichtete er der sichtlich interessierten Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD). Schon beim damaligen Neubaugebiet am Hallacker seien Graburnen gefunden worden. „Ich hoffe, dass auf dem neuen Ellener Hof mal genauso reges Leben herrschen wird“, schloss der Wissenschaftler.
Leben und nicht nur Wohnen – das wünscht sich auch Alexander Künzel, einer der Köpfe hinter der Idee. Sein Rezept: „Vielfalt ist das Kennzeichen des Ellener Hofes!“, gibt er sich überzeugt. Das heißt, dass alte Menschen neben ganz jungen, Familien neben Studenten und Eigenheimbesitzer neben Mietern geförderter Wohnungen leben. Als der Kitt, der das Ganze zusammenhalten soll, kann wohl am ehesten der sozial-ökologische Gedanke des Viertels gelten. Der erste Schritt – oder besser: Der erste Spatenstich – ist nun mit dem Beginn der Bauarbeiten am Studentenwohnheim gemacht. Von den Studenten verspricht sich auch der Osterholzer Beiratssprecher Wolfgang Haase (SPD) einen Impuls für die Ortsteile Ellener Feld und Blockdiek, aber auch für den ganzen Stadtteil Osterholz. „Dieses Quartier ist wie geschaffen für Menschen, die sich für die Zukunft ihrer Erde einsetzen“, stellte er den ökologischen Charakter des neuen Ellener Hofes heraus. Er stelle sich den Ellener Hof als eine Keimzelle vor, aus der das Engagement für Klima und neue Mobilitätskonzepte durch die jungen Menschen in den Stadtteil getragen werde.
Studenten seien in Osterholz bisher rar, aber die Universität und die Hochschulen seien gut mit dem öffentlichen Nahverkehr oder mit dem Fahrrad erreichbar. „Und die jungen Leute werden das Mobilitätskonzept annehmen und zu schätzen wissen“, gab sich Wolfgang Haase überzeugt. Der Ellener Hof wird Bremens zweites Fahrradquartier – Zweiräder und andere Alternativen zum Auto sollen Vorrang bekommen. Nicht zuletzt profitiere auch das Einkaufszentrum von einer ganz neuen Käuferschicht. „Und vielleicht schlägt ja auch der ein oder andere Wurzeln hier.“ Nicht müßig zu erwähnen wurde der Beiratssprecher auch, dass die Idee zu dem Studentenwohnheim in Osterholz geboren wurde, „denn die stammt von Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter.“
Eva Quante-Brandt betonte die Möglichkeiten, die sich den Studenten in Osterholz böten. „Wir haben mit den Kitas, den Schulen und der Kulturaula Orte, an denen sich die Studenten einbringen und mitwirken könnten.“ Es böten sich zum Beispiel Kooperationen mit den Bildungseinrichtungen vor Ort an. „Ich habe ganz viele Ideen, was man hier machen könnte“, sagte die Senatorin, ohne weiter ins Detail zu gehen. Das Studentenwohnheim in einem Stadtteil ohne Wissenschaftseinrichtung könne eine Idee für andere Stadtteile sein, um dort studentisches Leben zu „verankern“.
Der erste Neubau im Stiftungsdorf entsteht mit öffentlicher Unterstützung von 2,8 Millionen Euro mit einer Höhe von 21,45 Metern im sogenannten „Baufeld I“ des Ellener Hofes direkt an der Ludwig-Roselius-Allee. Ressourcenschonend in Holzrahmenbauweise errichtet, soll es künftig energieeffizient bewirtschaftet und nach der Fertigstellung Platz für 66 Appartements bieten. Mit monatlich 350 Euro Warmmiete inklusive schnellem Internet sollen die Preise deutlich unter dem Niveau des freien Marktes liegen. Auf rund 2700 Quadratmetern Gebäudefläche sollen nicht nur Wohnungen, einige davon barrierefrei mit Pantry-Küchen und Duschbädern, sondern auch Gemeinschaftsräume entstehen. Zusätzlich sehen die Planungen Außenflächen für Sport oder Grillabende vor.
Insgesamt sollen 500 Wohnungen für unterschiedliche Nutzergruppen entstehen. Daneben sollen Kultur-, Bildungs, und soziale Einrichtungen das Leben im Quartier bereichern. Eine unerwartete Reminiszenz an die vergangene Zeit bietet sich mit dem vorherrschenden Baustoff Holz des neuen Ellener Hofes, denn dieser war schon vor 2500 Jahren, als schon einmal reges Leben dort tobte, ein bewährter Baustoff. Nun erlebt er an selber Stelle seine Renaissance – zum Beispiel in Form eines Wohnheims für Studenten.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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