
Dicke Luft herrscht offenbar an warmen Tagen am Badestrand des Sodenmattsees. Am sonnigen Ostersonntag zählte ein Polizist in Huchting auf seiner Fahrradstreife nicht weniger als 40 aktive Holzkohlegrills auf dem Sandstrand und der Liegewiese, die mit dichten Rauschschwaden und starkem Geruch nach brutzelndem Fleisch die Gäste belästigten, die zum Sonnenbaden, Spielen und Spazierengehen gekommen waren.
„Das hat Ausmaße angenommen, die nicht mehr tragbar sind“, urteilt der Huchtinger Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann über die aus seiner Sicht beunruhigende Entwicklung am Sodenmattsee. Aus seiner Beobachtung heraus, „hat das Grillen am See so stark zugenommen, dass wir einschreiten müssen“, so der Ortsamtsleiter. Diese Einschätzung teilten am Dienstagabend offenbar alle Mitglieder des Fachausschusses Bau, Umwelt und Stadtentwicklung des Huchtinger Beirates.
Einstimmig haben sie nun einen umfassenden Beschluss verabschiedet, der im Kern auf ein Grillverbot am Strand und der Liegewiese abzielt. Nur auf dem nahe gelegenen Grillplatz soll die Zubereitung von Bratwürstchen, Steak und Grillkäse weiterhin gestattet sein. Ob dieser allerdings groß genug ist, um den Bedarf zu decken, darüber waren sich die Ortspolitiker uneinig.
„Grillen ist was Schönes und dafür sollten wir besonders den Menschen einen geeigneten Platz anbieten, die keinen eigenen Garten dafür haben“, argumentierte Beiratssprecher Falko Bries (SPD). Zusätzlich zum Verbot sei es daher wichtig, Hilfestellung für einen geordneten Ablauf anzubieten wie beispielsweise Müllbeutel, zusätzliche Mülleimer sowie weitere Behälter für heiße Asche. Wenn nötig müsse der Grillplatz eben vergrößert werden, pflichtete André Folkert Minne (Bürger in Wut) bei. „Damit wir auf die Bürger zugehen und das Grillen erlauben – aber nur dort, wo es nicht andere stört.“
„Der Grillplatz kommt sicherlich bei super Wetter an seine Kapazitätsgrenze“, räumte Schlesselmann ein und schlug vor, nochmals vor Ort über eine Ausweitung mit Fachleuten der Stadtverwaltung zu beraten. Helga Gerdes (SPD) warnte indes davor, die legale Fläche zu vergrößern. „Der Platz reicht aus, sonst spricht sich das herum und das Problem vergrößert sich noch“, so die Sozialdemokratin. Fachausschusssprecher Gregor Rietz (CDU) sprach sich ebenfalls gegen eine Erweiterung des Grillplatzes aus, „weil wir den keinesfalls Richtung Liegewiese ausdehnen sollten, aber da wäre die einzige Möglichkeit.“
Im Beschluss fordert der Beirat vom Umweltsenator nun vorerst keine Platzerweiterung, dafür aber die Anordnung zahlreicher Verbote und Gebote, die auch am Werdersee seit einigen Jahren gelten: So soll beispielsweise künftig das Anzünden und Abbrennen von offenen Lagerfeuern untersagt sein. Grillen wäre dann nur noch auf dem ausgewiesenen Platz in der Zeit von 9 bis 21 Uhr erlaubt. Wer gegen die neuen Regeln verstoßen sollte, muss mit Verwarnungen oder Bußgeldern rechnen.
Weil manche Grillfans gedankenlos ihre heiße Kohle im Sand verbuddeln oder achtlos am Rand der Wiese entsorgen, haben sich offenbar auch schon Kinder an den Füßen verletzt, teilt zudem der Huchtinger Revierleiter Ralf Werner auf Nachfrage mit. Außerdem würden auch längst nicht alle, die am Seeufer grillen, ihren Müll auch wieder mitnehmen, berichtete zudem der Leiter der benachbarten Stadtteilfarm Huchting, Jürgen Rieche, dem Umweltausschuss. Auch Grillabfall neben den ohnehin überfüllten Tonen sei problematisch, weil der Wind und Krähen den Unrat großflächig verteilen würden. „Die vorhandenen Mülltonnen reichen nicht aus und es wird zum Teil auch recht spät erst geleert“, so Rieche.
Die Nachricht von Rieche, dass sich auch Ratten durch den vorhandenen Müll immer weiter verbreiten würden, wertete die stellvertretende Ausschusssprecherin Marina Mollenhauer-Thein als Alarmsignal. „Wir dürfen die wichtige Arbeit auf der Farm nicht durch das Müllproblem gefährden“, warnte die sachkundige Bürgerin.
Einigkeit bestand zwischen den Huchtinger Ausschussmitgliedern in der Frage, dass im neuen Regelwerk deutlich werden sollte, dass der eigene Müll wieder mit nach Hause genommen werden sollte und nicht auf den Boden oder neben überfüllte Tonnen gehört. Sabine Radke (FDP) wies darauf hin, dass im Falle der Anordnung durch die Umweltbehörde die Regeln auch in grafischer Darstellung am See angebracht werden müssen, „weil die Sprachkenntnisse der Nutzer sehr unterschiedlich sind.“
Michael Horn (Linkspartei) forderte außerdem, die Toiletten nicht nur an den Wochenenden, sondern flexibler an warmen Tagen zu öffnen, damit unschöne Hinterlassenschaften nicht weiterhin das Seeufer verunreinigen. „Außerdem würde ein Imbiss vielleicht dafür sorgen, dass der ein oder andere Grill ausbleibt“, schlug Horn vor. Der Ortsamtsleiter kündigte daraufhin an, mit dem bereits existierenden Pächter, der dort gelegentlich Eis verkauft, Gespräche aufzunehmen.
„Wenn diese Verbote und Gebote angeordnet sind, haben Polizei und Ordnungsdienst jedenfalls endlich eine Handhabe, die momentan noch nicht besteht“, stellte Ortsamtsleiter Schlesselmann in Aussicht. Bevor die neuen Verhaltensregeln in Kraft treten können, muss die Umweltbehörde den Beschluss aber zunächst noch prüfen.
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