
Die Folgen der Corona-Pandemie machen auch vor sozialen Projekten nicht Halt – und doch gibt es sie, und ein besonderes Projekt wird sich demnächst sogar vergrößern.
„Das ist unser Geschäft – der Verkauf von gebrauchten Waren und die Schaffung von sinnstiftenden Arbeitsplätzen“, sagt etwa Jobst von Schwarzkopf vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) über das Sozialkaufhaus im ehemaligen Eisen-Werner-Laden in Hemelingen. Der ASB ist einer der Träger, die das Sozialkaufhaus betreiben, die Innere Mission und die Gröpelinger Recycling-Initiative die beiden anderen Akteure.
Und das Geschäft läuft so gut, dass in ein paar Monaten der Umzug in die neuen Räumlichkeiten abgeschlossen sein wird. „Mit ein wenig Glück ist am 15. April die Eröffnung“, sagt von Schwarzkopf über den neuen Laden, der dann ein paar Häuser weiter einzieht und anschließend an der Ecke zur Grete-Stein-Straße seine Waren anbieten wird. Bereits 2007 habe es erste Gespräche für ein neues Gebäude gegeben, „das war noch im Sanierungsplan bezüglich des Hemelinger Tunnels. Die Fläche sollte bebaut werden und uns war klar, dass dort eine soziale Initiative rein sollte.“ Im neuen Laden werde dann mit 620 Quadratmetern ein Drittel mehr Fläche als im Eisen-Werner zur Verfügung stehen. Und nicht nur der Laden wird dort Platz finden, in den Stockwerken darüber entstehen Büros des ASB und voraussichtlich auch Wohnungen für psychisch Kranke. Zurzeit wird am Innenausbau und am Fahrstuhl gearbeitet, der integrierte Altbau erhält ein neues Dach. Die Größe der Räumlichkeiten wird auch in den Zeiten der Pandemie von Vorteil sein, schätzt er: „Corona wird uns noch ein bis zwei Jahre beschäftigen. Hier kann man gut lüften und kleine Konzerte und Lesungen mit Abstandsgebot und Hygienemaßnahmen veranstalten und auch dafür sorgen, dass Hemelingen ein wenig belebt wird.“ Für ihn steht schon jetzt fest: „Das neue Gebäude ist das Tor zu Hemelingen.“
Der Eisen-Werner-Standort werde aber erhalten bleiben, sagt Jobst von Schwarzkopf: „Wir bleiben so lange hier und werden das Kaufhaus weiter betreiben, falls es länger dauern sollte. Und nach dem Umzug soll hier eine Holz- und Fahrradwerkstatt aufgemacht werden.“
Momentan arbeiten drei Menschen mit Förderung im Sozialkaufhaus und ein Mitarbeiter von Werkstatt Bremen. Eine weitere Kraft arbeitet für 15 Stunden pro Woche, eine Vollzeit und eine in einer Maßnahme der Inneren Mission, genannt „Freiwilliges Soziales Engagement“, in der sich Menschen ehrenamtlich engagieren können. „Und wir werden in unserem neuen Kaufhaus mehr Mitarbeiter einstellen und, wenn möglich, das Kaufhaus und die Werkstatt vernetzen.“
Zumeist werden Langzeitarbeitslose eingestellt und solche, die von psychischen Problemen betroffen sind. Für Leute, die unmerklich die soziale Leiter abgestiegen sind, formuliert Jobst von Schwarzkopf. „Es gibt eine familiäre Haltung hier, was für den Arbeitsmarkt schädlich ist“, sagt er, „hier braucht es Flexibilität. Von seelischer Erschütterung Betroffene brauchen einen geschützten Rahmen.“ Diese Menschen könnten beispielsweise morgens anrufen und sagen, dass sie nicht zur Arbeit erscheinen können. „Wenn sich eine Krise anbahnt, kann man innerhalb von 24 Stunden handeln“, erklärt er einen Vorteil des Arbeitsplatzes im Sozialkaufhaus. „Wenn der Mensch bereit ist, zum Arzt zu gehen, kann innerhalb dieser Zeit der Dienst für ihn aufgebaut werden.“ Wobei allen Trägern, die solch eine Hilfe anbieten, bewusst sei, dass auch Suizid vorkommen könne: „Aus Verzweiflung, aus einem seelischen Druck heraus geschieht dann die Tat.“ Auch, um diesen Menschen eine verbesserte Betreuung anbieten zu können, wird es im Neubau eine Wohnbetreuung geben: „Im Hintergrund ist jederzeit ein beschützender Dienst.“
Neben dem Menschen steht auch Nachhaltigkeit im Fokus: „Wir wollen die Waren, die wir jetzt verkaufen, auch weiterhin verkaufen. Und ökologisches Wirken weiter fördern.“ Für ihn ist es ein „Nebenwiderspruch, dass wir in einer Produktschwemme leben und die Dinge nach einer gewissen Zeit neu gekauft werden. Davon müssen wir wegkommen.“ Deshalb gebe es auch bald das Repaircafé, zudem soll das Kaufhaus ein Sammelort werden für Gruppen, die in diesem Zusammenhang stehen, für den Nabu etwa oder die Initiative gegen Lärm in Hemelingen. „Dafür sind Fördermittel nötig, da braucht man Leute und die muss man finanzieren können.“
Vorstellbar sei für ihn auch ein Modell wie in Belgien, wo es eine Prämie für Wiederverwertung gebe: „Repaircafés werden dort gefördert, das hat dort einen richtigen Boom ausgelöst.“ Der Gedanke der Nachhaltigkeit sei noch stark auszuschöpfen, in diesem Sektor entwickele sich etwas, meint er. Das und die Möglichkeit, den Menschen, die durch psychische Krankheiten oder Langzeitarbeitslosigkeit nicht mehr in der Lage sind, im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, Räume zu schaffen, ist ein Grundgedanke des Sozialkaufhauses: „Und das Kaufhaus ist ein Lebensraum. Nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten wäre es nicht möglich, das Kaufhaus mit diesen Menschen zu betreiben. Deshalb müssen Fördermittel beantragt werden. Da ist noch viel zu tun.“
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